Bislang war der FC Bayern von Corona-Infektionen verschont geblieben. Kurz vor dem Start in die Champions League wurde nun aber Serge Gnabry positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sieht das Champions-League-Spiel gegen Atlético Madrid allerdings nicht in Gefahr.
Der deutsche Nationalspieler
Dem 25-Jährigen "geht es gut", hieß es in einer knappen Mitteilung der Münchner. Der Offensivspieler befinde sich in häuslicher Quarantäne und wird damit vorerst ausfallen.
Nach Einschätzung des Virologen Jonas Schmidt-Chanasit kann der Champions-League-Auftakt des FC Bayern gegen Atlético Madrid trotz der Corona-Infektion des Nationalspielers am Mittwoch (21:00 Uhr/Sky und bei uns im Live-Ticker) stattfinden.
"Mit einer regelmäßigen Testung, jeden Tag, kann man ausschließen, dass dort ein infektiöser Spieler teilnimmt. Solange alle negativ bleiben, kann man mit einer täglichen Testung ausschließen, dass dort Infektionen stattfinden", sagte Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin dem Sender Sky in einem Interview am Dienstagabend.
Auf die Frage, ob nicht bereits weitere Spieler angesteckt worden sein könnten, sagte Schmidt-Chanasit: "Nein, das wäre sozusagen dann auch sehr früh zu detektieren." Natürlich könne einer der Spieler noch in der Inkubationszeit sein, aber eine Ansteckung anderer könne man durch einen negativen PCR-Test eindeutig ausschließen.
Gesundheitsamt der Stadt München prüft den Fall
Man habe dann ein nicht geringes Zeitfenster, in dem man sich frei bewegen und an einem Spiel teilnehmen könne. "Es kann aber durchaus sein, dass eine der Kontaktpersonen nach dem Spiel positiv getestet werden kann", sagte der Wissenschaftler.
Am Morgen prüfte das Gesundheitsamt der Stadt München in Zusammenarbeit mit dem deutschen Rekordmeister zunächst, ob weitere Personen mit dem Infizierten relevanten Kontakt hatten. Sobald diese Überprüfung beendet sei, "werden wir die Öffentlichkeit sofort informieren", sagte eine Sprecherin des Referats dem SID.
Als relevante Person gilt laut Robert-Koch-Institut, wer mit einem Infizierten Kontakt über einen Zeitraum von mindestens 15 Minuten bei weniger als 1,5 m Abstand und ohne Mundschutz hatte. Dies war am Mittwochmorgen Gegenstand der Überprüfung der Behörden.
Der FC Bayern hatte darüber hinaus weitere Tests bei der Mannschaft angesetzt. Gnabry war einer von 25 Spielern, die am Dienstag beim Abschlusstraining der Münchner an der Säbener Straße teilgenommen hatten.
Der positive Test von Gnabry war erst nach dem Training der Münchner bekannt geworden. Der Nationalspieler wurde sofort in Quarantäne geschickt, er darf mindestens acht Tage lang keinen Kontakt zu anderen Personen haben.
Sollte eine weitere Person relevanten Kontakt zu ihm gehabt haben, müsste diese sofort für 14 Tage in Quarantäne. Die Bayern achten jedoch streng darauf, dass sich die Spieler nur auf dem Platz nahekommen. Umziehen und Duschen findet strikt getrennt statt.
Negative Corona-Tests der Bayern müssen der UEFA bis 15:00 Uhr vorliegen
Nach den Vorgaben der UEFA müssen einen Tag oder zwei Tage vor dem Spiel vorgenommene Coronatests oder weitere notwendige der Heimmannschaft bis sechs Stunden vor Spielbeginn mit negativem Ergebnis vorliegen, im Falle des FC Bayern also bis 15:00 Uhr.
Stehen mindestens 13 Spieler inklusive eines Torhüters zur Verfügung, muss das Spiel wie geplant ausgetragen werden. Eine Absage könnte aber durch die Anordnung von Quarantänemaßnahmen für die gesamte Mannschaft durch in diesem Fall die Gesundheitsbehörden der Stadt München erfolgen.
Gnabry ist der erste Spieler der Bayern, bei dem eine Infektion mit dem Coronavirus bekannt wurde. Er hatte am Dienstagmittag noch am Abschlusstraining der Münchner im Vorfeld der Champions-League-Partie gegen Atlético Madrid teilgenommen.
FC Bayern blieb bisher vom Coronavirus verschont
Anders als andere Bundesligisten und Zweitligavereine sowie etliche Spitzenteams in Europa - etwa Juventus Turin mit dem mehrmaligen Weltfußballer Cristiano Ronaldo - waren die Bayern-Profis bislang von Corona-Infektionen verschont geblieben. Lediglich Gnabrys Offensivkollege Kingsley Coman musste Mitte September in häusliche Isolation gehen, weil er Kontakt zu einer mit dem Coronavirus infizierten Person hatte.
Alle Spieler des FC Bayern werden am Mittwochmorgen erneut auf das Virus getestet. Wie die Münchner bekannt gaben, dürfen dann nur jene Profis in den Bus steigen und zum Champions-League-Spiel am Abend gegen Madrid in die Allianz Arena fahren, deren Test negativ ausfällt.
Das entspricht dem Konzept der Deutschen Fußball-Liga für den Corona-Spielbetrieb. Eine Austragung der Partie gegen die Spanier könnte dann gesichert sein.
Den Münchnern fehlt gegen die abwehrstarken Spanier damit neben dem verletzten Neuzugang Leroy Sané ein weiterer wichtiger Spieler.
Zuletzt hatte Bayern-Trainer Hansi Flick noch gesagt: "Bei uns ist, toi, toi, toi, noch kein Fall gewesen. Aber wir wissen auch alle, dass es relativ schnell gehen kann." Das ist nun passiert. (mt/msc/lh/dpa)
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