Sind Sie Tokio-Hotel-Fan und gerade in rechtlichen Schwierigkeiten? Nein? Dann haben Sie nochmal Glück gehabt. Denn beides zur gleichen Zeit zu sein, ist eher ungünstig. Schließlich musste sich Tom Kaulitz damals zwischen Anwalt und Gitarrist entscheiden, wie er in der neuesten Ausgabe seines Podcasts "Kaulitz Hills" erzählt. Aber war das auch seine Bestimmung?

Christian Vock
Eine Satire
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So, die erste Schockstarre nach der Wahl von Donald Trump löst sich so langsam und man überlegt, wie man mit der neuen, alten Situation umgeht. Auch Trump selbst soll voller Tatendrang sein und sein künftiges Kabinett zusammenstellen. Auf den Straßen Washingtons soll man sich derzeit fragen, wer wohl einen Ministerposten bekommt: Gargamel von den Schlümpfen, der Marlboro-Mann oder eine Packung Milchreis? Angeblich soll ein Amtsträger sogar bereits feststehen: Es wird wohl dieses Rennauto aus dem Überraschungsei werden. Auf die USA und die Welt könnte also gerade ein regelrechtes Kompetenz-Gewitter zurollen.

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Aber auch von der Westküste der USA, in Los Angeles, gibt es Neuigkeiten. Bill und Tom sind, unabhängig voneinander, nämlich bereits um 7 Uhr aufgestanden. An einem Montagmorgen! "Der schlimmste Morgen von allen!", wie die beiden Brüder finden. Tom weiß zudem noch etwas anderes übers Aufwachen zu berichten, und zwar über das Aufwachen von Toms Frau: "Sie wacht immer von alleine auf." Ich schätze den Nachrichtenwert dieser Meldung allerdings gering ein, schließlich wacht jeder Mensch von alleine auf. Es ist ja nicht so, dass man das eigene Aufwachen an jemanden delegieren kann, während man selbst noch ein Ründchen weiterschläft.

Tom Kaulitz: "Ich hätte auch Anwalt werden können"

Doch egal, ob Tom nun selbst aufgewacht ist oder das von jemand anderem hat erledigen lassen – die Brüder sind wach, und so kann Tom vom Besuch der Universität in Eugene, einer kleineren Stadt in Oregon, erzählen und wie schön er sich das Leben auf dem dortigen Campus und in den betriebsamen kleinen Coffee-Shops der Stadt vorstellt. "Das find' ich so romantisch", berichtet Tom etwa über die Euphorie in der Stadt, wenn die lokalen Sport-Teams ihre Spiele austragen. Bill hingegen möchte so ein Leben nicht einmal geschenkt, und so fragt er seinen Bruder mit Blick auf die berufliche Karriere der beiden: "Glaubst du an Bestimmung?"

Tom ist sich mit seinem "Nein" erst einmal recht sicher, doch weil Toms Frau laut Bill wohl schon einmal das Gefühl gehabt haben soll, bestimmte Sachen hätten sie im früheren Leben schon mal begleitet, fragt Bill noch einmal direkt nach: "Glaubst du das auch? Also an früheres Leben und Bestimmung und Dinge, die zu einem kommen? Oder nein?" Zum Thema "früheres Leben" hat Tom zunächst eine klare Haltung: "Ist total Latte, weil: Wir können uns ja sowieso nicht daran erinnern." Trotzdem habe er manchmal das Gefühl im Unterbewusstsein "Man ist irgendwie eine alte Seele, man ist schon mal da gewesen."

In puncto beruflicher Bestimmung ist Tom skeptischer: "Für dich gab's nicht viele andere Optionen", meint Tom über seinen Bruder und erläutert das genauer: "Du wolltest das immer noch dringender als ich. Ich bin dann da halt einfach mitgelaufen mit deinem Weg und hab mir da so meine Rolle gesucht und meinen Platz gefunden. Aber ich hätte auch andere Leben führen können. Ich hätte auch Polizist sein können in Eugene, ich hätte auch studieren können da, ich hätte auch Anwalt werden können."

Wer bestimmt Bestimmungen?

Ich bin mir zwar nicht sicher, ob die USA wirklich noch einen Anwalt mehr brauchen, aber in Bezug auf Vorherbestimmungen sehe ich es ähnlich wie Tom. Denn wer soll so eine Bestimmung denn bestimmen? Der oder die Naheliegendste wäre natürlich Gott, aber das halte ich für unwahrscheinlich. Bekanntlich soll Gott ja die Welt erschaffen haben, und das alles in nur sieben Tagen. Sieben Tage! Die ganze Welt! Gott muss handwerklich also äußert geschickt sein und gleichzeitig einen enorm grünen Daumen haben. Da frage ich mich natürlich: Wer derart begabt ist und so viel zu tun hatte – macht der- oder diejenige sich wirklich noch die Mühe, zu bestimmen, dass Bill Kaulitz Sänger von Tokio Hotel wird?

Ich hege hier meine Zweifel, da bin ich ehrlich. Die ganze Welt in gerade einmal sieben Tagen zu erschaffen – das ist ein ziemlicher Zeitdruck, und machen wir uns nichts vor: Genauso sieht die Welt halt auch aus. Das kennt man ja von zu Hause, wenn man ganz schnell aufräumen muss, weil die Nachbarn gleich zum Kaffee vorbeikommen. Da reicht die Zeit gerade noch dafür, die Pizzakartons wegzuräumen, aber der Boden klebt immer noch. Daher kann ich mir nicht vorstellen, dass Gott bei der Schaffung der Welt erst derart über das Ganze drübergehuscht ist, nur um sich dann in Details wie der beruflichen Karriere von Bill Kaulitz zu verlieren. Da wären die Prioritäten falsch gesetzt.

Gleichzeitig ist so eine Bestimmung selbst ja ebenfalls unglaublich zeitaufwändig. Schließlich gibt es bei Vorherbestimmungen so viele Fragen, die Personaler dieser Welt wissen das: Wer kann was am besten, wer bringt welche Voraussetzungen mit, wen setzten wir wohin, was, wenn die Stelle schon vergeben ist, schreiben wir die Bestimmung öffentlich aus und wenn ja, wer soll die Bewerbungen alle lesen? Gott ist ja schließlich Einzelunternehmerin, wie soll sie das alles schaffen? Ich glaube daher auch nicht, dass Gott bei Bestimmungen weniger schludert als bei der Erschaffung der Welt: FDP-Vorsitz, Baumarkt-Mitarbeiter, die Abwehr des VfL Bochum – das kann nicht alles Bestimmung gewesen sein.

Reinkarnationen? Sehr aufwändig

Mit Bestimmung kann ich also wenig anfangen, mit Toms Konzept von der alten Seele und dass man "schonmal da gewesen" ist ebenso wenig. Auch hier aus ganz praktischen Gründen. Nehmen wir einmal Tätowierungen. Die halten ja bekanntlich ein Leben lang, sagt man, aber man sagt nicht, welches Leben sie da für immer zieren oder besser gesagt, welche Leben.

Nehmen wir mal an, ich wäre schon mal da gewesen und zwar als ein 1990er-Jahre Biker mit Stacheldraht-Tattoo auf dem Oberarm. Sollte mein Biker-Ich damals deutlich größer als mein aktuelles Ich gewesen sein, hätte ich nun auf meinem neuen Körper natürlich ebenfalls ein Stacheldraht-Tattoo, nur eben jetzt auf der Stirn. Das möchte ich nicht. Allerdings würde die Reinkarnationstheorie so auch viele merkwürdige Tattoos erklären.

Und was machen wir mit dem Motorrad des Bikers? Wem gehört das nach dessen Tod? Den Erben des Bikers oder mir? Ich hoffe: mir, denn von dem Geld für das Motorrad könnte ich die Entfernung des Stacheldraht-Tattoos bezahlen. Immerhin etwas. Reinkarnationen sind also mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Gleichzeitig birgt so eine Reinkarnation noch andere Risiken. Gott möge es verhindern, aber angenommen, Sie würden morgen sterben, dann könnten Sie schon übermorgen als Gitarrist von Tokio Hotel wiedergeboren werden. Das wäre dann natürlich purer Stress für Tom. Vielleicht wäre er also doch besser Anwalt geworden.

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