Ein "unruhiger Stressbauch" macht Tom Kaulitz in der neuesten Folge des Podcasts "Kaulitz Hills" zu schaffen. Am Ende entpuppt sich Toms Magenziehen aber als Glücksfall für alle Hörer, denn mit der darauffolgenden Diskussion pulverisieren er und sein Bruder Bill einen uralten Irrglauben.

Christian Vock
Eine Satire
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Tom Kaulitz, so lässt der Tokio-Hotel-Musiker in der neuesten Folge von "Kaulitz Hills" die Katze aus dem Sack, plagt ein Bauch-Grimmen. Unangenehm, wie jeder weiß, den schon einmal das gleiche Schicksal ereilt hat, aber zum Glück deckt sein Bruder Bill sogleich die Urheberschaft der gastroenterologischen Verstimmung auf: "Du denkst jetzt schon über unsere Woche nach", diagnostiziert Bill und erklärt die Hintergründe: "Es steht sehr, sehr viel an."

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Eines dieser sehr, sehr vielen Dinge, die anstehen, ist ein kurz darauf beginnendes Gespräch über Obst. Denn obgleich der Tag noch recht jung ist, beginnen ihn die beiden Brüder mit einem Drink, und zwar mit einem "Maracuja Spritz". "Ich bin eine Maracuja-Maus", erklärt Bill und bereitet so den Boden für die eigene Anschluss-Frage: "Was ist Maracuja? 'ne Frucht, oder?" Bruder Tom kommt bei der Antwort ein wenig ins Schlingern, wird aber auch schon mit Bills nächster Frage konfrontiert: "Ist Maracuja der Geschmack oder heißt die Frucht so?"

Man zittert als Hörer an dieser Stelle am Podcast-Beckenrand mit, ob Bill nicht nur auf die Frage, sondern auch auf die Antwort kommt, aber da das, zumindest erstmal, nicht passiert, lösen wir an dieser Stelle für ihn auf: Eine Maracuja ist, natürlich, die Frucht, die zufällig auch nach Maracuja schmeckt. Zufällig, denn bei anderem Obst ist das nicht der Fall. Bei einer Kirsche zum Beispiel heißt die Frucht zwar Kirsche, eine Kirsche schmeckt aber nicht nach Maracuja.

Von Äpfeln und Birnen

Wer also die Hoffnung hatte, mit dem Kauf von Kirschen anstelle von Maracujas den gleichen Geschmack bei weniger Volumen zu bekommen, den muss ich enttäuschen. Aber Tom hat ohnehin schon eine neue Erklärung: "Vielleicht ist Maracuja der Geschmack der Passionsfrucht? Das glaub' ich nämlich." Ein interessanter Gedanke, den man weiterverfolgen sollte, aber Bill hat bereits eine neue, fast schon revolutionäre Idee: "Bei anderen Fruchtsorten ist es ja so, dass der Geschmack ja nicht anders heißt, als die Frucht. Erdbeere – dann hat’s einen Erdbeergeschmack. Apfel hat einen Apfelgeschmack. Also muss die Maracuja doch 'ne Frucht sein!"

Das Erfreuliche an der kaulitzschen Maracuja-Diskussion ist aber nicht nur, dass man am Ende der Lösung nahe gekommen ist, sondern dass die Brüder damit en passant einen der größten Irrtümer der Menschheit abgeräumt haben: die Unvergleichbarkeit von Obstsorten. Man könne nämlich, so der landläufige Irrglaube, Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Mit dieser Fehleinschätzung räumen die Kaulitz-Brüder, wenn vielleicht auch unbewusst, nun auf. Man kann nämlich alles miteinander vergleichen: Maracujas mit Erdbeeren, Kirschen mit Passionsfrüchten und ja, auch Äpfel mit Birnen.

Das augenscheinlichste Ergebnis eines solchen Vergleichs wäre, dass Äpfel keine Birnen sind. Zum Beispiel, weil sie nicht wie Birnen aussehen oder nicht nach Birnen schmecken. Außerdem wird 'Birne' ganz anders geschrieben als 'Apfel'. Schnell wird klar, dass man dieses Prinzip auf alles anwenden kann, also alles mit allem vergleichen kann: Äpfel mit Birnen, Birnen mit Einlegesohlen, Einlegesohlen mit Zeltplätzen oder Zeltplätze mit Nadelbäumen. Man kann sogar, und jetzt wird es ganz wild, Vergleiche miteinander vergleichen.

Wie groß ist eigentlich das Saarland?

Nehmen wir zum Beispiel einmal das gute alte Fußballfeld. Es hat sich etabliert, dass ein Fußballfeld gerne für Vergleiche herangezogen wird. So ist zum Beispiel zu lesen, dass der Grundbesitz des Landes Niedersachsen 19.000 Hektar groß sei, was einer Fläche von 26.500 Fußballfeldern entspreche. Darauf kann man sehr viel Fußball spielen. Deutlich weniger Platz zum Fußballspielen hat man im Saarland, wobei das Saarland eine weitere beliebte Größe für Vergleiche ist.

Das überrascht mich ein bisschen, denn ich glaube, dass viele Leute gar nicht wissen, wie groß das Saarland ist. Oft noch nicht einmal die Saarländer. Damit aber auch die Saarländer nicht länger rätseln, wie groß ihr Bundesland ist: Es sind 2.569,75 Quadratkilometer. Das sind ungefähr 359.908,96 Fußballfelder. Wer sich nicht vorstellen kann, wie groß 359.908,96 Fußballfelder sind, kann sich also einfach das Saarland vorstellen. Wer es nicht so mit dem Fußball hat, der kann sich auch 31,5 Mal die Fläche des Schlossparks von Versailles vorstellen.

Ich denke, hier wird schnell klar, dass man zwar alles mit allem vergleichen kann, es aber nicht ganz unwesentlich ist, wie sinnvoll ein Vergleich ist. So kann es durchaus Sinn ergeben, den Geschmack von Äpfeln und Birnen miteinander zu vergleichen, nicht aber deren Fläche in Saarlanden. Oder heißt es Saarländern? Saarlands? Sie sehen, alleine schon wegen der Bildung des Plurals von Saarland ist so ein Flächenvergleich schwierig. Sagen wir einfach: Ins Saarland passen sehr viele Äpfel, auf jeden Fall mehr Äpfel als Fußballfelder. Außerdem schmecken Äpfel ganz anders als Fußballfelder – sogar im Saarland.

Wie viel Thomas Müller steckt in Tom Kaulitz?

Dank Bill und Tom Kaulitz wissen wir also nun, dass eine Maracuja eine Frucht ist und nicht nach Erdbeere schmeckt. Außerdem liegt die Vermutung nahe, dass eine Maracuja kleiner als das Saarland sein muss, schließlich passen mehr Maracujas ins Saarland als umgekehrt. Bei einem Vergleich ist also immer wichtig, was man vergleicht, da können die zu vergleichenden Objekte ruhig unterschiedlich aussehen. Tom Kaulitz zum Beispiel hat auf den ersten Blick keinerlei Ähnlichkeit mit dem Fußballer Thomas Müller, erkennt aber trotzdem eine Gemeinsamkeit.

Müller könne er sich gut als künftigen Trainer des FC Bayern vorstellen, erklärt Tom. "Würdest du auch trainieren?", will Bill in diesem Zusammenhang von seinem Bruder wissen, und Tom antwortet selbstbewusst: "Ja. Ja, würde ich auch machen." "Du kannst das nicht", ist Bill diesbezüglich pessimistisch, doch Tom hält an der Idee fest, auch wenn es für ihn schwieriger sei, Bayern-Trainer zu werden, als für Thomas Müller.

Tom habe zwar "ganz amateurhaft als Neunjähriger Fußball gespielt und danach gar nicht mehr." Allerdings habe er seinerzeit den Torschützenpokal "nach Hause gebracht". Als langjähriger Fan von Bayer Leverkusen bin aber selbst ich skeptisch, ob das als Qualifikation für einen Job als Bayern-Trainer reicht. An dieser Stelle aber noch einmal herzlichen Glückwunsch nach München für den tollen dritten Platz in der vergangenen Saison.

Doch zurück zu unseren Vergleichen: Einen solchen Erfolg als Torschützenkönig kann nämlich auch Englands Nationalspieler und Bayern-Star Harry Kane vorweisen. Nach dem verlorenen Endspiel gegen Spanien hat der 100 Millionen teure Weltklasse-Stürmer aber ansonsten genauso viele Titel im Fußball gewonnen wie ich oder vermutlich auch wie Sie. Sollte also die These stimmen, dass Vergleiche mit anderen einen selbst nur unglücklich machen, dann würde ich Sie bitten, Herrn Kane die Sache mit uns, ihm und den Fußballtiteln nicht zu verraten. Ich denke, dieser Vergleich würde ihn sonst sehr unglücklich machen.

Verwendete Quellen:

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