Fleischfressende Strudelwürmer – klingt wie ein Monster aus einem Sci-Fi-Horrorfilm. Doch diese eingeschleppten Plattwürmer gibt's tatsächlich, mittlerweile sogar in Deutschland. Hauptsächlich fressen sie Regenwürmer, sie könnten aber auch für unsere Haustiere gefährlich werden. Ein Grund zur Beunruhigung? Tierärztin Anna Dellwig gibt Antworten.
Eigentlich sind Strudelwürmer in tropischen und subtropischen Regionen beheimatet, zum Beispiel in Australien oder Brasilien. Doch es wird vermutet, dass sie mit der Einfuhr von Pflanzen aus diesen Gebieten nach Europa gekommen sind. Auch in Deutschland und Österreich breiten sie sich nun immer weiter aus. Denn durch den Klimawandel wird es auch hier zunehmend wärmer – perfekt für diese invasive Art.
Strudelwürmer gehören zur Klasse der Plattwürmer und zur Familie der Landplanarien, sind also im Gegensatz zu anderen Strudelwürmern an ein Leben auf dem Land angepasst. Und: Als Fleischfresser fressen einige von ihnen Aas, andere jagen Beute wie Regenwürmer, Schnecken, Asseln, Tausendfüßler sowie Insekten und ihre Larven. Auch Artgenossen stehen auf ihrem Speiseplan. Sie umschlingen ihre Beute und verdauen sie von außen vor, ohne sie sich einverleibt zu haben.
Strudelwürmer: eine wachsende Bedrohung
25 Arten von nicht heimischen, teils invasiven Landplanarien sind in Europa bekannt. In Deutschland sind es neun Arten, in Österreich vier. Strudelwürmer vermehren sich leicht, zitiert die "Tagesschau" den Forscher Frank Glaw. Er hat sie in einer aktuellen Studie untersucht. Sie sind äußerst hartnäckig: Aus einem zerteilten Strudelwurm können zwei Tiere entstehen. Sie haben kaum Fressfeinde, da sie über ihre Haut einen giftigen Schleim absondern. Doch was, wenn Dein Hund, Deine Katze, Dein Kaninchen oder Dein Vogel versehentlich einen Strudelwurm frisst?
Im vergangenen Februar fanden die Forschenden diesen Strudelwurm der Spezies Caenoplana variegata im Gefieder eines Wellensittichs in der Australien-Voliere im "Haus des Meeres Aqua Terra Zoo" in Wien. Die Wissenschaftler vermuten, dass der Wurm sich versehentlich an den Vogel geheftet hat. Man könne aber nicht ausschließen, dass Vögel und Säugetiere nicht auch als Wirte von den Strudelwürmern genutzt werden, um sich zu verbreiten.
Invasive Arten wie die Strudelwürmer stellen nicht nur eine Bedrohung für die Biodiversität und das ökologische Gleichgewicht in verschiedenen Regionen dar, sondern können auch erhebliche Risiken für Haustiere mit sich bringen. Besonders gefährlich für Hunde und Katzen könnten nicht-einheimische Planarien, insbesondere Arten wie Caenoplana variegata und Bipalium kewense (Hammerhaiwurm), werden, deren toxische Eigenschaften und räuberisches Verhalten zunehmend in den Fokus der Forschung rücken.
Die Bedrohung durch Caenoplana variegata
Die Planarie Caenoplana variegata hat in den letzten Jahren ihre Verbreitung in Deutschland und anderen Teilen Europas ausgedehnt. Diese fleischfressende, invasive Art lebt hauptsächlich in Gärten, städtischen Bereichen und Gewächshäusern, hat aber inzwischen auch in weniger kontrollierten Umgebungen Fuß gefasst.
Ihr Raubverhalten, bei dem sie sich von bodenlebenden Organismen wie Regenwürmern und anderen wirbellosen Tieren ernährt, könnte ernsthafte Folgen für das lokale Ökosystem haben. Der Rückgang wichtiger Bodenorganismen könnte nicht nur das ökologische Gleichgewicht stören, sondern auch die landwirtschaftliche Produktivität beeinträchtigen, da viele dieser Organismen eine zentrale Rolle bei der Bodenfruchtbarkeit spielen.
Obwohl die direkte Gefahr von Caenoplana variegata für Hunde und Katzen als gering eingeschätzt wird, gibt es dennoch einige Risiken, die Haustierbesitzer im Auge behalten sollten. Ein Haustier, das mit diesen Planarien in Kontakt kommt, könnte möglicherweise gesundheitliche Probleme wie Magen-Darm-Beschwerden entwickeln, insbesondere wenn es sie versehentlich frisst. Die giftigen Substanzen, die Planarien produzieren, könnten bei Hunden und Katzen Reizungen oder sogar Vergiftungserscheinungen hervorrufen.
Bipalium kewense und die Gefahr für Haustiere
Ein weiteres Beispiel für eine invasive Planarie, die für Haustiere problematisch werden könnte, ist Bipalium kewense (Hammerhaiwurm), eine Art landplanarischer Wurm. Der Hammerhaiwurm trägt das Nervengift Tetrodotoxin in sich, das auch der Kugelfisch zur Abwehr nutzt, berichtet "Spektrum". Dieses Gift kann zu Lähmungen und zum Tod führen. In einer Studie von 2014 wurde festgestellt, dass Salamander das Gift überlebten. Es kommt natürlich auf die eingenommene Dosis an.
In mehreren Fällen wurde beobachtet, dass Katzen diese Würmer aufgenommen und später erbrochen haben, wie diese Studie von 1983 zeigt. Eine der drei untersuchten Katzen war danach wieder gesund. Wie der Krankheitsverlauf der anderen Katzen aussah, ist nicht weiter beschrieben.
Die Gründe für das Erbrechen scheinen mit den toxischen und unangenehm schmeckenden Sekreten der Würmer zusammenzuhängen, die das Tier dazu veranlassten, den Wurm wieder auszuspucken. Diese Art von Kontakt wird als "Pseudoparasitismus" bezeichnet, da die Würmer keine parasitäre Beziehung zu den Tieren eingehen, sondern lediglich versehentlich aufgenommen werden.
Die Wissenschaftler der Studie gehen beim Hammerhaiwurm allerdings nicht davon aus, dass er sich invasiv durchsetzen werde, da das Zentraleuropäische Klima nicht ideal ist.
Obwohl diese Begegnungen eher selten und zufällig sind, zeigen sie, dass die Aufnahme von landplanarischen Würmern für Haustiere wie Katzen zu unangenehmen und möglicherweise gesundheitsschädlichen Reaktionen führen kann. Die giftigen Substanzen, die in diesen Würmern vorkommen, sind in der Vergangenheit bereits mit Vergiftungsfällen bei Tieren in Verbindung gebracht worden. Dies stellt ein zusätzliches Risiko dar, besonders für Tiere, die in Gebieten leben, in denen solche Arten von Strudelwürmern vorkommen.
Vorkommen von Strudelwürmern in Deutschland
In Deutschland wurde der Hammerhaiwurm Bipalium kewense unter anderem im Schloss Belvue und bereits im Jahr 1886 im Botanischen Garten in Berlin gefunden, sowie in Botanischen Gärten in Hamburg, Göttingen und Bonn, außerdem in Dresden, Leipzig, Frankfurt am Main und Heidelberg. Caenoplana coerulea wurde in Hannover-Herrenhausen entdeckt, im bayrischen Oberreute sowie Sulzburg-Laufen in Baden-Wuerttemberg. Caenoplana variegata tauchte zum ersten Mal zwischen September 2023 und August 2024 in Kleinenbroich (NRW) auf und in Wien im Februar 2024.
Toxizität und Gesundheitsrisiken für Haustiere
Die toxischen Eigenschaften von nicht einheimischen Planarien sind nach wie vor ein bedeutendes Forschungsthema. Während die genaue Zusammensetzung der giftigen Substanzen, die von diesen Würmern produziert werden, noch nicht vollständig geklärt ist, gibt es Hinweise darauf, dass sie bei Tieren zu Symptomen wie Erbrechen, Durchfall, Lethargie und sogar neurologischen Störungen führen können. In besonders schweren Fällen könnte dies zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.
Für Hunde, die gerne im Freien schnüffeln und dabei potenziell auf solche Würmer stoßen, besteht das Risiko, dass sie diese versehentlich fressen. Auch wenn für Katzen weniger wahrscheinlich sind, sich mit diesen Würmern zu beschäftigen, ist es nicht ausgeschlossen, dass sie sich in ihrem natürlichen Jagd- und Erkundungsverhalten mit ihnen in Kontakt kommen.
Ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen
Die Auswirkungen der zunehmenden Verbreitung invasiver Planarien beschränken sich jedoch nicht nur auf die Gesundheit von Haustieren. Ihre Ausbreitung könnte auch erhebliche ökologische und wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen.
Die Reduktion von Regenwürmern und anderen Bodenorganismen könnte die Bodenqualität und die Fruchtbarkeit von landwirtschaftlichen Flächen negativ beeinflussen. Auch die lokale Tierwelt könnte unter den veränderten Bedingungen leiden, was wiederum Auswirkungen auf Haustiere haben kann, die in einer solchen Umgebung leben und sich von diesen Organismen ernähren.
Maßnahmen zum Schutz von Haustieren
Obwohl die direkte Gefahr von Planarien für Hunde und Katzen in den meisten Fällen als gering eingeschätzt wird, sollten Haustierbesitzer wachsam bleiben, insbesondere in Regionen, in denen diese invasiven Arten vorkommen. Es ist ratsam, regelmäßig den Garten und andere Bereiche, in denen Haustiere spielen, auf unbekannte oder potenziell schädliche Organismen zu überprüfen. Haustiere sollten nicht ohne Aufsicht in Bereichen spielen, in denen diese Würmer nachgewiesen wurden.
Darüber hinaus könnte eine verstärkte Aufklärung und Forschung dazu beitragen, das Risiko für Haustiere zu verringern. So verstehen wir besser, wie diese Arten verbreitet werden und wie man ihre Ausbreitung in städtischen und ländlichen Gebieten effektiv kontrollieren kann.
Fazit: Strudelwurm giftig für Haustiere?
Die Zunahme invasiver Planarien wie Caenoplana variegata und Bipalium kewense stellt sowohl eine ökologische als auch eine potenzielle gesundheitliche Bedrohung für Haustiere dar. Während die direkte Gefahr für Hunde und Katzen bisher als gering eingestuft wird, sind die toxischen Eigenschaften dieser Arten nicht zu unterschätzen.

Haustierbesitzer sollten aufmerksam bleiben, mögliche Gefahrenquellen identifizieren und bei gesundheitlichen Bedenken schnell einen Tierarzt konsultieren. Um das Risiko langfristig zu minimieren, ist ein aktives Monitoring und eine verstärkte Forschung zu den Auswirkungen invasiver Planarien auf Haustiere unerlässlich. © Deine Tierwelt