"Denn sie wissen nicht, was passiert" schwankt diesmal zwischen Chaos und Anarchie. Wenn einen die Spiele nicht so wirklich wach halten, kann eine Mixtur aus "Scheiß drauf!"-Attitüde, Pizza und einem Fehler im RTL-Schaltraum, der den Zuschauern ein Alternativprogramm des Nachrichtensenders CNN beschert, durchaus erfrischend sein.

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Mit drei ahnungslosen Moderatoren ohne Plan – so startet auch am Samstagabend "Denn sie wissen nicht, was passiert – die Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show". Und wie immer muss einer der drei Showstars moderieren, wovor sich, so Schöneberger, jeder am liebsten drücken würde.

Dieses Mal ist es Gottschalk, der die an einen klassischen bunten Fernsehabend erinnernde Show zu moderieren hat. Schöneberger und Jauch hingegen müssen in neun Spielrunden gegen die "Bergdoktoren" Hans Sigl und Mark Keller antreten, die prominenten Gäste dieses Abends.

"Es wird heute gelacht, bis der Arzt kommt", verspricht Off-Stimme und Spiele-Erklärbär Thorsten Schorn.

Günther Jauch gleich zu Beginn "kotzübel"

Gespielt wird wieder um 50.000 Euro, die sich die Alltagshelden – das Team eines Supermarkts in Mülheim an der Ruhr sowie Busfahrer aus Trittau – teilen dürfen.

"Warum muss einem gleich am Anfang der Sendung kotzübel sein", jammert ein obendrein schweißgebadeter Jauch nach dem ersten Spiel, bei dem die Protagonisten in einem sich ständig drehenden Rad sitzen und währenddessen Fragen beantworten müssen.

Dass Gottschalk gleich zu Beginn seiner Moderation den Chaoten gibt, erstaunt wenig. Eher überraschend ist, dass sich die "Bergdoktoren" beim Umschreiben und Erraten von Begriffen ziemlich ungeschickt anstellen. Sie erlitten in diesem Spiel eine empfindliche Niederlage, was Sigl dazu veranlasst, Freund Keller ein ironisches "Du warst großartig!" hinzuwerfen, worauf dieser ein schlagfertiges "Danke, du auch!" retourniert.

DSWNWP: "Das ist alles echt im Fernsehen?"

Und dennoch: Der Dramaturgiebogen schleicht zunächst an der Grundlinie herum, und nach ungefähr 45 Minuten Sendung ist im Wesentlichen kaum etwas passiert. Immer wieder ist Thema, ob Gottschalk es in halbwegs kurzer Zeit schaffen würde, das für das Anmoderieren der Spielrunden vorgesehene Kreuz am Boden zu finden.

Als ihm das schließlich gelingt, wartet bereits das nächste Problem: Der "Wetten, dass..?"-Blondschopf versteht nur sporadisch die Spielregeln, die er selbst vorgelesen hat. "'Tschuldigung, das ist alles echt im Fernsehen?", wundert sich auch der Österreicher Hans Sigl.

RTL überträgt plötzlich CNN-Programm

Aber nicht Gottschalk alleine ist für Pannen in der Sendung verantwortlich. Dass plötzlich aus heiterem Himmel 20 Sekunden das Programm des Senders CNN läuft, lässt die Zuschauer zwar kurzzeitig aufwachen, war aber vermutlich seitens RTL nicht so geplant. "Stellt euch mal vor, man hätte stattdessen 'Hustler-TV' oder dergleichen gesehen", malt man sich innerhalb der Twitter-Gemeinde aus.

Stark zu hoffen bleibt auch, dass das CNN-Publikum im Gegenzug nicht mit dem RTL-Programm konfrontiert wurde, denn selbst ein kurzer Auszug eines ermüdenden Spiels á la "Der Bilderschredder" oder das "Panzerknacker-Quiz" hätte so manchen Zuschauer des US-Nachrichtensenders wohl flott zu den Waffen greifen lassen.

Die Erklärung für den CNN-Fauxpas lieferte Thorsten Schorn noch in der Sendung: "Wir haben im Schaltraum etwas falsch gestöpselt."

Anarcho-TV: Gottschalk moderiert mit vollem Mund

Die im Laufe der Stunden wird Gottschalks Scheiß drauf!"-Attitüde immer offensichtlicher und manifestiert sich auch darin, dass Schöneberger irgendwann Pizza bestellt - und deren Verzehr dann auch tatsächlich von allen in der Show in Angriff genommen wird.

Gottschalk, der sich ein große Stück in den Rachen schiebt und fälschlicherweise denkt, es würde jetzt eine Werbepause folgen, scheint sich dann aber gar nicht groß daran zu stören, das nächste Spiel mit vollem Mund zu erklären.

Und Schöneberger, die offenbar wirklich mächtig Kohldampf hat, schickt in den nächsten 20 Minuten immer wieder mal ein Stück in die Peristaltik talwärts.

"Die Wand" strapaziert wieder Geduld der Zuseher

In jedem Fall haben die "Bergdoktoren" dem Team "Jauchberger", die die neun Spielrunden mit 7:2 für sich entscheiden, wenig entgegenzusetzen. Die Entscheidung fällt aber dennoch erst im finalen Spiel "Die Wand", das die Zuschauer ob seiner Länge immer wieder auf eine Geduldsprobe stellt.

Die Regeln in aller Kürze: Einer aus jedem Team muss sich in eine Wand stellen, aus der so viele Steine herausragen, wie die gegnerische Mannschaft in den Spielrunden zuvor Punkte geholt hat. Der andere aus dem Team wiederum muss Wissensfragen beantworten. Für jede richtige Antwort, schiebt sich beim Gegner ein Stein aus der Wand, was es immer schwieriger macht, dort Halt zu finden.

Oberarzt und Gecko: Mark Keller im Abhängen absolut top

Nach 15 Minuten "Die Wand" fragt man sich bereits, was gerade wohl bei CNN läuft. Auch deshalb, weil man ob des mächtig mit Muckis bestückten Mark Kellers bereits ahnt, dass dies ein langer Abend werden könnte.

Und tatsächlich: Der Schauspieler schafft es doch glatt, sich in den lediglich zwei verbliebenen Nischen in der Wand zu halten. Als dann Barbara Schöneberger ihre nächste Frage korrekt beantwortet, muss aber auch er sich der Schwerkraft ergeben.

"Wurde dieses elendig lang(weilig)e Finalspiel zuvor eigentlich schon einmal bis zum Ende gespielt?", will danach jemand auf Twitter wissen. Eine gute Frage, die sich vermutlich gar nicht so einfach beantworten lässt. Denn Menschen, die das Finale von "Denn sie wissen nicht, was passiert" gesehen haben und dabei nicht eingeschlafen sind, wird man nicht so leicht finden.

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