• Fußball-Nostalgiker erinnern sich gerne an die verbalen Duelle zwischen den damaligen Machern aus Bremen und München, Willi Lemke und Uli Hoeneß.
  • Werder ärgerte trotz finanzieller Unterlegenheit die Bayern konstant im Titelkampf der Bundesliga.
  • Das ist heute nicht mehr so leicht. Für Aufsteiger Werder liegt der Grund dafür auf der Hand – und die Diskussion um Gerechtigkeit wird weitergeführt.
  • Bayerns Vereinschef Oliver Kahn kontert.

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Werder Bremens ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender Marco Bode hat sich für eine andere Verteilung der Fernsehgelder in der Fußball-Bundesliga ausgesprochen.

"Natürlich geht es im Sport darum, erfolgreich zu sein, und der Erfolgreiche muss belohnt werden. Aber nicht durch immer mehr Geld, sondern durch Titel", sagte der frühere Nationalspieler in einem mit Bayern Münchens Vorstandschef Oliver Kahn gemeinsam gegebenen Interview der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag).

Warum müsse der Erste dreimal so viel Geld bekommen wie der Letzte in der Liga, fragte Bode. "Da muss das Erfolgsprinzip nicht gelten, da würde ich mir eher wünschen, einen Ausgleich zu schaffen", sagte er. Auch der Sport lebe davon, dass die Unterschiede in den Bedingungen nicht zu groß werden.

So sah die Verteilung der TV-Gelder vor Werders Abstieg 2021 aus:

So viel TV-Geld bekommen die Bundesligisten
So viel TV-Geld bekommen die Bundesligisten © 1&1 Mail und Media

Oliver Kahn ist nicht der Ansicht von Marco Bode

Kahn widersprach Bode. Man dürfe bestimmte Gesetzmäßigkeiten des Marktes nicht außer Acht lassen, meinte der Bayern-Chef. "Für die großen Broadcaster spielt die Reichweite, die sie mit der Übertragung der unterschiedlichen Wettbewerbe erzielen, eine wichtige Rolle. Und wenn der FC Bayern für 35 Prozent der nationalen und internationalen Reichweite der Bundesliga verantwortlich ist, dann fände ich jede Form in Richtung Gleichmacherei nicht fair." Trotzdem sei es bisher immer gelungen, "die Verteilung relativ solidarisch zu gestalten, wenn man das mit anderen Ligen vergleicht".

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Bode stimmte Kahn zu, "dass die Dominanz der Bayern nicht ausschließlich mit Geld zu tun hat". Gute Entscheidungen seien der wichtigste Erfolgsfaktor. "Man kann den Bayern niemals vorwerfen, dass sie so erfolgreich sind. Das haben sie vor allem durch gute Leistungen erreicht", sagte der Bremer. "Was ich kritisiere, sind die Bedingungen und die Regeln."

Oliver Kahn und Marco Bode standen gemeinsam im WM-Finale 2002

Kahn und Bode spielten gemeinsam in der Nationalmannschaft. Bei der WM 2002 wurden die beiden heute 53-Jährigen Zweite. In ihrer aktiven Zeit waren Rekordmeister Bayern München und Werder noch auf Augenhöhe.

Damals hieß Bremens Manager noch Willi Lemke und rieb sich mit Genuss am reichen FC Bayern aus dem Süden und dessen damaligem Manager Uli Hoeneß. Werder war seinerzeit in der Lage, mit weit geringerem Budget den Münchnern im Kampf um die deutsche Meisterschaft Paroli zu bieten und sie 1988 und 1993 auch zu gewinnen.

Willi Lemke: "Die Gier nach Geld gefährdet den Fußball"

Lemke hatte Anfang August in die gleiche Kerbe gehauen, wie jetzt Bode. "Der FC Bayern bekommt so viel mehr als ein Aufsteiger, dadurch hat er schon mal eine viel, viel bessere Ausgangslage", meinte der 75-Jährige im Interview mit den Funke-Medien. "Die Gier nach mehr Geld gefährdet den Fußball", betonte Lemke.

Er appellierte an die Deutsche Fußball Liga: "Die DFL muss sich für eine gerechtere Umverteilung der Fernsehgelder entscheiden." In der Bundesliga fehle ein echter Titelkampf, seit zehn Jahren thronten immer die Bayern oben. Lemke: "Es besteht die Gefahr, dass sich die Menschen abwenden."

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An diesem Dienstag (20:30 Uhr/Sky und Sat.1) tritt Werder Bremen als Aufsteiger in München beim alten Rivalen an. Kahn ist seit Juli 2021 Vorstandschef des FC Bayern, Bode legte nach dem Abstieg des SV Werder aus der Bundesliga 2021 nach sieben Jahren den Vorsitz im Aufsichtsrat der Hanseaten nieder. (dpa/sid/hau)

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