Trigger-Warnung: In der aktuellen Folge von "Kaulitz Hills", dem Podcast von Bill und Tom Kaulitz, kommt es zu verstörenden Szenen. Besonders für bayerische Muttersprachler, Schweizer, Österreicher und Menschen, denen bei Blutigem schnell blümerant wird.

Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Ja, Grüezi miteinand'!", begrüßt Tom Kaulitz am Mittwoch die Zuhörer von "Kaulitz Hills" und fragt dann hinterher: "Was war das für ein Dialekt?" Keiner, möchte man ihm da sofort antworten. Beziehungsweise: Das ist genau der Dialekt, den Leute sprechen, die diesen Dialekt, den sie sprechen möchten, nicht sprechen können, es aber trotzdem versuchen.

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Solche Leute kennt jeder. Am meisten wohl Bayern, Sachsen und Berliner. Diese Dialekte scheinen eine mystische Anziehungskraft zu haben, von Leuten nachgemacht zu werden, die es nicht können. Die Saarländer kommen beim Dialekte-Nachmachen hingegen glimpflich davon. Es gibt selten Menschen, die versuchen, Saarländisch nachzumachen. Offenbar ist das Saarländische für Schlecht-Dialekte-Nachmacher unattraktiv. Es sei den Saarländern gegönnt, immerhin müssen sie ja schon Saarländisch sprechen. Da will man sie nicht auch noch doppelt bestrafen.

"Hör auf damit! Sofort!"

Nein, beim Dialekte-Nachmachen hört der Spaß auf, beziehungsweise fängt er gar nicht erst an. Das ist eine Sache, die für keinen gut ausgeht. Schlecht-Dialekte-Nachmachern muss man sofort den Maßkrug aus der Hand schlagen und sagen: "Hör auf damit! Sofort! Du machst dich lächerlich – aber auf die unschöne Weise." Da darf man keine Sekunde zögern. Jedes Zögern wird als Aufforderung interpretiert, damit weiterzumachen.

Richtig unangenehm wird das Dialekte-Nachmachen aber, wenn es Menschen machen, bei denen nicht nur im Dialekte-Nachmachen völlige Ahnungslosigkeit herrscht, sondern auch im Drumherum. Bruder Bill antwortet nämlich mit "Bayerisch" und wer jetzt denkt, Tom als Impulsgeber dieser Dialektposse schreitet sofort mit einem "Na, lass das aber nicht die Schweizer hören!" ein, sieht sich getäuscht.

Denn Tom ist sprachlich auf einem ganz anderen Gleis unterwegs: "Grüezi miteinand' ist Österreichisch. Glaub ich", irrlichtert Tom durch den alpenländischen Sprachraum. Ob Zürich oder München – Hauptsache Österreich. Aber vielleicht liegt die Sprachverwirrung der beiden auch nur am alkoholischen Begleitgetränk, das Tom regelmäßig für ihren Podcast mixt. Das besteht nämlich diesmal aus "Bierbrand, Wermut und Kräuterschnaps". Und wie nennt Tom diesen "Wiesn-Cocktail": einen "O'zapf".

"Auf den Gaudi!"

Aber weil in einem Podcast den beiden an dieser Stelle niemand ihren "Wiesn-Cocktail" aus der Hand schlagen und sie zum sofortigen Aufhören auffordern kann, stoßen die beiden Dialekt-Detonatoren mit einem herzhaften "Auf den Gaudi!" an. Keine Beschwerden bitte, alle bayerischen Muttersprachler wurden eingangs gewarnt. Dass die beiden überhaupt so ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen mit Dialekten hantieren, hat allerdings einen Grund. Keinen schönen, aber immerhin gibt es einen.

Die Kaulitze sind nämlich von Los Angeles nach München zum Oktoberfest gereist. Der Besuch an sich ist relativ uninteressant. Höhepunkt soll wohl gewesen sein, dass Bill ordentlich was im Turm hatte. Aber das ist für einen Oktoberfest-Besuch nur leidlich originell. Nein, einen Nachrichtenwert hat lediglich die Anreise der Kaulitz-Twins. Denn noch vor dem Abflug gab es einen Unfall.

Und zwar, so erzählt er es, habe sich Bill beim Kofferverladen einen frisch manikürten Fingernagel ausgerissen. Nicht nur den künstlichen, sondern auch den echten darunter. Komplett. Aber weil die Gaudi ruft, ist Bill trotzdem nach München geflogen und wurde dann nach einem Ärztebesuch im Hotelzimmer zu einem Chirurgen geschickt.

Spendet Tom seinen Fingernagel?

An dieser Stelle beginnt nun der unschöne Part, den man wohl am besten mit der Bitte des Chirurgen an seine Assistentin zusammenfassen kann: "Geben Sie mir nochmal den sterilen Löffel!" Was folgt, ist der nach der Dialekte-Nachmacherei zweitschlechteste Einfall in diesem Podcast. Denn Bill denkt laut darüber nach, ob Tom ihm nicht einen Fingernagel spenden könnte.

Offenbar ist Tom noch nüchtern genug, um zu erkennen, dass dann ja er Bills Problem eines fingernagellosen Fingers hätte und schlägt die Bitte aus. In Bezug auf abzugebende Körperteile sei er generell generös – allerdings nur bei lebensnotwendigen. Und so bleiben die Kaulitzschen Fingernägel erst einmal ungetauscht. Die beiden scheinen laut Bill aber auch so ihren Spaß auf dem Oktoberfest gehabt zu haben: "Aber es war ein Gaudi!" Hört jetzt endlich auf damit! Sofort!

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