- Erneut wird in der Bundesliga über ein Play-off-System diskutiert, diesmal befeuert Oliver Kahn die Diskussion.
- Viele Verantwortliche stehen Play-offs aber skeptisch gegenüber.
Der FC Bayern München hat aktuell mal wieder einen relativ großen Vorsprung in der Bundesliga und steuert, wenn in der Restsaison alles einigermaßen nach Plan verläuft, auf den zehnten Titel in Folge zu. Viele Fans und Experten sehen darin ein Problem, das aber nur schwer zu lösen ist. Ein erneuter Vorschlag, über ein Play-off-Modell nachzudenken, sorgt daher für Diskussionsstoff.
Ein Play-off-Modell für die Bundesliga?
Donata Hopfen, die neue Chefin der DFL und Nachfolgerin von Christian Seifert, ist offen für Neuerungen, wenn es um die nationalen Wettbewerbe gibt. Für Aufsehen und viel Entrüstung sorgte ihre Aussage, man schließe einen Supercup im Ausland nicht aus. Doch das Play-off-Modell, das eine Möglichkeit sein soll, für mehr Spannung und Abwechslung zu sorgen, ist ein noch größeres Thema.
Möglichkeiten, dieses Modell umzusetzen, gibt es einige. Eine verkürzte Saison mit einer Art Pokalwettbewerb, an dem die besten acht Mannschaften der Liga teilnehmen und in K.-o.-Duellen oder einer Serie, in der zwei Siege notwendig sind, der Sieger ermittelt wird, ist vorstellbar. Es existieren noch Puffer im Rahmenterminkalender, zumindest, was den Fußball in Deutschland angeht. Play-off-Spiele würden dabei auch für weitere TV-Einnahmen sorgen, allerdings könnte die Wertigkeit der regulären Saison sinken, weil keine Entscheidung fällt.
Die Umsetzbarkeit wäre also gegeben. Ob die Dominanz des FC Bayern dadurch aber endet, sei dahingestellt. Gegen die Topteams der Liga gewann der Rekordmeister in dieser Saison allesamt, teilweise deutlich. Eine Überraschung in einem Spiel ist immer möglich, das zeigte der DFB-Pokal oder auch Spiele gegen Bochum (2:4) und Augsburg (1:2). Allerdings wäre die Motivation in einem K.-o.-Duell eine andere, der viel zitierte Schlendrian würde dadurch wohl eher seltener auftreten.
Kritik aus der Bundesliga
Ein Play-off-System ist im europäischen Fußball auch nicht wirklich verbreitet. In Belgien etwa wird die Meisterschaft aber nicht in der regulären Saison entschieden, sondern die besten sechs Teams erreichen die Meisterrunde. Auch weitere Endplatzierungen werden durch einen solchen Modus bestimmt. Kritik gibt es auch hier, denn eine Mannschaft, die im Verlauf der gesamten Saison keine konstant guten Leistungen zeigte und den sechsten Platz erreicht, kann den Titel gewinnen.
Unter anderem deswegen zeigen sich auch viele Verantwortliche in der Bundesliga skeptisch, was die Erfolgsaussichten eines solchen Modells angeht. "Ich finde es gut, dass derjenige, der am Ende von 34 Spielen am meisten Punkte hat, auch Meister wird und die mit den wenigsten Punkten leider absteigen müssen", so Christian Streich, Trainer des SC Freiburg.
Adi Hütter, Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach, zog einen Vergleich mit Österreich, das ebenfalls ein anderes Modell anbietet: "Wir haben es in Österreich ja schon länger. Da gibt es das obere und das untere Play-off. Grundsätzlich kann man alles mal überdenken. Auf der anderen Seite weiß ich nicht, ob es fair ist, wenn nach 34 Runden vielleicht der Erste gegen den Vierten spielt, dass der Vierte, der dann vielleicht schon 15 Punkte hinten ist, noch die Chance hat, Meister zu werden." Ganz deutlich äußerte sich Rudi Völler, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen: "Ein völlig falscher Ansatz. Ich bin absolut dagegen."
Darüber nachzudenken, die Bundesliga wieder attraktiver zu machen, ist aber ein richtiger Ansatz, wenn eine Mannschaft neunmal nacheinander die Meisterschaft gewinnt. Eine offene Diskussion über alle Möglichkeiten, ist daher wichtig: von der Umverteilung von Geldern bis zur weiteren Öffnung für Investoren. Das Ziel aller Beteiligten sollte es dabei sein, mit der Bundesliga ein weiterhin attraktives Produkt zu vermarkten.
Verwendete Quellen:
- Kicker: Kahn über Play-offs: "Ich finde es spannend"
- Kicker: "Ein völlig falscher Ansatz, ich bin absolut dagegen"
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