Wirbel im US-Wahlkampf: Nur vier Monate vor der Präsidentschaftswahl im November steht bei den Demokraten eine neue Kandidatin an der Spitze. In wenigen Tagen soll Kamala Harris offiziell nominiert werden. Maybrit Illner nahm das zum Anlass, um zu fragen: "Wie schmutzig wird der US-Wahlkampf?" Während sie von einer Reaktion von Spahn erstaunt war, sprach der amerikanische Historiker Adam Tooze von einer Gefahr, die "den Menschen in den Knochen steckt."

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Marie Illner dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Am 1. August wollen die Demokraten es offiziell machen und die bisherige Vize-Präsidentin Kamala Harris als ihre Präsidentschaftskandidatin nominieren. Der Wechsel vier Monate vor den Wahlen, ausgelöst durch den Rückzug von Joe Biden, wirbelt die Kampagne der Demokraten durcheinander.

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Aber auch die Republikaner sind gefragt, sich auf eine neue Gegenkandidatin einzustellen. Plötzlich der alleinige alte weiße Mann zu sein, gefällt Trump bereits jetzt nicht.

Das ist das Thema bei "Illner"

Der Sendungstitel von Maybrit Illner am Donnerstag (27.) lautete: "Harris gegen Trump – Wie schmutzig wird der US-Wahlkampf?" Dabei warf die Moderatorin mit ihrer Runde einen Blick auf das Momentum, welches die demokratische Kandidatin Kamala Harris nun umgibt. Wie stehen ihre Chancen? Bei wem kann sie punkten? Die Runde brachte aber auch auf den Tisch, was Deutschland mit einem künftigen Präsidenten Trump erwarten würde und welche Vorkehrungen zu treffen wären.

Das sind die Gäste

Hubertus Heil (SPD): "Wir stellen uns auf jede Konstellation ein. Das Wichtigste vor unserer Haustür ist die Situation in der Ukraine", so der Minister. In der Ukraine und ihren Nachbarländern bestehe eine Sorge: Hinter Trumps Ankündigungen könnte die Idee stecken, über die Köpfe von diesen Ländern hinweg einen Deal mit Putin zu machen. "Wir müssen uns darauf einstellen, im Fall einer Wahl Trumps viel Kraft aufwenden zu müssen, um deutlich zu machen, dass man nicht ohne die Nato und die Ukraine entscheidet", so Heil.

Jens Spahn (CDU): Der CDU-Politiker, der zuletzt Trumps Parteitag besucht hatte, sagte über den Wahlkampf: "Da ist eine Aggressivität, da ist eine Wortwahl, wie wir das hier in Deutschland nicht kennen." Die Gesellschaft sei tief gespalten und die Blöcke verhärtet. Nur eine kleine Minderheit, wenige 100.000 Stimmen, würden am Ende entscheiden, wer Präsident wird.

Constance Chucholowski: Die Vorsitzende von "Democrats Abroad Berlin" meinte, Harris könne vor allem junge Menschen und schwarze Frauen mobilisieren. "Das sind genau die Wählergruppen, die die Demokraten brauchen werden." Die Wähler, die zuletzt gesagt hätten, sie gehen nicht zur Wahl, weil nur zwei alte weiße Männer kandidieren, habe Harris zurück in den Wahlkampf gebracht.

Adam Tooze: "Das halte ich für eine Fehleinschätzung", sagte der Wirtschaftshistoriker über die Bezeichnung von Harris als linke Demokratin. Sie komme vielmehr aus der "Big-Tech-orientierten kalifornischen Linie" und habe "zentristische" und eher "unternehmerorientierte" Positionen. "Das ist ein 'Talking-Point' der Republikaner und hat mehr mit ihrer Hautfarbe und ihrem Geschlecht zu tun", sagt Tooze über das Framing.

Frederik Pleitgen: Der CNN-Auslandskorrespondent sagte: "Kamala Harris hat die wesentlich besseren Chancen als Joe Biden". Den Zeitpunkt für die Entscheidung des Rückzugs hielt er nicht für einen Zufall. "Das hat den Republikanern komplett den Wind aus den Segeln genommen", sagte er. Kurz nach der Entscheidung für J. D. Vance als Vize-Kandidaten auf dem Nominierungsparteitag habe niemand mehr darüber gesprochen, sondern nur noch über Harris.

Das ist der Moment des Abends bei "Illner"

"Wem drückt jetzt Spahn die Daumen?", wollte Moderatorin Illner von Jens Spahn (CDU) wissen. Der entgegnete: "Ich wünsche den USA einen Präsidenten oder eine Präsidentin, die in der Lage ist, das Land zu einen." Das werde für Trump schwierig, aber auch Harris könnte als Demokratin zu links sein. Illner hakte erneut nach: "Aber wen wünscht sich Jens Spahn? Er oder sie?"

Spahn setzte drucksend an: "Ich wünsche mir ...", da ging Illner voll rein: "Ich habe nicht gedacht, dass Sie jetzt zögern!" Spahn erklärte seine Zurückhaltung: Er äußere sich grundsätzlich nicht gerne zu solchen Fragen. Deutschland müsse aus nationalem Interesse allgemein mit einem US-Präsidenten sprechfähig sein. "Ich habe es deshalb als schwierig empfunden, dass Olaf Scholz sich so eindeutig für Biden ausgesprochen hatte", gab er zu.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Zu einem nennenswerten Schlagabtausch kam es am Donnerstag (25.) nicht. Zu einem weiteren denkwürdigen Moment aber schon: Wirtschaftshistoriker Adam Tooze sprach über die Gefahr eines Bürgerkriegs. Man müsse sie "ernst nehmen", sagte er. Er gehe nicht davon aus, dass es zu Gewalt komme, aber "Prozesse der amerikanischen Demokratie könnten grundlegend infrage gestellt werden", sagte er. Mit dem Angriff auf das Kapitol habe man einen Vorgeschmack bekommen. "Das ist das Risiko, mit dem man hier lebt. Diese Gefahr steckt den Menschen hier in den Knochen", so Tooze.


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So hat sich Maybrit Illner geschlagen

Einen Vorwurf muss sich Illner für ihre Sendung am Donnerstag (25.) gefallen lassen: Die Antwort, die der Sendungstitel versprach, wurde nicht eingelöst. Statt sich thematisch auf den Wahlkampf zu konzentrieren, spielte die Runde eher jede Menge Szenarien durch, wie Deutschland im Falle einer Trump-Wahl reagieren könnte. Dabei lagen die Fragen doch eigentlich auf der Hand: "Um welche Themen wird es im Wahlkampf gehen?", "Was wird wahlentscheidend sein?", "Was sind die Schwachstellen beider Kandidaten?"

Frederik Pleitgen, Hubertus Heil, Maybrit Illner, Jens Spahn, Constance Chucholowski und in der Schalte: Adam Tooze. © ZDF/Jule Roehr

Das ist das Ergebnis bei "Illner"

Dass der nächste Präsident der USA Donald Trump heißt, hielt die Runde nicht für ausgeschlossen. Weil eine Wahl nicht so überraschend wie 2016 käme, lautete das Fazit: Deutschland und die EU müssen sich auf einen solchen Fall besser vorbereiten. Das betrifft vor allem die Ukraine-Politik, in der die USA grundsätzlich anfangen zu zweifeln. Noch während des Wahlkampfs wird es für Kamala Harris darauf ankommen, das jetzige Momentum zu nutzen. Und Deutschland kann sich am Umgangston in Wahlkampfreden und Werbespots zumindest ein schlechtes Beispiel nehmen.

Verwendete Quellen:

  • ZDF: Sendung "Maybrit Illner" vom 25.07.2024
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