"Denn sie wissen nicht was passiert" ist mit einer neuen Staffel zurück, auch Günther Jauch und Thorsten Schorn sind wieder mit dabei. Neben einigen Highlights hat die Sendung allerdings auch viele Längen und "Political Correctness" spielt scheinbar auch keine Rolle. Am Ende darf sich zumindest ein Teil der Studio-Zuschauer freuen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Markus Bosch dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Das Comeback von Abba und wir vier sind auch wieder vereint." Zum Auftakt von "Denn sie wissen nicht was passiert" brachte Spielleiter Thorsten Schorn mit diesem Kommentar die Gemütslage der Show-Teilnehmer auf den Punkt. Denn in der letzten Folge fehlten Günther Jauch und Schorn aufgrund einer Corona-Infektion, Barbara Schöneberger und Thomas Gottschalk mussten die Show im Alleingang bestreiten.

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Doch zum Auftakt der neuen Staffel waren alle wieder genesen und um den körperlichen und geistigen Zustand von Jauch zu überprüfen, musste dieser den Abend allein bestreiten, während seine beiden Kollegen als Team agieren durften. Als ihm dies erklärt wurde, reagierte Jauch bissig: "Das ist unser Sozialstaat, für Krankheit muss man noch einmal extra büßen."

Auch sonst schien sich der Moderator von "Wer wird Millionär" an diesem Abend wenig um die Political Correctness zu scheren. Als die Rede auf vegetarische Currywurst kommt, verglich Jauch deren Optik mit "Sondermüll". Das Spiel "Die Bahn kommt" bezeichnete er in Anlehnung an den GDL-Chef, aufgrund des Bahnstreiks in aller Munde, als "Klaus-Weselsky-Gedächtnisspiel".

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Studio-Zuschauer erhalten Geld

Seine Mitstreiter Gottschalk und Schöneberger waren ebenfalls von Beginn an bestens gelaunt, was nicht nur an ihrem gemütlich ausgestatteten Loungebereich, zu dem Jauch allerdings keinen Zutritt hatte, gelegen haben dürfte. So entwickelte sich von Beginn an eine flotte Sendung, in der man den drei Showmastern die Motivation deutlich anmerkte.

Eine Rolle könnte dabei auch die Rückkehr des Publikums gespielt haben, auch wenn Schöneberger gleich zu Beginn feststellte, dass es im Studio "viel heißer" sei, wenn Publikum anwesend sei.

Im Unterschied zu sonst spielten das Team und Jauch aber nicht für ein soziales Projekt, sondern für die Zuschauer. 250 Euro pro Kopf erhielt diejenige Hälfte der Studio-Zuschauer, die unter dem Banner des Siegers saß.

Jauch: "Das größte Idiotenspiel aller Zeiten"

Doch bis es so weit war, standen erst einmal neun Spiele auf dem Programm. Beispielsweise musste in "Schnell wie die Sau" ein Stück Weg überwunden werden, in der Geschwindigkeit wie es auch ein Hundewelpe oder ein Minischwein tun würde. Zuvor berichtete "Rückkehrer" Jauch aber vom Aufeinandertreffen mit Seelöwen im TV, die strengen Mundgeruch aufwiesen.

Zählte dieses Spiel noch zu den amüsanteren, gab es auch einige Längen. Im Spiel "Ziegelsteine stapeln" witzelte Gottschalk, als eine Zahnpastatube partout nicht platzen wollte, dass nun bestimmt niemand umschalte. Wohl nur ein frommer Wunsch der Show-Legende in einer Sendung, die abend- und nachtfüllenden Charakter hatte.

Erst bei "Top die Watte quillt" – einem Klassiker der Show, kommt wieder Stimmung auf, zumindest beim Trio. Jauch pestete: "Das ist das größte Idiotenspiel aller Zeiten" und Schöneberger sagte: "Ich hasse RTL". Doch zumindest für den Zuschauer bot dieses Spiel ein emotionales Erweckungserlebnis, nachdem zuvor doch viel Stückwerk dabei war. Auch die Tatsache, dass es keinen festen Moderator gab und sie sich in diesem Job abwechseln mussten, sorgte für einige Verwirrung bei den drei Protagonisten.

Mehrere Spitzen gegen Karl Lauterbach

Ähnlich verwirrend waren für Jauch, Gottschalk und Schöneberger auch die Promi-Chöre, die beim abschließenden "Ton für Ton zum Hit" vermeintlich bekannte Songs vortrugen. Doch nur Schöneberger war in der Lage zumindest zwei der Songs zu erkennen. Und dann stand nach gut dreieinhalb Stunden Sendezeit doch schon das Finale an.

Dort gab es diesmal aber, zum Glück für den Zuschauer, keine Wand mehr, sondern eine Gläserpyramide mit 204 aufeinander gestapelten Weingläsern. In Coronazeiten ging es aber nicht ohne Gesichtsvisiere, was Jauch, Gottschalk und Schöneberger für mehrere Spitzen gegen SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach nutzten. Ob dies in einer Samstagabend-Unterhaltungsshow Platz finden sollte, muss jeder und jede für sich entscheiden.

Da sich in manchem Kelch Alkohol verbarg, stieg zumindest bei Jauch, Gottschalk und Schöneberger pro entferntem Trinkgefäß die Laune signifikant an, während der TV-Zuschauer durstig zuschauen musste. Glas um Glas wurde aus der Pyramide entfernt, doch das Gebilde und somit eine Entscheidung wollte partout nicht fallen, nicht einmal als Gottschalk einen Ring an seinem Finger verlor.

Nach schier endlosen Momenten voller Nichts war es aber um 0:48 Uhr so weit: Einzelkämpfer Jauch triumphierte und sorgte bei seinem Zuschauerblock für strahlende Gesichter und einem Vermögenszuwachs von 250 Euro je Person. Dass aber bis zu dieser Erkenntnis 4,5 Stunden vergehen mussten, ist mit gesundem Menschenverstand nicht zu erklären.

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