Am Mittwochabend diskutierte Sandra Maischberger mit ihren Gästen über die Beitrittsperspektive der Ukraine zu EU und Nato sowie den aktuellen Stand der Pandemie. Während sich die Studiogäste bei manchen Fragen etwas ermüdet zeigten, räumte CDU-Politiker Schäuble ein, zum ersten Mal in seiner Politikkarriere keine Antwort zu haben. Er sah schreckliche Parallelen zu den Weltkriegen.

Eine Kritik
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Bald müssen Flugreisende in der Europäischen Union keine Masken mehr tragen - es sei denn, das jeweilige Land schreibt das vor. In Deutschland fordert Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) ein Ende der Pflicht für alle öffentlichen Verkehrsmittel in Deutschland. Eins von mehreren Themen bei Maischberger.

Das ist das Thema bei "Maischberger"

Das war ein großes Paket: Am Mittwochabend thematisierte Sandra Maischberger mit ihren Gästen sowohl den Ukraine-Krieg als auch die Corona-Pandemie. Dabei ging es konkret um den Streit über Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr, die Ukraine auf dem Weg in die Europäische Union und die mögliche Streichung von Altkanzlerprivilegien für Gerhard Schröder (SPD).

Das sind die Gäste

  • Wolfgang Schäuble (CDU): Der Bundestagsabgeordnete gab zu: "Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine habe ich keine richtige Antwort darauf, wie wir da wieder rauskommen sollen." Die Parallelen zur Situation in den Weltkriegen sei schrecklich. "Wir unterschätzen die wirtschaftlichen Konsequenzen", war sich der CDU-Politiker sicher. Mit Blick auf seine eigene Partei sagte er: "Merz muss in dieser schwierigen Situation die Partei zusammenhalten."
  • Markus Preiß: "Die Würfel sind gefallen: Wenn es die Möglichkeit gibt, kann die Ukraine dazugehören", sagte Leiter des ARD-Studios in Brüssel mit Blick auf eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine. "Die ganzen Bedenken und Sorgen Russlands, die man da ernstnehmen muss, sind gestorben als Russland diesen Schritt gemacht hat", so Preiß über den Angriffskrieg. Dabei sei der Weg in die Nato deutlich kürzer als in die EU.
  • Jagoda Marinić: Die Autorin und "Stern"-Kolumnistin sagte: "Es ist völlig irritierend, dass Deutschland die Ostpolitik nicht aufarbeitet. Die Weltgemeinschaft wartet darauf." Sie meinte dahinter ein "System der Verharmlosung" zu erkennen. Die EU erlebe aktuell, wie abhängig sie bereits von der Ukraine sei, so Marinić über Weizenimporte. Über politische Reisen in die Ukraine sagte die Journalistin: "Hinzugehen ist nicht Tourismus, sondern das Signal: Wir nehmen wahr, wie es euch geht". Es habe auch damit zu tun, Zeugenschaft abzulegen.
  • Walter Sittler: Der Schauspieler sprach sich für Sanktionen gegen den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) aus, sagte aber auch: "Wir wissen nicht genau, was ihm im Nacken sitzt von Russlands Seite." Putin und seine Leute seien nicht zimperlich. Beim Thema Pandemie äußerte sich Sittler: "Corona ist noch lange nicht vorbei, aber wir sollten alle etwas lässiger werden". Deutschland sei ein Land der Rechthaber – das mache die ganze Debatte schwieriger.
  • Christina Berndt: Die Wissenschaftsjournalistin zeigte wenig Verständnis über die Debatte zur Maskenpflicht. "Die Pandemie ist nicht beendet, sie ist noch voll da", meinte sie. Sie warnte: "Sie wird im Herbst zurückkommen." Dafür müsse man sich wappnen. "Viele Menschen in diesem Land sind gerade nicht gefährdet", gab sie zu. Gleichzeitig aber seien trotz der Möglichkeit zur Impfung noch immer Millionen Menschen gefährdet. "Das Virus nutzt die Chance, um sich weiterzuentwickeln", sagte sie und verwies auf Varianten, die dem Impfschutz entkommen.
  • Andreas Gassen: "Eine Killervariante wird nicht kommen", meinte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Die Debatte um die Maskenpflicht sei politisch sehr aufgeladen. "Wir sind sehr symbolhaft unterwegs, die Diskussion wird auf die Maske fokussiert", analysierte er. Das Pandemiegeschehen nähere sich derzeit anderen Infektionskrankheiten an. Seine Kritik allerdings: "Wir haben unverändert eine grottenschlechte Datenlage."

Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"

Es war nicht unbedingt eine neue Aussage in der Debatte, die Wolfang Schäuble (CDU) im Einzelinterview bei Maischberger tätigte. Aber aus Schäubles Mund – dem dienstältesten Bundestagsabgeordneten – erlangte die Botschaft noch einmal deutlich mehr Tragweite.
"Die Ukraine bedroht Putin nicht. Was Putin als eine Bedrohung empfindet ist, dass in seiner Nachbarschaft rechtsstaatliche freiheitliche Demokratien offenbar attraktiver sind als seine Diktatur", analysierte Schäuble.

Die DDR habe eine Mauer bauen müssen – "nicht, weil eine Aggression aus Bonn drohte, sondern weil die Menschen in der DDR davongelaufen wären, wenn man sie nicht mit einer Mauer eingesperrt hätte", so der CDU-Politiker.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Journalist Markus Preiß ließ sich über die Frage aus, ob und wann die Ukraine EU-Mitglied werden könne. Er wandte ein: "Die EU hat so viele Versprechen schon abgegeben in diese Richtung" und verwies zum Beispiel auf die Türkei. "Am Ende hat man es nicht wirklich ernst gemeint", so Preiß. Die EU tue sich jetzt schon sehr schwer, Entscheidungen zu finden." Wem nutzt es, wenn dieser schöne Moment vorbei ist und dann 10 Jahre ins Land gehen, in denen die Ukraine trotzdem nicht EU-Mitglied ist?", fragte Preiß.

Schauspieler Sittler übte Kritik: "Dass die Türkei bislang nicht aufgenommen wurde, hat ja Gründe. Die existieren heute noch." Insofern könne man die Situation nicht mit der Ukraine vergleichen, die sich in einem ganz anderen Zustand befände. "Die EU kann sich nicht leisten, so lange zu warten. Sonst machen wir uns lächerlich", betonte er.

So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Gemischtes Zeugnis für Sandra Maischberger am Mittwochabend. Auf der Haben Seite: Als Schäuble die Ukraine-Politik der letzten Jahre abhandelte, setzte Maischberger zu Recht nach: "Warum hat die Bundesregierung, der Sie angehörten, dann nicht die Konsequezen gezogen, wenn Sie das schon alles wussten?"

Zu viele Fragen fielen aber in die Kategorie "langweilig, irrelevant". Warum sie Schäuble plötzlich zur Frauenquote in der CDU befragte, erschloss sich dem Zuschauer nicht.

Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"

Der Ukraine-Krieg dominiert aktuell die Berichterstattung, zuvor war es die Corona-Pandemie. Beide Themen nun in einer Sendung zu behandeln war etwas zu viel des Guten. Selbst die Studiogäste schienen von immer wiederkehrenden Fragen ein Stück weit ermüdet. Das hätte man nur besser machen können, wenn man die Zuschauer etwas mehr abgeholt hätte – in ihrem Alltag und ihrer Lebensrealität.

Verwendete Quellen:

  • ZDF: Sendung "Maischberger" vom 18.05.2022

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