Ein Zwilling, der vier Jahre nach seinem Geschwisterchen bei Jauch antreten durfte. Dschungelcamp-Siegerin Evelyn Burdecki, die den Moderator dauerbeschallte und hinter einer Kebekus eine Speise wähnte. Sowie Pech-Kandidat Janos Pigerl, der nach seinem brutalen Absturz eine zweite Chance erhielt. Die Jubiläumsedition von "Wer wird Millionär?" kam mit einer illustren Auswahl an Gästen sowie einer Schar an prominenten Gratulanten - und wollte gar nicht mehr aufhören.

Eine Kritik
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Es war der 3. September 1999. An diesem Tag ging die erste Folge von "Wer wird Millionär?" mit einem noch durchaus jugendlichen Günther Jauch als Moderator auf Sendung. 2.950 Kandidaten, beinahe 38.000 Fragen und knapp 9.100 Joker gab es laut "RTL" bis dato.

Und natürlich: 16 Menschen haben die Million gewonnen. Nach eigenen Worten plant Gastgeber Jauch, die Erfolgsshow übrigens zu moderieren, "solange es den Zuschauern, aber auch mir selbst noch Freude macht".

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Am Donnerstagabend zelebrierte "RTL" jedenfalls die 1.500. Ausgabe der beliebten Show. Was in der Jubiläumsfolge konkret geschehen soll? Jauch wusste es nicht. "Wir sagen dir gar nichts", kommunizierte man ihm im Vorfeld lediglich. "Ich lasse mich überraschen und stehe zur Verfügung", so der Moderator zu Beginn der Folge.

41. Folge: Erstmals geht jemand mit 0 Euro heim

Gestartet wurde mit einem ersten Rückblick auf die WWM-Historie. Der erste Millionengewinner etwa war Eckhard Freise im Dezember 2000. Mit absolut nichts, also mit null Euro, musste erstmals jemand in der 41. Folge im September 2000 die Heimreise antreten.

Im November 2000 wiederum ging das erste Promi-Special - damals unter anderem mit Harald Schmidt, Helmut Schmidt und Ottfried Fischer - über die Bühne. Mit Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk und Oliver Pocher waren es bis dato drei Prominente, die die Million für einen guten Zweck erspielen konnten.

Ganz wichtig: Im September 2007 setzte sich Günther Jauch erstmals eine Brille auf. Nie wieder gab's ihn seither "oben ohne".

Zwilling spielt um Schnapszahl-Beträge

Nach diesem Blick in den Rückspiegel tauchte schließlich Franziska Negelein als erste Kandidatin auf. Ihre Zwillingsschwester war Jauch bereits 2017 gegenüber gesessen und hatte damals 64.000 Euro abräumen können.

Am Jubiläumstag durfte nun die andere Hälfte des Geschwisterpaares ran - und das zu besonderen Spielregeln: Insgesamt wurde um 1.500.000 Euro und auf den einzelnen Stufen stets um Schnapszahlen gezockt (1 Euro, 5 Euro, 55 Euro, 555 Euro etc.).

Im Laufe des Abends poppten immer wieder kurze Filmchen auf, in denen Prominente zur 1.500. Sendung gratulierten und dem Moderator eine Frage stellten. Dass diese derart banal und irrelevant ausfielen und weder mit Humor noch mit Informationsgehalt daherkamen, war schon durchaus bemerkenswert.

"Wer wäre der bessere Bundestrainer? Sie oder Thomas Gottschalk?", wollte etwa Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein wissen. Ihr Kollege Waldemar Hartmann, der sich einst bei einer Sportfrage als Telefonjoker brutal blamierte, schien wiederum zu interessieren, womit Jauch auf dieses Jubiläum anstoßen würde. Die Antworten? Egal.

Überraschungsgast Evelyn Burdecki

Bei der 77.777-Euro-Frage wurde nach der Bedeutung von "Nomophobie" (die Angst ohne Handy auskommen zu müssen) gefragt. Negelein musste passen. Mit einem Teil der gewonnenen 55.555 Euro möchte der Zwilling - kein Witz - die Zähne seiner Katze sanieren lassen.

Dass unmittelbar danach Reality-TV-Sternchen und It-Girl Evelyn Burdecki auftauchte, um für einen guten Zweck - die Errichtung von Brunnen im Senegal - zu spielen, fühlte sich durchaus stimmig an. Dass die Dschungelcamperin gleich bei der 5-Euro-Frage einen Joker ziehen musste, war dramaturgisch auch nicht von schlechten Eltern. Die Frage lautete wie folgt:

Steht die Kebekus auf das männliche Geschlecht, gefallen der …?

  • A: Piek Könige
  • B: Herz Damen
  • C: Caro Buben
  • D: Kreuz Asse

"Was ist denn eine Kebekus? Kann man das essen?", wollte Burdecki jetzt tatsächlich von Jauch wissen. Es ist ja nicht so, dass man Entertainerin Carolin Kebekus, die hierzulande bereits zahlreiche Comedy-Preise abgeräumt hat, zwingend kennen muss.

Dass Burdecki mit "einer Kebekus" nichts anfangen konnte, war jedoch schon recht erstaunlich, da die beiden einander als "Hardcore-Trash-TV"-Protagonisten eigentlich ständig über den Weg laufen müssten. Die Ex-Kandidaten halfen Burdecki jedenfalls aus und votierten zu 100 Prozent für Antwort C. Extrem viele Brunnen durften sich die Senegalesen zu diesem Zeitpunkt nicht erwarten.

Günther Jauch verzweifelt an Burdecki

Burdecki quasselte ohne Punkt und Komma und brachte Jauch am Ende ihres Auftritts regelrecht zur Verzweiflung. "Ich diskutiere jetzt nicht mehr. Was Sie als nächstes sagen, nehm' ich!", drohte Jauch, was die 32-Jährige tatsächlich mal für 20 Sekunden verstummen ließ.

"Im tiefen Inneren - und das wissen Sie, Herr Jauch - bin ich eine clevere und intelligente Frau", so Burdecki nun zum Moderator. "Ich würde Antwort D nehmen, aber das Geld ist für den guten Zweck und deswegen möchte ich vernünftig sein", so die Blondine weiter. Burdecki erspielte 15.555 Euro für die gute Sache.

Das Comeback des klugen Oberzockers

Auch Janos Pigerl, der sich seit Wochen als Ex-Kandidat auf der Tribüne nützlich macht und einst bei der 750.000-Euro-Frage trotz zweier Joker auf 500 Euro runtergefallen war, wurde am Donnerstag überrascht. Pigerl - laut Jauch einer der besten Zocker-Kandidaten in der WWM-Historie - durfte abermals gegenüber von Jauch Platz nehmen und erhielt gleichsam seine zweite Chance.

"Er hat die zweite Chance mehr als verdient! Toller Typ!", meinte jemand auf Twitter. "Boah nee, ernsthaft? Der verzockt sich völlig blöd und darf nochmal ran, während 10.000 andere auf ihre Chance warten? Das ist Scheiße", nörgelte hingegen ein anderer.

Janos Pigerl: "Will mein Glück nicht überstrapazieren"

Erneut stellte der 29-Jährige jedenfalls sein Wissen unter Beweis, verzichtete dieses Mal aber auf das große Zocken. Für 555.555 Euro sah sich Pigerl dann mit dieser Frage konfrontiert:

Gegen Ende welchen Filmklassikers fällt der legendäre Satz "Irgendeiner wartet immer"?

  • A: Spiel mir das Lied vom Tod
  • B: Vom Winde verweht
  • C: Citizen Kane
  • D: Casablanca

Pigerl, der keinen der Filme ganz gesehen hat, warf das Handtuch. "Ich belasse es dabei und will mein Glück nicht überstrapazieren", so der sympathische junge Mann. Einen Teil der 133.333 Euro möchte er in ein Wohnmobil investieren. Inzwischen dauerte die Jubiläumsedition über drei Stunden lang. "Kinder, nimmt die Sendung denn gar kein Ende mehr?", wollte auch Jauch wissen.

160 Mal erfolglos bei "WWM" beworben

Nein, die 1.500 Folge von "Wer wird Millionär?" schien tatsächlich kein Ende zu nehmen und dauerte einfach viel zu lang. Nach Janos Pigerl wäre ein Schlusspfiff angebracht gewesen, aber man schickte auch noch Rentnerin Ursula Stachuletz ins Rennen, die sich bereits 160 Mal äußerst kreativ, aber stets erfolglos als Kandidatin beworben hatte.

Stachuletz, die nun endlich ran durfte, machte ihre Sache ordentlich und scheiterte erst an dieser Frage für 55.555 Euro:

Welche Sehenswürdigkeit kann man auf der Nationalflagge des Landes erkennen, in dem sie sich befindet?

  • A: Angkor Wat
  • B: Taj Mahal
  • C: Machu Picchu
  • D: Hagia Sophia

"Ich hör jetzt auf. Ich würde gerne einen Karikaturen-Zeichenkurs machen – ich bin ja Rentnerin", so Stachuletz, der auch der Telefonjoker in dieser Causa nicht helfen konnte. Antwort A wäre übrigens die richtige gewesen.

Insgesamt eine matte Sache

Die 1.500. Folge von "Wer wird Millionär?" offerierte am Donnerstag eine durchaus nette Melange an Kandidaten, präsentierte sich ob der Überlänge von vier Stunden per Saldo jedoch als ermüdende Angelegenheit.

Auch die Filmbeiträge der Promis - darunter etwa jene von Barbara Schöneberger und Oliver Pocher aus den (vermeintlichen) Räumlichkeiten der WWM-Redaktion - muteten nicht nur uninspiriert an, sondern waren einfach völlig unwitzig. Für die 2.000. Folge sollte sich der Sender ein wenig mehr überlegen.

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