Wirbel im US-Wahlkampf: Nur vier Monate vor der Präsidentschaftswahl im November steht bei den Demokraten eine neue Kandidatin an der Spitze. In wenigen Tagen soll Kamala Harris offiziell nominiert werden. Maybrit Illner nahm das zum Anlass, um zu fragen: "Wie schmutzig wird der US-Wahlkampf?" Während sie von einer Reaktion von Spahn erstaunt war, sprach der amerikanische Historiker Adam Tooze von einer Gefahr, die "den Menschen in den Knochen steckt."
Am 1. August wollen die Demokraten es offiziell machen und die bisherige Vize-Präsidentin Kamala Harris als ihre Präsidentschaftskandidatin nominieren. Der Wechsel vier Monate vor den Wahlen, ausgelöst durch den Rückzug von
Aber auch die Republikaner sind gefragt, sich auf eine neue Gegenkandidatin einzustellen. Plötzlich der alleinige alte weiße Mann zu sein, gefällt
Das ist das Thema bei "Illner"
Der Sendungstitel von
Das sind die Gäste
Constance Chucholowski: Die Vorsitzende von "Democrats Abroad Berlin" meinte, Harris könne vor allem junge Menschen und schwarze Frauen mobilisieren. "Das sind genau die Wählergruppen, die die Demokraten brauchen werden." Die Wähler, die zuletzt gesagt hätten, sie gehen nicht zur Wahl, weil nur zwei alte weiße Männer kandidieren, habe Harris zurück in den Wahlkampf gebracht.
Adam Tooze: "Das halte ich für eine Fehleinschätzung", sagte der Wirtschaftshistoriker über die Bezeichnung von Harris als linke Demokratin. Sie komme vielmehr aus der "Big-Tech-orientierten kalifornischen Linie" und habe "zentristische" und eher "unternehmerorientierte" Positionen. "Das ist ein 'Talking-Point' der Republikaner und hat mehr mit ihrer Hautfarbe und ihrem Geschlecht zu tun", sagt Tooze über das Framing.
Frederik Pleitgen: Der CNN-Auslandskorrespondent sagte: "Kamala Harris hat die wesentlich besseren Chancen als Joe Biden". Den Zeitpunkt für die Entscheidung des Rückzugs hielt er nicht für einen Zufall. "Das hat den Republikanern komplett den Wind aus den Segeln genommen", sagte er. Kurz nach der Entscheidung für J. D. Vance als Vize-Kandidaten auf dem Nominierungsparteitag habe niemand mehr darüber gesprochen, sondern nur noch über Harris.
Das ist der Moment des Abends bei "Illner"
"Wem drückt jetzt Spahn die Daumen?", wollte Moderatorin Illner von Jens Spahn (CDU) wissen. Der entgegnete: "Ich wünsche den USA einen Präsidenten oder eine Präsidentin, die in der Lage ist, das Land zu einen." Das werde für Trump schwierig, aber auch Harris könnte als Demokratin zu links sein. Illner hakte erneut nach: "Aber wen wünscht sich Jens Spahn? Er oder sie?"
Spahn setzte drucksend an: "Ich wünsche mir ...", da ging Illner voll rein: "Ich habe nicht gedacht, dass Sie jetzt zögern!" Spahn erklärte seine Zurückhaltung: Er äußere sich grundsätzlich nicht gerne zu solchen Fragen. Deutschland müsse aus nationalem Interesse allgemein mit einem US-Präsidenten sprechfähig sein. "Ich habe es deshalb als schwierig empfunden, dass Olaf Scholz sich so eindeutig für Biden ausgesprochen hatte", gab er zu.
Das ist das Rede-Duell des Abends
Zu einem nennenswerten Schlagabtausch kam es am Donnerstag (25.) nicht. Zu einem weiteren denkwürdigen Moment aber schon: Wirtschaftshistoriker Adam Tooze sprach über die Gefahr eines Bürgerkriegs. Man müsse sie "ernst nehmen", sagte er. Er gehe nicht davon aus, dass es zu Gewalt komme, aber "Prozesse der amerikanischen Demokratie könnten grundlegend infrage gestellt werden", sagte er. Mit dem Angriff auf das Kapitol habe man einen Vorgeschmack bekommen. "Das ist das Risiko, mit dem man hier lebt. Diese Gefahr steckt den Menschen hier in den Knochen", so Tooze.
So hat sich Maybrit Illner geschlagen
Einen Vorwurf muss sich Illner für ihre Sendung am Donnerstag (25.) gefallen lassen: Die Antwort, die der Sendungstitel versprach, wurde nicht eingelöst. Statt sich thematisch auf den Wahlkampf zu konzentrieren, spielte die Runde eher jede Menge Szenarien durch, wie Deutschland im Falle einer Trump-Wahl reagieren könnte. Dabei lagen die Fragen doch eigentlich auf der Hand: "Um welche Themen wird es im Wahlkampf gehen?", "Was wird wahlentscheidend sein?", "Was sind die Schwachstellen beider Kandidaten?"
Das ist das Ergebnis bei "Illner"
Dass der nächste Präsident der USA Donald Trump heißt, hielt die Runde nicht für ausgeschlossen. Weil eine Wahl nicht so überraschend wie 2016 käme, lautete das Fazit: Deutschland und die EU müssen sich auf einen solchen Fall besser vorbereiten. Das betrifft vor allem die Ukraine-Politik, in der die USA grundsätzlich anfangen zu zweifeln. Noch während des Wahlkampfs wird es für Kamala Harris darauf ankommen, das jetzige Momentum zu nutzen. Und Deutschland kann sich am Umgangston in Wahlkampfreden und Werbespots zumindest ein schlechtes Beispiel nehmen.
Verwendete Quellen:
- ZDF: Sendung "Maybrit Illner" vom 25.07.2024
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