Läuft gerade bei Oliver Pocher. Der Comedian ist präsenter denn je. Bei RTL, aber auch in den sozialen Medien, wo er als Internet-Sheriff darüber richtet, was Influencer dort so machen. Wer aber denkt, dass Pocher lediglich ein Comeback erlebt, der übersieht etwas.
Es war schon eine merkwürdige Szene. Als Einstiegsgag für seine neue Latenight-Show "
Natürlich nicht. Das weiß Jauch, das weiß Pocher. Am Ranking der beiden hat sich nichts geändert, aber Oliver Pocher zu unterschätzen, weil er noch nicht in einer Liga mit Jauch spielt – man könnte nicht weiter daneben liegen. Und das hat nichts mit Pochers derzeitigem Erfolg zu tun. Oliver Pocher ist gerade omnipräsent. Im Fernsehen, bei Social Media und eigentlich auch auf der Bühne, aber Corona – Sie wissen schon.
Seit Pocher bei seiner Teilnahme an "Let's dance" mit seinen Klamauk-Auftritten einschlug, war er wieder Gesprächsthema, noch mehr, als er später dann den Wendler als neuen Lieblingsfeind fand.
An Boris Becker hatte er sich zuvor bereits die Zunge geschärft, beim Wendler perfektionierte er nun die öffentlichkeitswirksamen Veralberungen. Ein gutes Rüstzeug, um sich in der Corona-Pandemie neuen Feinden zu widmen: den Influencern. Das Heer derer, die von Pocher wegen ihres Treibens auf Social Media angegangen werden, wächst genauso wie Pochers Follower-Zahlen.
Was kann Oliver Pocher?
Bereits vor seinem Job als Internet-Sheriff ist Pocher bei RTL peu à peu zur tragenden Programm-Säule aufgestiegen. Eine knappe Handvoll Shows machen und machten Pocher und RTL in jüngster Zeit zusammen und RTL-Unterhaltungschef Kai Sturm freute sich angesichts des zweijährigen Exklusiv-Vertrags mit Pocher, dass man ihm "einen sicheren Hafen und Spielwiese zugleich bieten werde".
Dieser sichere Hafen ist freilich nur eine Momentaufnahme, schnell kann in dieser Branche daraus ein Badeentchen werden. Aber diesen momentanen Hafen hat sich Pocher über all die Jahre mit Hartnäckigkeit erarbeitet.
Wie bei fast allen in der Medienbranche läuft auch Pochers Karriere in Aufmerksamkeitswellen. Mal hört man mehr von ihm, mal weniger. Pocher ist nun seit knapp 20 Jahren im Zirkus dabei und das nicht ohne Grund. So lange schwimmt man nicht oben, ohne etwas zu können und vielleicht ist es das, was Pocher an manchem Influencer aufregt. Wenn er den Verdacht hegt, dass hier jemand mit Nichtskönnen sein Geld verdient.
Aber was kann Pocher? So Einiges. Man muss seinen Humor nicht teilen, aber Pocher hat ein paar Eigenschaften, die ihn seit 20 Jahren auszeichnen. Er hat ein Gespür für Timing, er ist insgesamt recht angstfrei, aber vor allem ist er schlagfertig. Pocher haut, gerade bei seinen Moderationen, spontan raus, was ihm in den Kopf schießt.
Dass das nicht immer Gold ist, nimmt er in Kauf. Das muss er auch, denn wer als Comedian bestehen will, darf keine Angst davor haben, auch mal den falschen Ton zu treffen. Sonst funktioniert der Job nicht. Zumindest nicht so, wie ihn Pocher versteht.
Wie es aussieht, wenn man Angst vor Spontaneität hat, kann man regelmäßig in Talkshows sehen, wenn Comedians eingeladen sind, die dann dort nichts anderes machen, als die Gags ihres Bühnenprogramms auf Knopfdruck des Moderators abzuspulen. Pocher hingegen ist dann am besten, wenn er spontan ist. Ihm ist die Pointe wichtig und da wird lieber sofort rausgehauen und erst danach die Verletzten gezählt. Wenn ein Spaß mal daneben ging – was soll's?
Oliver Pocher: keine Angst vor blauen Flecken
Pocher ist der Typ, der selbst bei einer Trauerrede kichern muss, obwohl es so ernst ist. Gerade, weil es so ernst ist. Das steckt einfach in ihm. Pocher ist das personifizierte Kichern auf einer Beerdigung und man hat manchmal das Gefühl, dass es Pocher auch reichen würde, wenn nur er lacht.
Das Problem: Manchmal ist so ein Kichern auf der Beerdigung eben nicht witzig, sondern deplatziert. Oft genug auch verletzend. Manchmal ist eine Pointe um der Pointe willen nicht die beste Idee. Vor allem, wenn Pocher nicht mit dem Florett ficht, sondern mit dem Holzhammer kloppt.
Zum Beispiel, wenn er sich über Verschwörungstheoretiker oder Influencer lustig macht. Da geht es selten mit feinem Esprit zu, sondern eher wie auf dem Schulhof. Auf der anderen Seite ist es kein Verbrechen, wenn Pocher die Selbstvermarktungspraktiken von Influencern mit seiner ganz eigenen Art von Humor kritisiert – solange die Wahl der Mittel im Rahmen bleibt.
Harald Schmidt zu Pocher: "Kleine miese Type"
Wenn das nicht passiert, hat sich der Comedian in der Vergangenheit schon häufiger eine blutige Nase geholt. Zum Beispiel, als ihn
Dass Pocher immer wieder aufsteht, hat, wie er selbst in Interviews sagt, auch mit seiner Zeit als Zeuge Jehovas zu tun, als er mit dem "Wachturm" in der Hand in der Fußgängerzone stehen wollen musste. Da hat er gelernt, hartnäckig zu sein und mit Ablehnung umzugehen. Das hilft ihm mit Sicherheit, bei seinen Spontan-Gags angstfrei Grenzen zu überschreiten, aber auch, mit Auftragsflauten gelassen umzugehen.
Die sind, wie RTL auf Anfrage mitteilt, erst einmal nicht in Sicht, denn Pocher wird "auch in der kommenden Season wieder mit neuen Primetime-Formaten bei RTL zu sehen sein, die speziell für ihn entwickelt wurden und sich bereits in Vorproduktion befinden". Vielleicht hat Pocher dann ja so viel zu tun, dass ein paar Influencer durchatmen können.
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