Robert Lewandowski krönt die beste Phase seiner Karriere mit der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres. Der Pole ist auch deshalb am Gipfel angekommen, weil er sich im Herbst seiner Karriere noch einmal neu erfinden konnte.
Vielleicht war es die Zeitenwende, vielleicht nur eine Ausnahme. Auf jeden Fall war der Abend in Genf für
Lewandowski wurde zunächst zum besten Angreifer der letzten Champions-League-Saison gekürt und dann wenige Minuten später auch zu Europas Fußballer des Jahres. Nach Virgil van Dijk im letzten Jahr ging der Titel also erneut nicht an einen der beiden Dominatoren Leo Messi und
Lewandowski: "Das macht mich extrem stolz"
Erstmals überhaupt seit 2006 schafften es weder Messi noch Ronaldo in die engere Auswahl, neben Lewandowski waren dort stattdessen
An der Berechtigung seiner famosen Leistung will Lewandowski aber erst gar keine Zweifel zulassen, im Gegenteil: "Dass ich es in der Ronaldo-Messi-Ära geschafft habe, macht mich extrem stolz."
Bayern sehen Lewandowski als Weltfußballer des Jahres
Robert Lewandowski ist endlich am - vorläufigen - Ziel. Noch ist ja nicht ganz klar, ob es Ende des Jahres auch die Wahl zum Weltfußballer geben wird. Das wäre dann noch eine Nummer größer, weshalb Lewandowskis Mitstreiter und Chefs bei den Bayern auch nicht müde werden, die Vergabe des Titels auch für dieses außergewöhnliche Jahr einzufordern. Auch
Für Lewandowski wäre das die Krönung des jetzt schon erfolgreichsten Abschnitts seiner Laufbahn. Als Torschützenkönig aller drei Wettbewerbe, der Bundesliga, des DFB-Pokals und der Champions League, ging der Pole in diesem Sommer hervor. Insgesamt erzielte Lewandowski 55 Tore in 51 Pflichtspielen, eine unglaubliche Quote. Darunter waren auch vier Treffer innerhalb von 14 Minuten in der Königsklasse gegen Roter Stern - der schnellste Viererpack in der Geschichte des Wettbewerbs.
Lewandowski erfindet sich neu
Es sind aber nicht nur die nackten Zahlen, die Lewandowskis Leistungen einzigartig machen. Es ist vielmehr die Tatsache, dass der 32-Jährige beständig ablieferte und auch für die wichtigen Tore beim Siegeszug der Bayern verantwortlich zeichnete. Lewandowskis Konstanz war beeindruckend, weshalb er für die Bayern nun auch zu jenem Faktor wurde, der der Mannschaft in einigen Jahren zuvor immer mal wieder gefehlt hatte. Das hat auch damit zu tun, dass sich Lewandowski - ähnlich wie sein Kontrahent Ronaldo - im Herbst seiner Karriere noch einmal neu erfinden konnte.
Ronaldo änderte sein Spiel vor einigen Jahren, ging weg von seinem Image als Dribbler, verzichtete auf sinnlose Bewegungen, orientierte sich mehr ins Sturmzentrum und nahm sich das eine oder andere Mal gegen kleinere Gegner tatsächlich auch mal eine Auszeit. Unvorstellbar in dessen Sturm- und Drangphase, als Ronaldo um jeden Preis besser sein wollte als Messi und jede seiner Auswechslungen zu einem mittelschweren Eklat führten.
Lewandowski, der Teamplayer
Lewandowski, dem immer auch der Vorwurf des Egozentrikers anhaftete, musste sein Spiel aus taktischer Sicht nicht so extrem umstellen wie damals Ronaldo, um noch einmal eine neue Entwicklungsstufe zu nehmen. Aber Lewandowski hat offenbar verstanden, dass der persönliche Erfolg einzig und allein über den Teamerfolg definiert wird. Und dafür benötigten selbst die Super-Bayern einen mannschaftsdienlichen und selbstlosen Mittelstürmer vorne drin.
Lewandowski spielte zuletzt deutlich mehr für die Mannschaft, setzte seine Mitspieler im eigenen Ballbesitz in Szene und arbeitete auch besser gegen den Ball. Sicherlich auch ein Verdienst seines Trainers, der das Bayern-Spiel darüber definiert. Aber am Ende müssen es seine Spieler umsetzen - und Lewandowski spielte wie noch nie zuvor in seiner Karriere. Ohne den Gewinn der Königsklasse vor wenigen Wochen wären die Bayern und auch er unvollendet geblieben. Es war Lewandowskis erstes großes Ziel, endlich die Champions League zu gewinnen.
Streit und Triumph mit den Bayern
Dafür wollte er eigentlich immer zu Real Madrid wechseln, seinem "Traumverein", wie Karl-Heinz Rummenigge einst verriet. Schon vor seinem Wechsel von Dortmund nach München gab es immer wieder Gerüchte, dass Lewandowski viel lieber in Madrid angeheuert hätte, bei den Bayern aber im Wort stünde. Anfang 2018 eskalierte der Streit zwischen den Bayern und dem Spieler beinahe. Lewandowski hatte den Berater gewechselt, der Israeli Pini Zahavi war fortan an seiner Seite und drängte vehement und öffentlich auf einen Transfer nach Madrid.
Die Bayern und Lewandowski liefen zu diesem Zeitpunkt vergeblich dem Gewinn der Königsklasse hinterher, Real holte den Pott in dieser Phase letztlich viermal in fünf Jahren. Die Entscheidung, trotz einiger Zerwürfnisse dann doch in München zu bleiben, hat sich spätestens jetzt als goldrichtig erwiesen.
Lewandowski will Spitzenposition verteidigen
Mit der polnischen Nationalmannschaft dürfte es schwer werden, einen Titel zu holen. Das weiß auch Lewandowski, der seine persönlichen Ziele deshalb schon längst anders definiert hat: Die Champions League sollte es sein und mindestens eine große persönliche Auszeichnung. Beides hat er mittlerweile erreicht und vielleicht kommt demnächst ja auch noch die Trophäe des Weltfußballers 2020 dazu.
Robert Lewandowski ist jetzt ganz oben, die Ziele für die kommenden Jahre haben sich damit automatisch schon wieder verändert. Die Kunst auf höchstem Niveau ist es nicht nur, die Spitze zu erklimmen, sondern sich dort auch zu behaupten. Die Bayern und Lewandowski sind ab sofort die Gejagten, müssen das Gezeigte bestätigen. Das macht die ganz großen Klubs und Spieler der Geschichte aus. "Wenn du an der Spitze bist, willst du da oben bleiben", sagt Lewandowski. Ab sofort wird er an diesen neuen Ansprüchen gemessen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.