Obwohl die ersten beiden Partys von der Kiewel Andrea nicht gut angekommen sind, hat sich "Sat.1" dazu entschlossen, die noch ausstehenden zwei Sausen im "Indoor-Fernsehgarten" trotzdem stattfinden zu lassen. Die vier Mettigel und der große Schokobrunnen waren ja schon bestellt. Und auch den Carpendale Howie, der immer schon zwei Tage vor den Sausen anreist, um sich die Haare schön zu machen, kannst du schlecht einfach zurückschicken. Aja, der Gabalier Andi, die Leandros Vicky und Pur waren auch da.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

20:15 Uhr: Jetzt wartest du eh schon mit flauem Magen und etwas blümerant auf die Kiewel Andrea, dann steht da plötzlich der Andreas Gabalier in seiner achtschönsten Lederhose vor dir im Fernseher. Schock! Zu Beginn eines solchen Formats sind wir ja doch noch etwas sensibel. Noch nicht abgestumpft gleichsam. In jedem Fall sollen wir mit dem Gabalier Andi "unsere Gastgeberin", die Kiewel Andrea, begrüßen. Auweh, das wird alles sehr schwierig heute am 9. Februar, dem offiziellen Tag der Zahnschmerzen. Richtige Zahnschmerzen, aber dafür ein lässiger Film – wie großartig wäre das denn jetzt? Stattdessen: "Und? Wie geht’s dir so?". "Danke, nicht gut. Ich hab gerade Kiwi und Gabalier Andi."

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20:17 Uhr: "Heute geht es um große deutsche Hits", sagt die Kiwi. Die Auguren vermuten, dass sehr viele davon erstens gar nicht mal so gut und zweitens gar nicht mal so deutsch werden. "Sind Sie bereit für die große Partynacht?", will die Kiewel Andrea von uns wissen, bevor sie die Protagonisten des heutigen Abends auf die Bühne holt. Wahnsinn! Herr, gib mir eine apikale Parodontitis, zwei Kieferzysten und drei Mundgerüche und gern auch noch den Streifen "Angriff der Topfpflanzen".

20:18 Uhr: Die Schlagerstars stehen jetzt alle auf der Bühne und klatschen deppat in die Hände. Das ist kein schöner Anblick, könnte aber bereits das Highlight des Abends sein. Man muss mit allem rechnen. Nein, nein, ich mach’ ja nur Spaß. Es wird eh sicher extrem schön. Und witzig. Und bereichernd.

20:20 Uhr: Die Band Pur legt los. Der Engler Hartmut, der Sänger der Männer aus dem Abenteuerland, hat sich, obwohl das Motto der Show "Deutsche Hits" und nicht "Deutsche Schuppenkriechtiere" lautet, für Kiwis Fete als Schlange verkleidet. Das muss man nicht verstehen. Seine Band singt den Song "Wenn du da bist". Den muss man auch nicht verstehen.

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Eislaufen in der Mojave-Wüste

20:25 Uhr: Ah, die Mai Vanessa. Sie ist kürzlich als Stargast bei der Jubiläumsshow von "Holiday on Ice" aufgetreten, was ihr unbedingt euren Freunden, Bekannten und Verwandten weitererzählen könnt. "Eislaufen verbinde ich immer mit Winter", verriet die Schlagersängerin dem Newsportal "TAG24". Das ist sehr edgy, weil das Gros der Menschen das Eislaufen ja doch mit dem Death Valley in der Mojave-Wüste assoziiert. Ich persönlich muss manchmal, wenn ich so dahin eislaufe und spontan einen gehockten dreifachen Rittberger mit hochkomplexen Hebungen andenke, dabei an den Kern unserer Sonne denken. Und dass die Energiefreisetzung dort durch die Proton-Proton-Kette erfolgt. Eislaufen und Winter? Sehr seltsam.

20:30 Uhr: Auch Anastacia, die vor gar nicht allzu langer Zeit noch mit Queen, dem Elton John, Jamiroquai und der Dion Céline auftreten musste, inzwischen aber mit dem Carpendale Howie und dem Maffay Peter auftreten darf, schiebt sich jetzt auf die Bühne. Sie gibt den "Scorpions"-Song "Still loving you". Ihr Englisch ist schöner als das vom Meine Klausi. Dessen Englisch ist wiederum schöner als das vom Matthäus Loddar. Ende Gelände!

20:35 Uhr: Der De Jong Eloy singt seinen Track "Egal was andere sagen". Ist das wirklich ein "deutscher Hit"? Okay, blöde Frage! Den rund 30 Sekunden dauernden Instrumentalpart der Nummer überbrückt der Niederländer, der privat sicher ein netter Kerl ist, einfach wieder mit ein bisschen deppat Winken. Ich weiß, ich weiß, da gab es schon mal das eine oder andere Witzchen an dieser Stelle, aber der De Jong Eloy trägt jetzt aber wirklich, wirklich, wirklich einen Anzug aus altem Geschenkpapier, oder? Da ursprünglich vermutlich Holzschuhe drin waren, ist das Papier etwas stärker, was seinen Anzug sehr schön gebügelt aussehen lässt. Da hat die "De Jong"-Mama extrem mitgedacht.

20:40 Uhr: Der Gabalier Andreas, der nächste Partygast, darf jetzt auch singen und dabei eine blaue Gitarre halten. Drei Frauen im Publikum versuchen verzweifelt, das Klimakterium rückgängig zu machen, eine andere legt ihren Kopf in eine Klangschale und nötigt einen neben ihr stehenden Mann, mit dem Holzschlägel dagegen zu donnern. Es liegt etwas Unheilvolles in der Luft. Manche befürchten, hässliche Geschwüre und eitrige Blattern könnten die Menschheit befallen. Der Volksrock’n‘Roller sieht den Bildungsauftrag am Horizont verschwinden und grinst schelmisch.

40 Jahre "Hello again"

20:45 Uhr: "Die Kirsche auf dem Party-Eisbecher", sagt die Kiwi über den Carpendale Howie, der sich jetzt bemüht lächelnd auf die Bühne schleppt. Er bestätigt, dass es 2025 ein "Howard Carpendale"-Musical geben wird, worauf wir uns nicht freuen. Anlässlich des 40. Geburtstags von "Hello again" bringt die Kiewel Andrea, die ihren Glitzerrock nur bis zum Hals trägt, was sie leider nicht am Sprechen hindert, dann eine Torte auf die Bühne, während sie den Refrain von Howies Klassiker singt. Der ganze Bums dauert gerade mal 30 Minuten und man möchte bereits mit einem Stück Draht die nächste Steckdose besuchen. Und ja, der Carpendale Howie singt jetzt noch "Hello again".

21:15 Uhr: Die Kerstin Ott ist im Juni und Juli auf Sommertour! Heureka! Bitte schreibt euch das auf, nehmt euch für die beiden Monate Urlaub und bastelt der Ott Kerstin etwas Schönes für den Tourstart! Dass sie auf ihren Konzerten zwei Stunden lang nur die Songs "Regenbogenfarben" und "Die immer lacht" singt und sich währenddessen mit lediglich einer Hand neue Buttons auf ihre College-Jacke näht, solltet ihr vielleicht schon wissen.

21:28 Uhr: Sasha versucht sich an einem "Udo Jürgens"-Medley und reißt dessen Tracks "Die Sonne und du", "Griechischer Wein", "Ich war noch niemals in New York" und "Aber bitte mit Sahne" an. "Das ist schlecht zu ertragen, was schaut ihr wirklich?", schreibt jemand auf X (vormals Twitter), der nicht glauben kann, dass sich die Leute das antun.

21:37 Uhr: Der De Jong Eloy, den die Kiewel Andrea zuvor zum größten Sänger des Planeten aufgeblasen hat, singt jetzt den extrem deutschen Hit "Love is everywhere" seiner Ex-Band "Caught in the Act". Es ist alles irgendwie zum Fürchten und gleichzeitig zum Fremdschämen. Heißt: Man will weglaufen, kann aber nicht, weil einen die Scham so lähmt. Danke, Kiwi! Danke, De Jong Eloy! Danke Holland! Danke WEB.DE! Danke GMX!

Singende Studenten & die Stürmer Christl

21:45 Uhr: Kurze Frage: Diesen "voXXclub", versteht den irgendjemand? Wikipedia verrät, dass die Gruppe 2012 von Martin Simma zusammen mit den Studenten Michael Hartinger, Korbinian Arendt, Christian Schild, Florian Claus, Stefan Raaflaub und Julian David gegründet würde. Was studieren die? Alpinismus & Embedded Lederhosologie, oder wie? Noch so eine Performance und wir alle sollten für ein Entlastungsgerinne zusammenlegen.

21:55 Uhr: Wach ich oder träum’ ich? Die Leandros Vicky steht auf der Bühne und singt nicht "Ich liebe das Leben", sondern "Après toi", also jenen Song, mit dem sie für Luxemburg bei, Eurovision Song Contest 1972 reüssieren konnte. Ich geb’s ja zu, ich hab irgendwie eine Schwäche für die Leandros Vicky. Vielleicht, weil sie bereits in meiner Kindheit aus der Schwarzweißkiste geträllert hat. Gut, das hat der Carpendale Howie auch. Aber der muss ja wieder so komisch reden.

22:05 Uhr: Jo do schau her, die Stürmer Christl aus meinem schönen Österreich darf im abgedunkelten Indoor-Fernsehgarten auch ran. Von der zweifachen Mutter gibt’s sogar einen "MTV Unplugged"-Gig, erwähnt dann auch Andrea Kiewel. Irre eigentlich: Was mit Aerosmith, Paul McCartney und REM einst begonnen hatte, bescherte uns irgendwann auch den Gabalier Andy und die Stürmer Christl. Wie sehr kann ein Format eigentlich abstinken? Demnächst vermutlich unplugged auf MTV: Santiano und die adoleszenten Teletubbies. Winke, winke!

Internationale Tage ohne Ende

22:15 Uhr: Während sie im überdachten Fernsehgarten den Sasha trällern lassen, solltet ihr alle wissen, dass der 9. Februar immer auch der "National Pizza Day" ist. Wobei: Wenn ihr diese unsäglichen Zeilen lest, könnt ihr schon den "Tag der Hülsenfrüchte" begehen, dem wiederum alljährlich der "Internationale Tag der Blähungen" folgt.

22:25 Uhr: Apropos Blähungen: Der Gabalier Andreas singt jetzt den Song "Pump It Up", den er vor Jahren gemeinsam mit dem Schwarzenegger Arnold heraus gepupst hat. Da der Track im Laufe der Jahre um nichts weniger peinlich geworden ist, hier ein Tipp, um Blähungen nach dem Konsum von Hülsenfrüchten zu vermeiden: Leute, werft sie euch doch einfach mit ein paar Gewürzen und Kräutern rein! Anis, Fenchelsamen, Kümmel und Majoran sorgen dafür, dass eure Flatulenzen am "Internationalen Tag des Duftes", der meines Wissens dem "Tag der Blähungen" folgt, nicht ganz so schlimm ausfallen.

22:30 Uhr: Der De Angelo Nino darf nun seinen großen Hit "Jenseits von Eden" singen. Er ist quasi die deutsche Version des im Jahr 1983 kurz zuvor veröffentlichten Songs "Guardian Angel", den der Deutscher Drafi, Gott hab ihn selig, geschrieben und unter dem Pseudonym "Masquerade" veröffentlicht hat. Die englische Version sang Deutscher gemeinsam mit dem Evans Chris. Diese und die vom Nino De Angelo gesungene deutsche Version belegten über mehrere Wochen die ersten beiden Plätze der deutschen Singlecharts.

Peinlich, wer noch kein Musical hat

22:46 Uhr: Shit, der Carpendale Howie schaut noch einmal auf der Bühne vorbei. Ist der am Weg nach Südafrika falsch abgebogen, im Kreis gelaufen und tut jetzt so, als ob das alles geplant gewesen wäre, indem er ganz auf locker noch einen Song drauflegt? Die Schlagerfans glauben auch alles.

23:00 Uhr: Eloy De Jong muss die Frage "Warum schlägt dein Herz für deutschen Schlager?" beantworten. Es ist so peinlich. Gut, dass jetzt die Band "Pur" noch einmal auftaucht und das Interview abkürzt. Der Engler Hartmut singt ständig "Ich will voll sein". Man versteht ihn so gut. Wir sind alle so arm.

23:05 Uhr: Nach dem Carpendale Howie erzählt auch der Engler Hartmut von einem Musical namens "Abenteuerland". Hat denn heute jeder Schlagerstar schon ein Musical, oder wie? Wie heißt das Musical von der Ott Kerstin? Ist das Musical vom De Jong Eloy gut? Kommen im Musical vom P. Oli nur Songs vom Grönemeyer Herbert vor?

23:11 Uhr: Jemand auf X (vormals Twitter): "An die Leute im Publikum: Blinzelt mit den Augen, wenn ihr gegen euren Willen dort festgehalten werdet." Love it!

23:23 Uhr: Der Witt Joachim, der offenbar jetzt als Amish lebt, singt, weil für die Amish-People ja Gruppenerhalt und Gruppenleben vor individueller Verwirklichung gehen, mit dem De Angelo Nino den Song "Ich hab dich nie vergessen". Sagt, kann es sein, dass die beiden noch ein paar zum Fürchten aussehende Freunde haben und zeitweise als "Santiano" auftreten und die Seefahrt allgemein, aber ganz besonders das Glücksgefühl, das das Trinken von 80-prozentigem Rum immer wieder auslöst, besingen? Unfassbar, jetzt schnall’ ich das erst.

Der schönste Tag in unserem Leben

23:30 Uhr: Gesteht! Dass eine Sause mit dem "Leandros Vicky"-Knaller "Theo, wir fahr’n nach Lodz" endet, habt ihr euch doch schon immer gewünscht und beschert euch den schönsten Tag eures Lebens. Auf den 1974 erschienen Schlager antwortete seinerzeit der bayrische Balthasar übrigens mit dem Titel "Marie, mir bleim dahoam".

23:35 Uhr: Ah, ganz das Ende war das noch nicht. Wenn die Leandros Vicky schon auf der Bühne steht, soll sie doch gleich auch noch "Ich liebe das Leben" singen. Na sicher! Bussi, Vicky!

"Was kann mir schon gescheh'n?
Glaub mir, ich liebe das Leben.
Das Karussell wird sich weiterdreh'n,
auch wenn wir auseinandergeh'n."

23:40 Uhr: Endlich! Die Kiewel Andrea verabschiedet sich von den Protagonisten, die jetzt noch einmal alle auf die Bühne huschen, und natürlich von uns Zusehern, die wir nach dieser dreistündigen Extremerfahrung wieder sehr viel an uns arbeiten müssen, um diese unzähligen Mikrotraumen sukzessive abschütteln zu können, wofür ich euch fest die Daumen drücke. Dass wir nachher ein Musical draus machen, ist ja eh klar.

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Teaserbild: © SAT.1/Richard Hübner