Vier Sender zeigen die Spiele der EM, MagentaTV sogar als einziger alle 51. Zwölf davon in ungewöhnlich enger Zusammenarbeit mit RTL. Was am Dienstag für Verwirrung sorgte, neben der inzwischen üblichen Kritik an Steffen Freund. Wir haben uns den Fußballabend angeschaut.
Einige Zuschauer wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Sie liefen quasi ins offene Messer. Bei anderen ist es eine generelle Abneigung gegen das Kommentatoren-Duo Marco Hagemann und
"Steffen Freund" trendete auf "X", der Ton war scharf, teilweise auch humorvoll, aber durchweg kritisch. Denn Hagemann und Freund kommentierten am frühen Dienstagabend das Spiel zwischen der Türkei und Georgien. Wie gewohnt für RTL, aber auch für MagentaTV.
Wie das sein kann? Bei der EM arbeiten MagentaTV und RTL ungewöhnlich eng zusammen. Generell hält MagentaTV, der Pay-TV-Sender der Telekom, die Übertragungsrechte an den 51 Spielen des Turniers.
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ARD, ZDF und RTL haben allerdings Sublizenzen erworben, wodurch die Öffentlich-Rechtlichen jeweils 17 Spiele zeigen, RTL wiederum zwölf. Die aber im Gegensatz zu ARD und ZDF nicht in kompletter Eigenregie, sondern in enger Zusammenarbeit mit MagentaTV.
Hagemann sorgt für Unmut
Was dann so aussieht, dass es während der EM ein gemeinsam genutztes Studio gibt, aus dem sich am Dienstagabend Magenta-Moderator
Im Stadion hatte RTL das Sagen, beim Türkei-Spiel mit den eigenen Leuten Laura Papendick und
"Warum hab ich eigentlich Magenta gebucht, wenn ich jetzt trotzdem Steffen Freund von RTL wieder ertragen muss?", fragte ein User überrascht.
Diese Frage wurde öfter gestellt, vor allem gab es den typischen Social-Media-Gegenwind für den Ex-Nationalspieler. "Kurz keimte Hoffnung in mir auf, als Steffen Freund sagte, er traue sich kaum etwas zu sagen. Aber dann waren die 2 Sekunden vorbei", schrieb ein weiterer User.
"Einfach unerträglich, dieser Steffen Freund als Co-Moderator. Immer diese laute Stimme. Da ist der Loddar um Klassen besser", fand ein anderer.
"Dieses Spiel hat Freund als Kommentator nicht verdient"
Auch Vergleiche mit der ebenfalls regelmäßig an den Internet-Pranger gestellten ZDF-Kommentatorin
Tatsächlich war es ein emotionales, unterhaltsames, irres Gruppenspiel in Dortmund, was sogar ganz gut zu dem eher lauten Duo Hagemann/Freund passte. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, viel von der Kritik an Freund rührt daher, dass es die sozialen Medien sind und weil es inzwischen ein Stück weit zum guten Ton gehört, Freund zu kritisieren. Auch das hat er mit ZDF-Kollegin Neumann gemein.
Freund steckt die Kritik regelmäßig ein, teilweise allerdings auch zu Recht, wobei sein Auftritt diesmal unter dem Strich in Ordnung war - wenn man damit umgehen kann, dass er manchmal etwas zu euphorisch ist und es hier und da mit der Emotionalität übertreibt.
Matthäus gewohnt angenehm in der Analyse
Im Kontrast zu den Kommentatoren merkte man aber nochmal sehr deutlich, wie angenehm Matthäus als Experte doch ist. Er gibt auch bei dieser EM eine gute Figur ab, analysiert gekonnt und pointiert.
Wie übrigens auch Ballack im Studio. Der frühere Nationalspieler machte an der Seite das routinierten Kerner eine gute Figur, zeigte viel Hintergrundwissen, dazu kann man ihm gut zuhören. Zwischendurch übernahm Jan Henkel für eine Analyse, und die war angenehm kurz, prägnant und informativ.
Keine zwei Meinungen gab es übrigens bei einem peinlichen Patzer im Rahmen der Übertragung. Als vor dem ersten Spiel eine Europa-Karte mit den 24 Teams eingeblendet wurde, war die Schwarzmeerhalbinsel Krim nicht als Teil der Ukraine gekennzeichnet. "Das ist ein absolutes Versehen, tut uns aufrichtig leid und wir bitten in aller Form dafür um Entschuldigung", sagte Kerner und bezeichnete den Fauxpas als schwerwiegenden Fehler.
Kemmes Bulli "Gin Toni"
Während RTL ab 20.15 Uhr zum eigenen Format "Das RTL EM-Studio - Alle Spiele, Tore, Emotionen" mit Elton und Jan Köppen überging, machten Kerner und Ballack im Rahmen des EM-Marathons bei MagentaTV mit dem späten Spiel weiter, das man wieder alleine zeigte.
Analysen und Vorberichte sollen grundsätzlich mit Schalten in die Stadien, Spielstätte und Fanzones weniger trocken und langatmig werden, was zum Beispiel mit Tabea Kemme gut gelang. Sie meldete sich von einem Campingplatz, quatschte locker mit deutschen Fans und verriet, dass sie selbst einen Bulli hat, der "Gin Toni" heißt, benannt in Anlehnung an das Getränk, das sie laut eigener Aussage ganz besonders mag.
Social-Media-Mann Paul Fischer – bekannt als Creator auf TikTok – streute zudem Clips aus dem Netz ein, die Meinungen zu Freund sparte er sich allerdings. Da er aber nur Kurzeinsätze bekam, wirkte er seltsam deplatziert, auf jeden Fall aber unausgelastet.
Zander überzeugt
Beim späten Spiel sparte sich MagentaTV ein Team im Stadion. Stattdessen kommentierte sich Benni Zander überzeugend, souverän, angenehm und mit gut portionierter Begeisterung durch ein Spiel, das ihm weniger Höhepunkte bot als das frühe Spiel seinen Kollegen. Dafür wurde wenigstens niemand mehr auf dem falschen Fuß erwischt.
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