Manuel Neuer verletzt sich beim Champions-League-Aus gegen Real Madrid schwer am Fuß, die Saison ist für den Weltmeister gelaufen. Ersatzmann Sven Ulreich muss einspringen. Dem Keeper wird eine große Schwäche nachgesagt. Es ist nicht der einzige Nachteil für den FC Bayern durch den Neuer-Ausfall.

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Die schlechten Nachrichten für den FC Bayern reißen nach dem Champions-League-Aus bei Real Madrid nicht ab.

Nach der Pleite (2:4 n.V.) bei den Königlichen, gleichbedeutend mit dem vorzeitigen Scheitern in der Königsklasse, gaben die Münchner bekannt, dass sich Torwart Manuel Neuer schwer verletzt hat. Der Weltmeister zog sich demnach eine Fraktur im linken Fuß zu und fällt für den Rest der Saison aus.

"Er wird acht Wochen ausfallen", erklärte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Diese Nachricht ist bitter für die Bayern. Trotz der kurzfristigen Tristesse steht immerhin mindestens noch das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund am 26. April bevor.

Und: Zwar hat die Mannschaft von Carlo Ancelotti in der Bundesliga fünf Spieltage vor Schluss acht Punkte Vorsprung auf Verfolger RB Leipzig, die Meisterschaft ist aber immer noch nicht final entschieden.

Neuer ist bekannt dafür, immer spielen zu wollen, sollte er nicht gerade an Krücken gehen. Dem Vernehmen nach schritt er auf eben solchen aus dem Estadio Santiago Bernabéu.

Psychologischer Nachteil für den FC Bayern

Der psychologische Effekt auf seine Kollegen dürfte nicht ausbleiben. Neuer, Weltmeister, Champions-League-Sieger und mehrmaliger Deutscher Meister, umgibt eine Aura im Tor, die ihresgleichen sucht. TV-Experte und Ex-Torwart Oliver Kahn versucht diese Ausstrahlung von "Unterschiedsspielern" gerne greifbar zu machen.

Es ginge um den Effekt auf den Gegner, wenn dieser in der Kabine den Spielberichtsbogen lese und ein bestimmter Name auf dem Bogen stünde - oder eben nicht, erklärte der einstige Weltklasse-Keeper wiederholt. Der Name von Neuer wird vorerst fehlen. Er wird durch Sven Ulreich ersetzt.

Vom Stamm- zum Ersatzkeeper

Der ehemalige Torhüter des VfB Stuttgart wechselte im Sommer 2015 das Privileg Bundesliga-Stammtorwart gegen das Abenteuer Bayern-Training. Seither kam der 28-Jährige in lediglich vier Pflichtspielen zum Einsatz - und konnte in diesen kaum überzeugen.

In dieser Saison stand Ulreich bislang in drei Bundesligapartien im Tor, blieb nur einmal ohne Gegentreffer. Jüngst verschuldete er bei 1899 Hoffenheim sogar die Niederlage mit, als er bei einem wenig spektakulären Distanzschuss von Andrej Kramaric danebengriff.

Ulreich vor Abgang beim FC Bayern

Im Fußball spielt eine Mannschaft souveräner, wenn sie sich auf den letzten Mann verlassen kann. Das gilt selbst für die Bayern, die seit drei Jahren für ihre Schwächephase im Frühjahr bekannt sind, die den Traum vom Gewinn der Königsklasse stets platzen ließ.

Neuer-Ersatzmann Ulreich ist auch deshalb umstritten, weil er in Gedanken womöglich schon gar nicht mehr in München ist.

Der Towart bat um das Okay für einen Wechsel im Sommer, die Bayern-Bosse willigten auffällig widerstandslos ein.

Ulreich steht unter Druck, sein Marktwert soll nur noch bei zwei Millionen Euro liegen und die Nationalmannschaft, an der er einst ganz nah dran war, ist in weite Ferne gerückt. Nicht gerade die besten Perspektiven für einen, der mit Ende zwanzig im besten Fußballeralter ist.

Ulreich mit Schwächen beim Herauslaufen

Markant: Ulreich begleitet aus seiner Stuttgarter Zeit hartnäckig eine Kritik. Er gilt nicht als der beste Torhüter beim Herauslaufen. Es ist der wohl gravierendste Unterschied zu Neuer, der für seine riskanten, aber erfolgreichen Ausflüge aus dem Strafraum bekannt ist.

Ulreichs Torwartspiel unterscheidet sich zudem grundlegend von dem Neuers, der oft zwanzig Meter vor dem eigenen Tor steht und erster Spieleröffner ist. In Madrid erfüllte er diesen Part etwa, als er ähnlich der Bewegung einer Robbe, den Ball mehrfach am Boden liegend direkt wieder ins Spiel brachte.

Ulreich dagegen ist einer dieser klassischen Torhüter, der erst wieder aufsteht, sich umschaut, den Ball zweimal auf den Rasen tropfen lässt, ehe er das vorsichtige Zuspiel wählt. Das sind die Bayern-Kollegen nicht gewohnt. Sie werden sich am Saisonende gehörig umstellen müssen.

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