- Bundestrainer Joachim Löw sieht sich auch nach seiner Pressekonferenz deutlicher Kritik ausgesetzt.
- Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus unterstellt Löw Egoismus. Er sei nicht in der Lage, "auch mal Fehler öffentlich einzugestehen."
- Laut einer Umfrage halten nur noch 28 Prozent der Fans Löw für den richtigen Bundestrainer.
Joachim Löw hat gesprochen, sein öffentliches Standing aber nicht merklich verbessert. Darauf deuten am Tag nach der Pressekonferenz des Bundestrainers Reaktionen und eine Umfrage hin.
Der Bundestrainer stellte drei Wochen nach dem 0:6-Debakel in der Nations League in Spanien klar, dass er trotz dieses Tiefpunktes von seinem eingeschlagenen sportlichen Weg überzeugt ist und ihn hinsichtlich des Aufbaus einer Mannschaft für die EM-Endrunde 2021 nicht verlassen wird.
Gleichzeitig kritisierte
Rekord-Nationalspieler
Lothar Matthäus: "Löw hat die Mannschaft im Stich gelassen"
Er habe in Spanien "die Mannschaft im Stich gelassen. Er hat die Mannschaft nicht gecoacht, was eigentlich von einem Trainer erwartet wird. Er hat sich an der Außenlinie teilnahmslos seine Gedanken gemacht, aber keinen Einfluss auf die Mannschaft genommen."
Der Sky-Experte warf Löw weiter vor, er kreise nur noch um sich selbst. "Er denkt an sich, will sich schützen." Nach dem Motto: "'Ich weiß, was ich will, ich weiß, wo ich hinkommen will, ich mache alles richtig.'" Insofern habe Löws Auftritt Matthäus nicht überzeugt. "Ich bin für klarere Antworten."
Irritiert zeigte sich Matthäus von Löws Angriff auf die DFB-Spitze um Präsident
DFL-Chef Christian Seifert sieht "unwürdiges Schauspiel an Illoyalität"
Liga-Chef Christian Seifert stimmt in diesem Punkt mit Matthäus überein. "Generell wünsche ich dem DFB, dass er aus sich heraus zur Ruhe kommt und das teilweise sehr unwürdige Schauspiel an Illoyalität langsam sein Ende findet", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga in Frankfurt am Main. Seifert war bereits im Oktober aus dem Präsidialausschuss des DFB zurückgetreten und hatte offiziell Zeitmangel als Grund genannt.
Nach den jüngsten Vorgängen um Löw und dem öffentlich bekanntgewordenen Zerwürfnis in der DFB-Spitze sieht der 51-Jährige den Verband selbst in der Verantwortung für die schlechte Außendarstellung. "Das liegt dieses Mal nicht an den Medien oder an ehemaligen Präsidenten, sondern das sollte dieses Mal - glaube ich - innerhalb des DFB selbst beginnen", sagte Seifert.
DFB-Präsident Fritz Keller: "DFB hat schlimme Wochen hinter sich"
Das weiß DFB-Präsident Fritz Keller. Der DFB habe "ein paar schlimme Wochen" hinter sich, sagte Keller in einem Video auf der DFB-Internetseite. Er ließ zudem wissen, im Zuge der Querelen und Indiskretionen innerhalb des Verbandes zum Zusammenhalt aufgerufen zu haben: "Ich hatte bei der letzten Sitzung einen Appell an alle gerichtet, dass wir zusammenrücken müssen, dass wir hart miteinander diskutieren müssen. Dann gilt es, gemeinsam alles nach draußen zu vertreten."
"Draußen" meint unter anderen die vielen enttäuschten Fans. Ihnen fehlt nicht nur der Draht zum DFB, sondern ein halbes Jahr vor Beginn der EM auch das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Nationalmannschaft.
Vertrauen der Fans ist weg: Joachim Löw im Umfragetief
Nur noch 28 Prozent von 2.045 Befragten halten laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur Löw für den passenden Bundestrainer. 40 Prozent sind der Meinung, Löw solle die DFB-Auswahl nicht mehr zur EM 2021 führen, 32 Prozent machten keine Angaben.
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