Schwere Zeiten für Zwischentöne: Köln hat das Vertrauen vieler Menschen in Politik und Medien erschüttert. Frank Plasberg entscheidet sich in seiner Sendung "Hart aber fair" für die Offensive und warnt vor "Parallel-Öffentlichkeiten".
Das Wichtigste sagt
Das ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit und ein "Vorteil gegenüber Diktaturen", wie es der Moderator ausdrückt.
Auch die asylkritische Alternative für Deutschland (AfD) darf öffentlich ihre Meinung äußern, darf demonstrieren, darf in politischen Talkshows zu Wort kommen.
Gauland: "Wir kommen nicht vor"
Ein gewiefter Populist wie
Den Begriff "Lügenpresse" lehnt der AfD-Politiker zwar als "überspitzt" ab: "Ich glaube nicht, dass Frau Kraft beim WDR anruft." Er sagt aber auch: "Wer als 'Pack' bezeichnet wird, antwortet eben mit dem Schimpfwort 'Lügenpresse'."
Es braucht den "Prinzen"-Sänger
Auch tauchte das Wort schon bei "Pegida"-Demonstrationen auf, und
Köln weckt Misstrauen
Seit den Vorfällen am Kölner Hauptbahnhof hat sich die Stimmung verändert. Jüngste Umfragen und die Reaktionen zu der vergangenen "Hart aber fair"-Sendung zeigen laut Plasberg: Ein großer Teil der Bevölkerung kritisiert nun die Berichterstattung über Flüchtlinge.
"Die Menschen haben das Gefühl, etwas soll verborgen werden", glaubt der Journalist
Angela Merkel wirft er vor, viele Menschen aus ihrer "politischen Heimat" vertrieben zu haben. Dies führe sie aber in die Arme von AfD und Pegida.
"Wir müssen die Menschen hierbehalten, hier in der Mitte", sagt Strunz. Dafür müsste der Staat ihnen aber größere Sicherheit vermitteln: "Je mehr Sicherheitsempfinden, desto mehr Toleranz ist möglich."
Reschke: "Muss nicht alle Flüchtlinge gut finden"
Gaulands Vorwurf, die Menschen zu einer Willkommenskultur "erziehen" zu wollen, weist sie zurück: "Ich habe nicht gesagt, dass man alle Flüchtlinge gut finden muss. Ich habe gesagt, dass man nicht alle Flüchtlinge schlecht finden muss."
"Es wird Stimmung gemacht, indem behauptet wird, dass es Denkverbote gibt", kritisiert Katrin Göring-Eckhardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Dabei sei auch schon zum Buch von Thilo Sarrazin eine breite, öffentliche Debatte um Integrationsprobleme geführt worden.
Sie weist darauf hin, dass im vergangenen Jahr auch kritische Kommunalpolitiker und Merkels Kritiker innerhalb der eigenen Partei zu Wort gekommen seien. Göring-Eckhardt findet aber auch, dass es bei diesem Thema nicht einfach sei, "immer den richtigen Ton zu treffen".
Das merkte etwa ZDF-Moderator
Gauland hatte indes bei einer öffentlichen Rede ein falsches Zitat von Jürgen Trittin verbreitet – und musste es später widerrufen.
Medien müssen sich selbst hinterfragen
Die Fähigkeit zur Selbstkritik ist gerade bei heiklen Themen wichtig. Auch deswegen ist es gut von Plasberg, dass er Beispiele von kritikwürdiger Berichterstattung in seiner Sendung zur Sprache bringt.
So lässt sich hinterfragen, ob die Medien zu viele Bilder von Flüchtlingskindern zeigen, obwohl doch ein großer Teil der Asylbewerber männlich und erwachsen sei? Es könnte der Eindruck entstehen, da werde manipuliert, fürchtet Strunz.
Der Tenor: Auch wenn die Polizei Statistiken über den Zusammenhang zwischen Herkunftsländern und der Häufigkeit von Straftaten führt, diese aber nicht veröffentlicht, trägt dies zu Misstrauen bei.
"Ich hätte es wichtig gefunden, das zu wissen", betont deswegen Göring-Eckhardt. "Darüber zu berichten, das muss sein."
Zudem werden Probleme nicht gelöst, wenn sie verschwiegen werden.
Und das Lügen-Internet?
Wenn Claus Kleber oder auch Alexander Gauland in der Öffentlichkeit Fehler machen, müssen sie dafür Verantwortung übernehmen. Doch wer übernimmt die Verantwortung für das Verbreiten von falschen Gerüchten in den sozialen Netzwerken?
Dort wird derzeit massenhaft ein Video geteilt, das laut Bildunterschrift von der Silvesternacht in Köln stammen soll. Tatsächlich wurde es bereits 2012 auf dem Tahrirplatz in Kairo aufgenommen, wie "Hart aber fair" zeigt.
Es ist widersinnig, einer Redaktion von zumeist gut ausgebildeten Journalisten, die mit ihren Namen bürgen, pauschal Lügen vorzuwerfen, aber einer anonymen Facebook-Seite unkritisch alles zu glauben.
Dennoch passiert genau das im Internet. Womöglich entstehen hier gerade "Parallel-Öffentlichkeiten", wie sie Plasberg nennt.
"Alles ist nur noch schwarz und weiß"
Eins hat Gauland besser als die meisten anderen Gäste von Plasberg erkannt – und für seine Partei zu nutzen versucht: "Die Leute haben das Gefühl, dass sie nicht mehr dazugehören."
Es sei wichtig, nicht nur bei Flüchtlingen und Asylbewerbern zu differenzieren, sondern auch bei denen, die sich von ihnen bedroht fühlten.
"Ich verstehe, dass viele Menschen sehr verunsichert sind", sagt Musiker Krumbiegel. "Wir reden nicht mehr über Dinge, die sehr weit weg sind, sondern sehr nah."
"Alles ist nur noch schwarz und weiß", urteilt Journalistin Reschke über die aktuelle Flüchtlingsdebatte. Dabei sei die Wahrheit doch grau.
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