Real Madrid und Paris Saint-Germain sollen Robert Lewandowski mit aberwitzigen Angeboten aus München weglocken. Verliert der FC Bayern nun seinen Weltklassestürmer? - Nein. Im Gegenteil.

Ein Kommentar
von Michael Wollny

Robert Lewandowski wird von europäischen Top-Klubs umworben. Das liegt in der Natur der Sache. Seltsamer wäre es, wenn sich kein Top-Klub für den polnischen Torjäger interessieren würde.

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Doch Sportjournalisten verfallen schnell in Schnappatmung, wenn ihnen die schärfsten Ausdünstungen der internationalen Gerüchteküche entgegenwabern.

Dabei sind es nicht selten sie selbst, die Angeblichkeiten mit einer Überdosis Brisanz würzen, mit zusätzlichen Spekulationen garnieren und diesen Eintopf dann den Fans als brühwarme Haute Cuisine servieren.

Momentan wird Robert Lewandowski lecker aufgekocht.

Mal als spanische Luxus-Paella, mit der Real Madrid den Hunger seiner Fans nach immer neuen Stars stillen will. Mal als französischer "Coq au vin", weil das Scheichtum von Paris Saint-Germain angeblich den Geldhahn aufdreht, um den Torjäger in Petro-Euro zu baden.

FC Bayern: Verlockung locker widerstehen

Aus Sicht des FC Bayern kann man derlei kulinarischen Verlockungen mühelos widerstehen und weiter entspannt seine Weißwurst zuzeln. Auch in Madrid und Paris wird nur mit Wasser gekocht.

Die Zeiten sind vorbei, in denen Real Madrid als das Elysium der Fußball-Helden galt. Die einstmals "Galaktischen" wurden sportlich längst geerdet und nicht nur der FC Barcelona bricht den "Königlichen" in erfrischender Regelmäßigkeit einen Zacken aus der Krone.

Real Madrid ist immer noch eine der besten Adressen im Weltfußball - im Gegensatz zu PSG - aber Real Madrid ist eben nicht mehr die Adresse im Weltfußball.

Einer der besten Torjäger der Welt muss nicht mehr das weiße Trikot überstreifen, um sich als weltbester Torjäger zu fühlen. Das geht auch im Rot des FC Bayern.

Aus diesem Grund sind auch die angeblichen Begehrlichkeiten aus Paris absurd und das vermeintliche Werben aus Madrid umsonst.

Robert Lewandowski muss nicht wechseln

Der FC Bayern muss Robert Lewandowski nicht verkaufen, wenn er ihn nicht verkaufen will. Und Robert Lewandowski muss nicht wechseln, wenn er die Champions League gewinnen will.

Sportlich wie wirtschaftlich herrscht Chancengleichheit zwischen München und Madrid.

Zwar wird Real in beliebten Ranglisten noch vor Manchester United und den Bayern (523,7 Millionen Euro Jahresumsatz) als reichster Klub der Welt ausgewiesen. Allerdings verschweigen diese Listen gerne, dass die "Königlichen" auf einem enormen Schuldenberg sitzen und die Bayern auf ihrem berühmten Festgeldkonto.

Und Paris Saint-Germain? Das stolpert mit den Fußfesseln des Financial Fairplay durch Europa und wird damit im Idealfall irgendwann auch mal auf die Nase fallen.

Mit der Feststellung, der FC Bayern sei ein "Käuferverein, kein Verkäuferverein" hatte noch Uli Hoeneß vor rund zwei Jahren die nächste Entwicklungsstufe gezündet.

Mittlerweile sind sie in München schon wieder einen Schritt weiter: Der FC Bayern ist ein Vertragsverlängerungsverein.

FC Bayern hält sein Tafelsilber zusammen

Manuel Neuer, David Alaba, Arjen Robben, zuletzt Jerome Boateng und bald wohl auch Thomas Müller – an der Isar halten sie ungeachtet aberwitziger Abwerbungsversuche ihr Tafelsilber zusammen.

Und nebenbei vergessen sie das Kaufen nicht, verstärken sich relativ günstig und effektiv, wie nicht nur die Transfers von Kingsley Coman und Douglas Costa belegen, sondern eben auch der Wechsel von Robert Lewandowski 2014 aus Dortmund.

Bei allem Respekt vor dem BVB, der mit seinen 38 Punkten aus 16 Spielen von England über Italien bis Spanien Tabellenführer wäre: Mit der sportlichen und wirtschaftlichen Potenz der Bayern kann Dortmund nun mal nicht mithalten. Das Schicksal eines Verkäufervereins.

Diesen nationalen Klassenunterschied spiegeln die Münchner auf Europas höchste Fußballbühne: Der FC Bayern wird auch in diesem Jahr wieder als heißer Mitfavorit auf den Gewinn der Champions League wahrgenommen – auch in Madrid. Und in Paris sowieso.

Robert Lewandowski weiß das und betont in der "Sport Bild": "Es gibt keinen Kontakt zu Real Madrid. Ich habe keinen Bock auf die Spekulationen!". Kein Bock auf Real.

Schwer vorstellbar, dass es ausgerechnet PSG gelingt, den Bock in Lewandowski zu wecken.

Geld spielt keine Rolle mehr

Der 27 Jahre alte Stürmer hat ein Karriereniveau erreicht, bei dem Geld keine übergeordnete Rolle mehr spielt, zumal die Bayern mit ihrem Gehaltsniveau längst selbst in der Champions League spielen.

Lewandowski will sportlichen Erfolg und ein attraktives Lebensumfeld. Beides bekommt er in München - der Stadt, die er als "Wohlfühloase" bezeichnet.

Und da der Toptorjäger als loyal, seriös und smart gilt, wird er seinen Vertrag in München bis 2019 erfüllen und – Au revoir Paris, adíos Madrid! – sogar noch mal verlängern. Wetten?

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