Die erste Woche Promi Big Brother ist bereits rum, und ich kann die Berufe der meisten Insassen immer noch nicht korrekt zuordnen. Marie Lang ist Boxerin, das kann ich mir gut merken. Vor allem, weil sie einen sensationellen Vornamen hat. Melanie Müller singt und verkauft Bratwürste auf Mallorca. Jörg Draeger war als ich geboren wurde wohl Moderator. Mimi Gwozdz war im "Playboy", Gitta Saxx auch (nur 20 Jahre früher) und Payton Ramolla ist Influencerin. Das war es aber auch schon.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Obwohl, es gibt ja noch Papis Loveday. Bei ihm bin ich mir allerdings nicht mehr sicher. Eingangs hätte ich hohe Geldbeträge verwettet, er hätte mit "Germany´s Next Topmodel" zu tun. Das Moderations-Duo Jochen Schropp und Marlene Lufen behauptet im Verlauf des Abends aber konsequent, er wäre ein sehr guter Sportler. Vielleicht verwechseln sie ihn aber auch mit Usain Bolt. Oder ich mit Seal.

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Rachek ist süß

Ohne jegliches Wissen zur Vita bleibe ich bei den Kopulations-Kosmonauten Danny Liedtke und Eric Sindermann. Wenn man mir versichert hätte, beide hätten ein erfolgreiches Sextoy erfunden oder wären die unehelichen Söhne von Horst Seehofer, hätte ich das auch geglaubt. Tatsächlich ist Eric aber offensichtlich PR-Berater.

Zumindest erläutert er Melanie Müller in epischer Länge die Sendezeit-Strategie von Rafi Rachek: "Der will sich mit den Großen anlegen. Mit Mimi muss er keinen Streit anfangen. Aber mit Dir, das ist ein PR-Geniestreich".

Deutschlands zweitnackigste Schlagersängerin nach Mia Julia, die sich mit Superhits wie "Die Evolution ist in Gefahr, wir müssen poppen" in die Boxershorts der Ballermann-Fraktion, naja, gesungen hat, kombiniert messerscharf: "Darum muss er eliminiert werden".

Eric guckt dabei, als fragte er sich, wer wohl diese Elli Miniert ist und ob sie heiß aussieht. Ein paar Superlikes auf Tinder hat er ja für seine legendären Döner-Dates noch übrig.

Sie erinnern sich vielleicht an seinen Vortrag darüber, bei ersten Dates maximal einen Döner springen zu lassen, weil er ja erstmal abchecken muss, ob die Frau ihn für den Kostenaufwand eines echten Restaurantbesuchs überhaupt weit genug ranlässt.

Starfeminist Sindermanns Schleim-Attacke trifft aber nicht nur Melanie. Auch bei Danni Büchner möchte der selbsternannte Modedesigner mit Onlineshop auf Spreadshirt punkten. Der Patin der Büchner-Dynastie (5 Schwestern, 5 Kinder) säuselt er ins Ohr: "Wenn Merkel mal weg ist, bist Du die erste Kandidatin, die ich wähle".

Was Eric im Tinderwahn vergessen zu haben scheint: Angela Merkel ist bei #PromiBB gar nicht dabei. Die Frau, die nur versucht, halbwegs okay aus der Nummer rauszukommen, aber fast alle hassen sie, das ist nicht Angela Merkel, das ist Ina Aogo. Obwohl, wenn man die Stimmung auf Social Media analysiert, würden eigentlich alle Wahlberechtigten aktuell vermutlich eher Ina Aogo als Angela Merkel zur Kanzlerin wählen. Außer Jens Lehmann vielleicht.

Rauchzeichen von Paco

Weniger mit Süßholzraspeln, dafür mit dem Konfro-Hammer, versucht Paco Steinbeck sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen. Er gibt den aggressiven Zigaretten-Junkie auf Nikotin-Entzug. Dass für die Suchtfraktion nur wenige Glimmstängel eingeplant sind, ist schon schlimm genug. Besonders auf die Weltraumpalme bringt ihn allerdings das Desinteresse seiner Mitbewohner am Qualm-Dilemma: "Den Nichtrauchern ist das egal. Leben wir in einer Zweiklassengesellschaft?"

Sein Ton wird bisweilen so rau wie auf Querdenker-Demos. Was kommt als Nächstes? Rauchentzugs-Kritiker Paco erfindet Statistiken, nach denen Raucher sterben, wenn sie nicht mindestens fünf Stangen Filterzigaretten am Tag zur Verfügung haben, und ruft den Volksaufstand gegen die Promi Big Brother Diktatur aus?

Wenn er jetzt noch rausfindet, dass Jochen Schropp gar nicht demokratisch zum Chefmoderator gewählt wurde und Marlene Lufen sich regelmäßig mit Bill Gates unter dem Central Park in New York trifft, um ein paar Liter köstliches Kinderblut zu trinken (ausschließlich von Nichtraucher-Eltern), ist die komplette Xaviernaidooisierung von Paco nicht mehr aufzuhalten.

Loveday Hateday

Ebenfalls deutlich emotionaler als erwartet wird die abendliche Einkaufsliste diskutiert. Papis stellt mit einer bedrohlich an eine Kreissäge erinnernden Keifstimme mehrfach fest: "Wir kaufen kein Shampoo!" Leicht gesagt für jemanden, der kein einziges Haar am Körper hat. Da könnte sich auch Armin Laschet hinstellen und verkünden: "Wir wollen keinen Rassisten wie Hans-Georg Maaßen in unserer christlichen Partei". Äh, obwohl. Moment. Warte mal. Das ist vielleicht doch kein so guter Vergleich.

Bei Ina Aogo jedenfalls, die über etwas mehr pflegebedürftige Haarpracht verfügt, kommt das nur so mittelgut an: "Papis ist schon ein bisschen Drama unterwegs". Papis aber mag Kritik fast noch weniger als Shampoo und schlägt im Sprechzimmer zurück: "Ich möchte nicht schlecht über andere sprechen, aber Ina ist eine F, äh, macht immer Drama. Nicht mein Niveau." Ich kenne Vorschulkinder, die erwachsener diskutieren als diese Körperbehaarungs-Jedi. Das mag mit Diskursfähigkeit zu tun haben. Für Papis ist die Sache aber einfacher: "Ich bin Afrikaner, ich schreie!"

Ina, die in der Einöde der Raumstation nebenbei ein Medizinstudium abgeschlossen hat, attestiert Papis anschließend "er hat ADHS und ist eine Diva". Vielleicht denkt sie aber auch nur, ADHS bedeutet "Alle Diven Hassen Shampoo". Aus dem Twitter-Off meldet sich dazu noch während der Live-Sendung Trash-TV-Ikone Julian F. M. Stoeckel und stellt fest: "Diva? Ina kann gar nicht abschätzen, was eine Diva ist. Sie meint Zicke!"

Ketchup, Billigwurst und ein bisschen Biontech


Zum Glück gibt es den Wogenglätter Jörg, der verbale Zonks an Unruhestifter verteilt: "Ich bin hier der Oberschlichter". Noch schlichter ist eigentlich nur noch Paco. Um die Gemüter ein wenig abzukühlen, schickt Big Brother schnell vier Bewohner ins Duell.

Marie/Papis und Melanie/Danny treten im Turmbauen und -Abwerfen an. Klar wird dabei vor allem: Marie und Papis werfen so gut wie Lothar Matthäus englisch spricht. Team Melli/Danny verteidigt seinen Platz auf dem Big Planet. Marie und Papis müssen zurück in die shampoofreie Elegie.

Der einzige Lichtblick dort ist der tägliche Einkauf für 1 Euro pro Person, den heute Gitta Saxx erledigt. Die erinnert sich an dramatische Supermarkt-Szenen im ersten Corona-Lockdown und hamstert sicherheitshalber etwa 400 Tonnen Pasta. So euphorisch, wie sie anschließend in die Kapsel zurück havariert, könnte man denken, dass sie im Adrenalinrausch vermutlich noch schnell alle Mitbewohner eigenhändig durchgeimpft hätte, wenn man am Kühlregal des Sternenshops statt Ketchup und Billigwurst auch ein bisschen Biontech hätte kaufen können.

Billigwurst aus Massentierhaltung ist übrigens nicht nur eine Katastrophe für Tiere, Klima und Umwelt, sondern auch extrem ungesund. Das weiß sogar der Ernährungs-Beauftragte Papis: "Warum kauft ihr immer Salami? Salami ist fett und hat viel Salz".

Stichwort fett und viel Salz: Die Zuschauer wählen anschließend noch schnell Danni Büchner aus dem Luxusbereich zurück in die Casa Paco. Doch Büchner hat den Braten gerochen. Inzwischen ahnt sie, im Zuschauer ähnliche Sympathiegefühle auszulösen, wie Angela Merkel bei Attila Hildmann: "Ich wusste ja, wenn die Zuschauer abstimmen, muss ich runter. Darum habe ich auch den ganzen Tag schon nichts gegessen". Ja, genau. So habe ich auch geguckt. Willkommen in der Logikabteilung bei Wish.

Arschgeigenalarm am Whirlpool

Das Highlight des Abends liefert dann kurz vor Schluss Payton. Als einzige Frau unter 30 auf dem Big Planet fällt sie natürlich automatisch ins Beuteschema der beiden Testosteron-Giganten Eric Sindermann und Danny Liedtke. Im Rausch ihrer toxisch männlichen Selbstüberschätzung versuchen sie, das Staffel-Nesthäkchen zum Nacktbaden zu überreden: "Ach komm, du kannst dir doch die Nippel abkleben! Deine Eltern wären stolz!"

Payton reagiert mit dem Roast des Monats und zerstört die Nackthoffnung der beiden Hobby-Harvey-Weinsteins mit einem gezielten "Nee, die würden denken, was hängt die da nackt mit zwei Deppen im Pool rum". Payton Ramolla ist eine erst 21-jährige Influencerin, weiß aber schon mehr über Stil und Moral als Eric und Danny zusammen. Role Model Alert!

Den Rest des Abends laufen Danny und Eric splitternackt und kichernd über den Big Planet. Ihr zartes Gebälk zwischen ihren Beinen halten sie dabei natürlich zu. Dafür reichen ihnen jeweils zwei Finger. Welche Rückschlüsse das auf die Kolossalität ihres primären Geschlechtsorgans zulässt, überlasse ich ihnen, liebe Leser und Leserinnen. Ich sage nur so viel: Das Gemächt von Danny und Eric ist aus dem Weltraum nicht erkennbar. Mehr dazu dann morgen. Vielleicht.

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