Niko Kovac bekommt seinen Wunschangreifer Ivan Perisic - und rügt umgehend die Kritiker am polarisierenden Leihgeschäft. Sein kroatischer Landsmann bringt derweil alles für den modifizierten Fußball des Bayern-Trainers mit.

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Über den Brasilianer Philippe Coutinho vom FC Barcelona wollte Niko Kovac vor der Rückreise aus Cottbus nicht sprechen. "Über das redet nicht mehr der Trainer, sondern der Sportdirektor", erklärte der Kroate nach dem 3:1-Sieg des FC Bayern in der ersten Runde des DFB-Pokals über den Regionalligisten Energie Cottbus.

Über einen kroatischen Landsmann von Inter Mailand sprach der 47-Jährige hingegen doch: über Ivan Perisic. Kovac wusste am Montagabend freilich, dass der 30-Jährige nicht mehr lange Angreifer des italienischen Erstligisten sein würde: Am späten Dienstagvormittag machte der FC Bayern das Leihgeschäft mit den Lombarden offiziell.

FC Bayern: Ivan Perisic kommt von Inter Mailand

Perisic kommt bis Saisonende nach München, übereinstimmenden Medienberichten zufolge für eine Gebühr von fünf Millionen Euro plus anschließender Kaufoption. Unter die Kategorie des am Kreuzband verletzten Leroy Sané (23 Jahre) fällt der Routinier, der in der Bundesliga schon für Borussia Dortmund (2011 - 2013) und den VfL Wolfsburg (2013 - 2015) spielte, allerdings nicht.

Und er steht auch nicht für den anvisierten Umbruch der Bayern. Das dürfte auch Kovac wissen. Und dennoch ist Perisic für ihn kein Ersatz für eine gescheiterte Alternative, sondern seine persönliche A-Lösung.

Niko Kovac: Ivan Perisic ist mehr als eine Alternative

Der Angreifer sei "nicht zweite oder dritte Kategorie", meinte Kovac in Richtung der Kritiker und mahnte: "Bekommst du den einen nicht, dann den nächsten nicht, dann hast du angeblich eine XY-Lösung. Respekt ist wichtig."

"Ich bin ja auch nur die B-Lösung und wir haben das Double geholt. Also...", sagte Kovac am Mittwoch bei der offiziellen Vorstellung von Perisic und lachte. Doch so witzig war es gar nicht. Stichwort Respekt.

"Wir haben viele Namen durchleuchtet und besprochen. Ivan war schon vorher auf der Liste, ich habe ihn damals schon ins Spiel gebracht. Ich kenne ihn gut und weiß, was er kann", so Kovac, der damit auch beweist, dass er lernt, sich im schwierigen Konstrukt aus höchst selbstbewussten Alphatieren (Präsident Uli Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge) und nach Profil suchendem Hasan Salihamidzic (Sportdirektor) durchzusetzen.

Ivan Perisic und Niko Kovac kennen sich bereits von der Nationalmannschaft

Der Sportdirektor bescheinigte Perisic via Pressemitteilung, Kovac gut zu kennen, "technisch stark" und "in der Offensive flexibel einsetzbar" zu sein. "Ivan wird uns mit seiner langjährigen Erfahrung auf internationalem Top-Niveau sofort weiterhelfen", lobte Salihamidzic den Bayern-Neuzugang, der übrigens am ersten Bundesliga-Spieltag gelb gesperrt fehlen wird.

Eine Express-Lösung ist der frühere BVB-Star aber gerade deshalb, weil er die ursprüngliche Spielidee von Kovac verinnerlicht hat und gleichzeitig die Anforderungen des modifizierten Kovac-Fußballs erfüllt. Konkret: Schon als Kovac die kroatische Nationalmannschaft zur WM 2014 in Brasilien führte und Perisic unter ihm zum Einsatz kam, setzte der Trainer auf defensive Stabilität mit permanenter Absicherung.

So, wie Kovac auch die Bayern gegen teils individuell klar unterlegene Gegner spielen ließ, was ihm auch Kritik einbrachte. In der Vorbereitung versuchte Kovac deshalb, das Spiel der Münchner durch scharfes Pressing und vehementes Gegenpressing anzureichern.

Niko Kovac setzt jetzt auf Pressing und Gegenpressing

Was teils hervorragend (beim 6:1-Sieg gegen Fenerbahce Istanbul), teils mittelmäßig (beim 3:1-Sieg gegen Energie Cottbus) und einmal gar nicht funktionierte – beim 0:2 gegen den BVB im Supercup. Just in Dortmund lernte Perisic einst die Perfektion dieser Spielweise unter dem heutigen Liverpool-Trainer Jürgen Klopp kennen, mit dem er 2012 das Double holte, ehe er 2015 mit dem VfL Wolfsburg noch den DFB-Pokal gewann.

Aber ist er die erhoffte große Verstärkung? "Er ist sehr flexibel in der Offensive. Gerade in der Offensive haben wir Bedarf", meinte Bayern-Torwart Manuel Neuer in Cottbus über das neue Gesicht. Offenbar hatten der Weltmeister und seine Mannschaftskollegen Druck auf die Chefs ausgeübt, dass nun doch mal was passieren müsse in puncto Transfers.

Manuel Neuer wünscht sich weitere Neuzugänge

"Die Transferperiode ist ja jetzt noch nicht zu Ende. Wir hatten in den vergangenen Jahren immer einen guten Kader und werden auch in dieser Saison einen guten Kader haben", erklärte der 33-jährige Torhüter auf Nachfrage unserer Redaktion: "Natürlich haben wir im Vorfeld mit den Verantwortlichen darüber gesprochen. Ich war mir immer sicher, dass noch was passieren wird."

Kollege David Alaba bekräftigte auf Nachfrage, dass "wir das Vertrauen in die Bosse nie verloren haben". Als es um die Stärken von Perisic ging, musste der Österreicher jedoch kurz überlegen: "Er ist sehr kopfballstark und bei Flanken gefährlich. Er weiß, wie man auf dem höchsten Level spielt."

Ivan Perisic will "in der Champions League angreifen"

Dass sich Perisic für das höchste Level gewappnet sieht – und eben nicht als XY-Lösung – verdeutlichte er in der offiziellen Mitteilung des Vereins. "Wir wollen auch in der Champions League angreifen", wird der Stürmer zitiert. Ganz nach dem Gusto von Kovac, der seine A-Lösung hat – endlich.

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