Es war wie im Hollywood-Film: Borussia Dortmund droht ein Fehlstart in Augsburg, als BVB-Coach Lucien Favre seinen blonden Hünen aus Norwegen in die scheinbar verlorene Schlacht schmeißt - und Erling Haaland liefert ein Bundesliga-Debüt für die Geschichtsbücher ab.

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Erling Haaland war der prominenteste und vielversprechendste Bundesliga-Transfer des Winters. Seit Borussia Dortmunds fulminanter Aufholjagd zum Rückrundenstart beim FC Augsburg weiß jeder im Land, warum.

Haaland schwang sich innerhalb von nur 20 Minuten zum Anführer der Schwarz-Gelben auf. Als habe der gerade 19-Jährige nie etwas anderes gemacht, als auf Bundesliga-Niveau zu spielen und dort verloren scheinende Spiele herumzureißen, fiel er nach seiner Einwechslung einer Naturgewalt gleich über starke Augsburger her.

Erling Haaland schockt den FC Augsburg

Deren Cheftrainer Martin Schmidt sprach am ZDF-Mikrofon nach dem 3:5 nach 3:1-Führung vom "Haaland-Schock". Von dem muss sich Augsburg nunmehr erstmal erholen.

Wie das funktioniert, weiß ein Klub aus Belgien. In die Champions League startete Haaland im vergangenen September ähnlich beeindruckend. Zum 6:2 über den KRC Genk hatte Haaland bereits nach 45 Minuten drei Tore beigesteuert. Anschließend traf Haaland wie selbstverständlich auch gegen Jürgen Klopps Titelverteidiger FC Liverpool und gegen den SSC Neapel.

Haaland schwebt seit seinem Wechsel aus Molde zu Österreichs Dominator Red Bull Salzburg vor einem Jahr sportlich auf Wolke sieben. 31 Tore in 23 Pflichtspielen weist die Statistik für den Sohn des früheren Premier-League-Profis Alf Inge Haaland aus. Kein Wunder, Erling Haaland seit Herbst eine der begehrtesten Aktien an der europäischen Fußball-Börse war.

Der BVB, tatsächlich an der Börse notiert, bekam den Zuschlag und darf angesichts der Anlagen Haalands und seines gezeigten Einstands auf einen raschen Kursgewinn hoffen.

Der BVB sticht Juve und ManUnited aus

Borussia Dortmund bekam trotz namhafter Konkurrenz (unter anderen Manchester United, Juventus Turin, RB Leipzig) den Zuschlag und bezahlte für Haaland "nur" 20 Millionen Euro reine Ablöse.

Dies liegt - angesichts eines kolportierten Marktwerts Haalands von 45 Millionen Euro - an einer Ausstiegsklausel in dessen letztem Vertrag in Salzburg. Der galt ursprünglich noch bis Sommer 2023.

Kenner der Szene bezweifeln, dass Haaland, dessen Jahresgehalt auf acht Millionen Euro geschätzt wird, dann noch Dortmunder sein wird. Das natürliche Ziel norwegischer Spitzenfußballer - siehe nicht zuletzt Haalands Vater - ist die englische Premier League. Manchester United wird von Ole Gunnar Solskjaer trainiert. Den einstigen Champions-League-Schreck des FC bayern München kennt Haaland bereits aus Molde.

Vorläufig aber gehört Haaland dem BVB, und der freut sich zu Recht sehr über Haalands erste 34 Bundesliga-Minuten. Sportdirektor Michael Zorc frohlockte über ein "Traum-Debüt", Lizenzspielerchef Sebastian Kehl sprach von einem "fantastischen Einstand". Haaland sei ein "super belebendes Element".

Lucien Favre gefällt Haalands "Präsenz"

Trainer Lucien Favre, der mit dem offensichtlich prima Händchen, kommentierte Haalands Aufsehen erregenden Auftritt gewohnt sachlich: "Er hat Präsenz gebracht, seine Stärke sind die Läufe in die Tiefe. Er hat es sehr gut gemacht."

Haaland selbst reagierte ebenfalls bodenständig darauf, den schnellsten Dreierpack eines Bundesliga-Debütanten aufs Feld gezaubert zu haben. "Es war ein gutes Debüt, ich bin froh", kommentierte der für Verteidiger Lukasz Piszczek eingewechselte Matchwinner seine Treffer aus der 59., 72. und 79. Minute. "Jetzt im Moment bin ich sehr entspannt, es ist schön."

Der Ball als neue Freundin

Den Spielball hatte sich Haaland da auch schon geschnappt. Das ist in der Bundesliga seit Jahren so Usus, wenn Spieler drei Mal in 90 Minuten ins Tor getroffen haben. In einem Tweet unterstellte der BVB seinem neuen Liebling augenzwinkernd bereits ein erotisches Verhältnis zu der Kugel. Er habe "nach nur drei Wochen in Dortmund bereits eine neue Freundin gefunden".

Nach drei Wochen beim neuen Verein drei Tore für Haaland, der auch im ersten Champions-League-Spiel dreimal traf, gerade seinen dritten Vereinswechsel hinter sich hat und bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres 2019 drei Punkte einheimste: Für ihn scheinen aller guten Dinge drei zu sein.

Parallelen zu Pierre-Emerick Aubameyang

Dabei trägt er die beim BVB legendäre 17 auf dem Rücken, die jahrelang einer anderen Tor-Maschine gehörte: Pierre-Emerick Aubameyang. Der Afrikaner war deshalb an Haalands Gala-Nachmittag ebenfalls ein Thema, weil auch ihm mal drei Tore gegen den FC Augsburg gelungen waren.

Auch Aubameyang war an jenem 10. August 2013 neu in der Bundesliga. In weiteren 143 Partien dort traf er bis 2018 weitere 95-mal für den BVB - ehe er nach England wechselte, zum FC Arsenal London.

Klingt nach einem Karriere-Verlauf, der auch auf Haaland passen würde. Die Gedanken an einen Abschied von der Borussia verboten sich jedoch am Tag des grandiosen Ankommens des Heilands Haaland im schwarz-gelben Trikot.

Mit Material der dpa
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