Überraschung gelungen: RTL hat bei der jüngsten Ausgabe von "Denn sie wissen nicht, was passiert" einen kleinen Coup gelandet. Gegen Barbara Schöneberger und Günther Jauch traten diesmal die ehemaligen Erzfeinde Oliver Pocher und Michael Wendler als Team an. Für den Zuschauer wurde daraus ein langer, aber unterhaltsamer Abend. Für den Wendler immerhin ein langer.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Versucht ihr auch schon an der Anordnung herauszufinden, wer von uns dran sein könnte?“, fragt Barbara Schöneberger gleich zu Beginn, als ihre Kollegen Jauch und Gottschalk im Studio neben ihr stehen und noch offen ist, wer an diesem Abend moderieren muss. Kurz darauf ist klar, dass es Gottschalk ist, aber eigentlich ist das bei dieser Ausgabe von "Denn sie wissen nicht, was passiert" egal.

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Viel interessanter ist diesmal nämlich die Frage, gegen wen Günther Jauch und Barbara Schönberger antreten müssen. Diesmal ist RTL ein kleiner Coup gelungen. Vor kurzem erst hatte der Kölner Sender schnell reagiert, als sich Oliver Pocher und Michael Wendler auf ihren Social-Media-Kanälen einen Kleinkrieg lieferten und daraus kurzerhand ein Sonntagabendfernsehduell gemacht. Nun ging RTL noch einen Schritt weiter und ließ die beiden bei "Denn sie wissen nicht, was passiert“ antreten – als Team.

Pocher und Wendler – das ist eine Kombination, die momentan bestens funktioniert. Wenn dann auch noch die Schlagfertigkeit von Gottschalk und Schöneberger hinzukommen, dann kann einem unterhaltsamen Fernsehabend eigentlich nichts im Wege stehen – und das tat es auch nicht. "Das hat was“, stellt auch Günther Jauch sofort fest, als Gottschalk das gegnerische Team vorstellt und dann legen alle Beteiligten auch schon los wie die Feuerwehr.

"Denn sie wissen nicht, was passiert“: Alle gegen den Wendler

Den Auftakt im Sprücheklopf-Wettbewerb macht Thomas Gottschalk, gleich als er Pocher und Wendler ins Studio holt, und wie so oft an diesem Abend sollte die Pointe auf Kosten von Michael Wendler gehen: "In der ARD läuft die 'Sendung mit der Maus', im ZDF ist Andrea Berg unterwegs. Bis vor fünf Minuten waren wir die intellektuelle Speerspitze des deutschen Fernsehens und dann dieser Absturz", witzelt Gottschalk. Und später schiebt Pocher, auf seine dritte Teilnahme angesprochen, hinterher: "Ich weiß auch nicht, was ich falsch mache. Erst Pietro Lombardi, dann Evelyn Burdecki und jetzt stehe ich mit dem Wendler hier."

Und in diesem Sinn sollte es den ganzen Abend weitergehen. Um sein angebliches Wendler-Handicap auszugleichen, verspricht Gottschalk Oliver Pocher vor dem ersten Spiel: "Du kriegst fünf Punkte Vorsprung. Das ist die sogenannte Wendlerpauschale." Jetzt kommt Gottschalk erst so richtig in Fahrt. Als die Promis beim ersten Spiel blind einparken müssen, kalauert der Moderator: "Schon mal was vom Wendlerkreis gehört?"

Offenbar nicht, denn Pocher und der Wendler verlieren das Spiel haushoch, aber man muss zur Ehrenrettung des Wendlers sagen, dass die Niederlage nicht am Wendler liegt. Anders hingegen bei Spiel Nummer zwei. Da nennt Thomas Gottschalk jedem Team ein Stichwort und auf Drei müssen die beiden Spieler gleichzeitig ein dazu passendes Wort sagen. Sollten beide Worte identisch sein, gibt es für das Team einen Punkt. Als Gottschalk "Großstadt" vorgibt, nennt Oliver Pocher "Berlin" und der Wendler entscheidet sich für "Düsseldorf". Da ist Pocher fassungslos und Gottschalk witzelt hämisch: "Das wär' genauso wie wenn ich sage : 'Sänger' und einer sagt 'Wendler'."

Oliver Pocher: "Und für die Laura noch einen Kinderteller“

Aber nicht nur von seinen Promi-Kollegen bekommt der Wendler sein Fett weg. Als die Runde Hunger hat, soll der Wendler bei einer Pizzeria anrufen und eine Bestellung abgeben. "Haben Sie schon mal meinen Namen gehört?", will der Wendler seinen Promi-Status prüfen, doch der Pizzabäcker kennt ihn nicht. Das nutzt Pocher zum Seitenhieb auf die Wendlerschen Finanzen: "Frag ihn lieber, ob er dir noch was schuldet", spottet der Comedian und schiebt bei der Bestellung gleich noch einen weiteren Seitenhieb gegen Wendlers 19-jährige Verlobte hinterher: "Und für die Laura noch einen Kinderteller!"

Ja, Michael Wendler hat es nicht leicht an diesem Abend, aber im Großen und Ganzen bleiben die Scherze doch oberhalb der Gürtellinie. Für den Zuschauer ist die Idee, Wendler und Pocher in ein Team zu stecken, indes Gold wert. Vielleicht ein bisschen unfair, aber Gold wert.

Denn zusammen mit Schöneberger, Jauch und Gottschalk steht da ein Moderatorenquartett im Studio, von dem jeder Einzelne einen solchen Abend bereits locker und lustig durchmoderiert hätte. Zu viert geht das natürlich noch besser. Dass Thomas Gottschalk irgendwann das Moderationsszepter aus der Hand genommen wird, scheint auch Kommentator Thorsten Schorn irgendwann zu merken: "Scheint eine Gruppenmoderation zu werden, heute Abend."

Und irgendwann ist dann auch der Wendler nicht mehr das alleinige Opfer und jeder nimmt jeden auf den Arm: "Das ist wie bei meinen Eltern. Da krieg ich zu viel", stichelt beispielsweise Oliver Pocher, als der 69-jährige Gottschalk die Gänsefüßchen nicht sofort auf der Computertastatur finden kann. Und so wird es selbst zur späteren Stunde eine unterhaltsame Show, bei der aber auch nicht alles klappt.

Siegprämie geht an Berliner Obdachlosenhilfe

Zwar hatte man im Studio alle erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen wegen der Corona-Pandemie getroffen, aber die funktionieren natürlich nur, wenn sich die Moderatoren auch daran halten – was nicht immer klappt: "Bitte rufen Sie nicht an, wenn wir die Abstände unterschreiten, wir merken das selber", erklärt Thomas Gottschalk zwischendrin sogar ganz selbstkritisch. In der Tat kommen sich die Moderatoren ein ums andere Mal bedenklich nahe und bringen damit immer wieder die Krise zurück, die man dank der Show für kurze Zeit vergessen kann.

Aber warum sollte es im Fernsehen momentan anders sein als in der Realität? Man hat sich ein bisschen an die neuen Bedingungen gewöhnt, trotzdem hakt es hier und da noch und am Ende sind alle froh, wenn der ganze Spuk wieder vorbei ist. In Berlin-Reinickendorf dürfte man sich an diesem Abend aber gefreut haben. Weil Günther Jauch im Entscheidungsspiel schlapp macht, geht die Siegprämie diesmal an die Event-Gaststätte Kastanienwäldchen, die dort jeden Tag für Obdachlose Notverpflegungspakete bereitstellt und an einen Gabenzaun hängt. Und der Wendler darf endlich Feierabend machen.

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