Ein bisschen abgestandener Flüchtlingszoff, eine nette Schnurre über das Schein und Sein von Donald Trump – viel mehr kommt nicht rum beim ziellosen Talk von "Maybrit Illner" am Donnerstagabend. Dabei hätten die Gäste Potenzial gehabt.
Drei Wochen vor den Midterm-Elections in den USA kann man ja mal über
Das war das Thema
Worüber an diesem Abend genau gesprochen werden sollte, und mit welchem Ziel - allein die Redaktion von
2017 hat
Diese Illner-Sendung wirkte wie eine unfreiwillige Parodie auf den Talkshow-Overkill: Trump, EU, Rechtspopulismus, Flüchtlinge.
Ach ja, offiziell lautete der Titel "Methode Trump – Eine Gefahr für Europas Demokratie?".
Diese Gäste diskutierten mit Maybrit Illner
Die Gästeliste war fast so lang wie bei der denkwürdigen Hochzeit von Karin Kneissl am 18. August 2018 in der Steiermark, nur fehlte bei "Maybrit Illner" leider
Sie mache sich keine Sorgen über Trump, sagte sie zu dessen Bemühungen, Polen von der EU zu trennen. Schließlich zeigten auch andere US-Regierungen ähnliche Bestrebungen.
"Sich zu spalten, das tun die Europäer auch ohne Hilfe aus den USA", bemerkte Jeffrey Rathke spitz. Der Politikwissenschaftler von der John Hopkins-Universität in Washington D.C. spielte den Erklärbär für die US-Politik und erinnerte daran, dass nicht alles, was Trump sagt und denkt, Zustimmung findet in seinem Land.
Für die launigen Sprüche zeigte sich Martin Richenhagen verantwortlich, Chef des US-Landmaschinenherstellers AGCO, der Trump für einen hält, der als Kind einfach nie mal einen Ordnungsklaps bekommen hat.
Nicht nur in diesem Moment fror kurz das Gesicht von Bundesjustizministerin
Anders als Kurzzeit-Sidekick Fietje Becker, der von seinen Erlebnissen als Austauschschüler in den USA berichtete, durften Elisabeth Humbert-Dorfmüller (Parti Socialiste) und Historiker Andreas Rödder nach ihren Expertengesprächen mit der Gastgeberin auch tatsächlich Platz unter den anderen Gästen nehmen.
Das war der Schlagabtausch des Abends
Mit Rödder gewann die Runde eine dezidiert konservative Stimme, der die EU für die EU- und Migrationspolitik kritisierte, "die schlicht und einfach nicht" funktioniert. Rödder outet sich auch als Fan der Volksparteien, der sich einen Ideenwettstreit zwischen SPD und Union wünscht.
Katarina Barley bekam seine Streitlust gleich mal zu spüren – als sie darüber sprach, wie einfach es heutzutage ist, demokratische Errungenschaften wie den Rechtsstaat lächerlich zu machen, grätschte Rödder ungalant dazwischen: "Das ist nicht das einzige Problem, das wir haben." Auf gut Deutsch: Genug geredet, Frau, nun erkläre ich endlich die Welt.
Die Probleme des deutschen Rechtsstaats lägen nämlich tiefer, dozierte Doktor Rödder, und er meinte damit offensichtlich: viel tiefer, als eine einfache Bundesjustizministerin wie Barley durchdringen kann: "Wenn jedes Strafmandat wegen Falschparkens bürokratisch vollzogen wird, aber die Ausreisepflicht nicht, dann haben wir ein Problem mit der Glaubwürdigkeit des Rechtsstaates."
So hat sich Maybrit Illner geschlagen
Immerhin: Maybrit Illner hatte immer noch einen auf Lager. Hier ein Einspieler, dort eine Schalte zum Korrespondenten nach Washington, da ein neuer Studiogast. Und irgendwie schaffte sie es auch, ein Gespräch am Laufen zu halten, das ohne Ziel vor sich hin tröpfelte. Den Abend wirklich interessant zu gestalten, das hat sie nicht geschafft.
Dabei wären die Möglichkeiten da gewesen, mit mehr Bärbeißigkeit, gerade Karin Kneissl gegenüber, die ohne Gegenwehr ihr Image als weltgewandte Außenpolitikerin pflegen durfte, die mit der Rechtsaußen-Politik der FPÖ nichts zu tun hat, auf deren Ticket sie im Amt gelandet ist.
Der knuffige Martin Richenhagen, der zwar dringend lernen sollte, nicht ständig anderen Leuten reinzuquatschen – Kneissls Killerblicke sollten ihm Warnung genug sein -, der aber erfrischend offen formulierte. Der Einspuch erhob, als Kneissl sagte, Nationalismus sei kein Krankheitsbild - und dafür lauten Applaus erhielt.
Und auch noch ein bisschen aus dem Nähkästchen plauderte. "Das Gute an Trump ist, dass er authentisch ist", sagte Richenhagen, der den US-Präsidenten schon öfter getroffen hat ."Das Schlechte ist, dass er selbst im kleinen Kreis mit den selben Schlagworten kommt wie in den Medien."
Auf ihn habe Trump allerdings eine positive Wirkung – wie eine Art Hypersensibilisierung. "Man kann sich nicht 100-mal am Tag über einen Politiker aufregen."
Und vielleicht muss man auch nicht 100 Sendungen im Jahr zu Trump machen.
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