Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Toni Kroos, Neymar: Die großen Namen sorgen für die großen Schlagzeilen bei der WM 2018 in Russland. Manche zurecht, manche nicht so wirklich. Unsere - nicht ganz ernst gemeinten - Lehren des zweiten Gruppen-Spieltags.

Fabian Teichmann
Eine Glosse

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1. Lehre: Ronaldo tut, was außer ihm niemand kann

Wer ist der beste Fußballspieler der Welt? Ist Cristiano Ronaldo der stärkere Kicker? Oder doch Lionel Messi? Es ist die endlose Frage nach dem perfekten Athleten auf dem grünen Rasen.

Beinahe jeder Fan dieser Sportart hat hierzu eine klare Meinung - und kann dafür auch aus seiner Sicht absolut unschlagbare Argumente vorweisen.

Ein Aspekt, der das Pendel klar zugunsten des Portugiesen Ronaldo ausschlagen lässt, wird bei der WM 2018 mal wieder sehr deutlich.

Für seine Nationalmannschaft ist "CR7" nämlich nicht mehr und nicht weniger als Lebensversicherung, unumstrittener Leistungsträger und Packesel einer mittelmäßigen Mannschaft in einem.

Bereits das 3:3 zum WM-Auftakt gegen Spanien wurde dank seines Dreierpacks zur großen Ronaldo-Show.

Mit dem Siegtreffer zum 1:0 gegen Marokko bewies der 33-Jährige erneut, dass ohne ihn beim Europameister von 2016 absolut gar nichts los wäre. Vier Turniertore - alle gingen auf das Konto des fünfmaligen Weltfußballers.

Man kann sein Auftreten auf und neben dem Platz mögen oder nicht. Was Ronaldo aber nach allem, was er für sein Team und sein Land geleistet hat, niemand mehr absprechen kann, ist sein beispielloses Leistungsvermögen - in beinahe jedem Spiel und jedem Wettbewerb.

Selbst eine bestenfalls mittelmäßige portugiesische Mannschaft führte Ronaldo vor zwei Jahren zum EM-Titel - und auch 2018 stehen die Chancen, zumindest die K.o.-Runde zu erreichen, wieder sehr gut.

Dass Ronaldo bei diesem Unterfangen auf die Unterstützung anderer Weltklassespieler in seinem Team verzichten muss - einfach weil es sie nicht gibt - unterscheidet ihn von allen anderen Superstars der WM.

2. Lehre: Messi tut, was er immer noch nicht kann

637 Pflichtspiele, 552 Tore, 241 Torvorlagen: Beim FC Barcelona genießt Lionel Messi aufgrund solcher Statistiken Legendenstatus. Natürlich. Und völlig zurecht.

Seit mittlerweile fast 15 Jahren wirbelt "La Pulga" in der Offensive der Katalanen. Auf Vereinsebene hat er alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.

Und in seiner argentinischen Nationalmannschaft? Da bekommt es der inzwischen 31-Jährige einfach nicht hin, sein Ausnahmetalent in Top-Leistungen und Erfolge umzumünzen.

Bei Weltmeisterschaften scheiterte Messi in bisher drei Versuchen immer an der deutschen Mannschaft. Zweimal im Viertelfinale, 2014 dann denkbar knapp nach Verlängerung im Endspiel.

Schon damals in Brasilien auffällig: Ab dem Achtelfinale schoss Messi kein einziges Tor mehr, schien an den maximalen Erwartungen und dem unglaublichen Druck aus der Heimat zu zerbrechen.

Eigentlicher Anführer der "Albiceleste" und Garant für den Einzug ins Finale von Rio de Janeiro war der vor vier Jahren unfassbar starke Angel di Maria - ganz sicher nicht Messi.

In Russland nun bemüht sich der Barca-Star offensichtlich schon in der Vorrunde, dass allzu große Ambitionen der Fans gar nicht erst entstehen können.

Nach seiner kompletten Anti-Leistung mit null Laufbereitschaft und quasi null Torgefahr gegen (das zugegebenermaßen sehr starke) Kroatien ist eines sicher: Mit einem Messi in dieser Form wird es auch im vierten Anlauf ganz sicher nichts mit dem großen Traum vom WM-Titel.

3. Lehre: Kroos tut, was er nur dank Werner kann

Fußball-Deutschland liegt Toni Kroos zu Füßen. Sein Treffer in letzter Sekunde gegen Schweden sorgte ja auch für DEN Gänsehaut-Moment der bisherigen WM - zumindest aus deutscher Sicht. Und genau für solche Augenblicke und Emotionen lieben wir Fans diesen Sport so sehr.

Natürlich muss man dem Real-Star dankbar sein, natürlich hat das DFB-Team aufgrund seiner phänomenalen Schusstechnik nun am Mittwoch alle Chancen mit einem Sieg gegen Südkorea ins Achtelfinale einzuziehen.

Allerdings kann Kroos' Zauberschuss nur der Anfang gewesen sein. Und er wird ihm hoffentlich helfen, in den nächsten Spielen wieder zu einer der tragenden Säulen im Team des Weltmeisters zu werden.

Fakt ist nämlich: Bis in die 95. Minute war die Performance des Denkers und Lenkers im zentralen Mittelfeld - wie schon zum Start gegen Mexiko - seines eigentlich gigantischen Potenzials unwürdig.

Immer mal wieder schludrig, unkonzentriert, langsam und behäbig - solche Auftritte war man von dem 28-Jährigen über Jahre hinweg einfach nicht gewohnt.

Nun aber genug der Kritik. Schließlich kann die WM nun so richtig losgehen - und es gibt bei aller Liebe auch wahrlich Schlimmeres im Leben als mal zwei Spiele nicht ganz so berauschend gut Fußball zu spielen wie sonst.

Außerdem macht Loben eh viel mehr Spaß. Deshalb lieber Timo Werner: Danke, dass wir noch im Turnier sind!

Ohne deine herrlichen Antritte vor dem Ausgleich durch Reus und vor dem Freistoß, der im Kroos-Wahnsinn endete, wäre die Titelverteidigung nämlich jetzt schon nicht mehr möglich.

4. Lehre: Neymar tut, was er am besten kann

Wo wir gerade bei Fußballern mit wahnsinnigem Potenzial sind: Auch Brasilien hat da ein paar in seinen Reihen. Der talentierteste unter ihnen hört auf den Namen Neymar da Silva Santos Júnior, oder kurz: Neymar.

Die fußballerische Klasse des 26-Jährigen ist über jeden Zweifel erhaben. Gegen Costa Rica bewies er trotzdem mal wieder, dass auch übermäßige Begabung nicht vor großer Unsportlichkeit schützt.

Über die komplette Spielzeit zeigte Neymar nämlich, was er außer Fußballspielen noch so richtig gut kann: diskutieren, lamentieren, provozieren - und sich selbst in den Mittelpunkt rücken.

Trauriger Höhepunkt der großen Ego-Show des Stars von Paris St. Germain war seine peinliche Schwalbe in der 79. Minute, die ohne Hilfe des Videoassistenten tatsächlich mit einem Elfmeter belohnt worden wäre.

Schauspielerei und Theatralik bestimmen den Fußball schon seit Jahren immer mehr. Durch solche Auftritte gerade von Idolen wie Neymar wird diese nervige Entwicklung sicher erstmal kein Ende finden. Schade eigentlich.

5. Lehre: Kane tut, was er sogar als Engländer kann

Der Pokal geht nach Südamerika oder Europa - nur ganz sicher nicht nach Holland. Deutschland kommt mindestens ins Halbfinale. Afrikaner jubeln am schönsten über Tore. Und Engländer versagen vom Elfmeterpunkt.

Einige WM-Gesetze kennt wirklich jeder und eigentlich sollte man meinen, dass sich daran auch niemals etwas ändern dürfte.

Doch dann kam da am Sonntag dieser englische (!) Stürmer namens Harry Kane um die Ecke und verwandelte in nur einem (!) Spiel gegen Panama zwei (!) Strafstöße. Es grenzte an ein Wunder.

Wächst da bei den "Three Lions" vielleicht sogar eine junge, talentierte Mannschaft zum Mitfavoriten heran? Noch gilt es das abzuwarten.

Echte Härtetests werden erst kommenden Donnerstag gegen Belgien und natürlich ab dem Achtelfinale folgen. Und wehe die Engländer müssen irgendwann mal in ein Elfmeterschießen. Spätestens dann wird sich abschließend zeigen, ob bei dieser WM wirklich jeder tut, was er kann.

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