Jedes Jahr geht der FC Bayern München mit dem Ziel in die Saison, den DFB-Pokal zu gewinnen. In den vergangenen vier Spielzeiten scheiterten sie allerdings stets früh – und zwar immer auf kuriose Art und Weise. Könnte sich der Pokalfluch gegen den 1. FSV Mainz 05 fortsetzen?

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Triumph und Blamage liegen im DFB-Pokal nahe beieinander. Konrad Laimer ist sich der Bedeutung des Pokalspiels am Mittwochabend (20:45 Uhr) beim 1. FSV Mainz 05 bewusst. "Es ist das erste Mal, dass es in 90 Minuten um alles geht", sagte der Mittelfeldspieler des FC Bayern. "Wer da verliert, der kann wieder nach Hause fahren. Im Pokal kann es schnell gehen." Dies bekam speziell der FC Bayern in den vergangenen Jahren schmerzhaft zu spüren.

Eigentlich war es der deutsche Rekordmeister gewohnt, im Pokalwettbewerb Jahr für Jahr erfolgreich zu sein. Zwischen 2010 und 2020 gewannen die Bayern sechsmal die begehrte Trophäe, standen zwei weitere Male im Finale und dreimal im Halbfinale. Ein früheres Ausscheiden ereignete sich in dieser Zeitspanne nicht.

Bei Schneesturm und ohne Zuschauer in Kiel gescheitert

Diese erfolgreiche Phase endete, als sie am 13. Januar 2021 zum Zweitrunden-Pokalspiel zum damaligen Zweitligisten Holstein Kiel reisten – bei Schneesturm. Zweimal ging der FC Bayern durch Treffer von Serge Gnabry und Leroy Sane in Führung, beide Male kassierten sie den Ausgleich. Im Elfmeterschießen setzte sich Kiel durch.

"Eigentlich war der FC Bayern nicht zu schlagen", erzählte Fin Bartels, der damals den entscheidenden Elfmeter für Kiel verwandelte, im Interview mit unserer Redaktion. "Aber das Spiel fand in einer kuriosen Situation statt. Wir hatten die Corona-Pandemie, das Stadion war leer und ein Schneesturm fegte durch das Stadion. Dann machten wir in der allerletzten Sekunde der Nachspielzeit den Ausgleich zum 2:2. In diesem Spiel kamen viele Besonderheiten zusammen."

0:5 in Gladbach: Die höchste Pokal-Pleite der Vereinsgeschichte

Ähnlich kurios war das Pokalaus eine Saison später, das ebenfalls in der 2. Runde des DFB-Pokals zustande kam. Der FC Bayern trat beim Bundesligisten Borussia Mönchengladbach an und kassierte eine 0:5-Niederlage. Der damalige Sportvorstand Hasan Salihamidzic sprach von einem "kollektiven Blackout".

Auch Thomas Müller war fassungslos und sagte direkt nach dem Debakel: "So etwas habe ich auch noch nicht erlebt." Das 0:5 war von einem historischen Ausmaß: Nie zuvor hatte der FC Bayern ein Pokal-Spiel in dieser Höhe verloren.

Pokalaus durch Handelfmeter in der Nachspielzeit

Eine weitere Spielzeit später, in der Saison 2022/23, erreichte der FC Bayern immerhin das Viertelfinale. Gegner war damals der SC Freiburg. Im eigenen Stadion gingen die Münchner in der 19. Minute durch einen Kopfballtreffer von Dayot Upamecano in Führung, mussten aber acht Minuten später den Ausgleich hinnehmen.

In der 3. Minute der Nachspielzeit, als sich alle bereits auf eine Verlängerung eingestellt hatten, bekam der SC Freiburg einen Handelfmeter zugesprochen. Lucas Höler verwandelte diesen zum 2:1 und kegelte den FC Bayern aus dem Pokalwettbewerb. Für den damaligen Bayern-Trainer Thomas Tuchel war dies die erste Niederlage im zweiten Spiel.

Pokal-Blamage beim Drittligisten Saarbrücken

Die größte Pokal-Blamage der jüngeren Vergangenheit ereignete sich allerdings in der vergangenen Saison. In der 2. Runde des DFB-Pokals trat der FCB beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken an und ging in der 16. Minute durch einen Treffer von Müller in Führung, gaben das Spiel allerdings in der 2. Halbzeit aus der Hand. In der 6. Minute der Nachspielzeit gelang dem Saarbrückener Marcel Gaus der Siegtreffer zum 2:1.

Wie so häufig war es Müller, der danach gegenüber den Medien die Niederlage erklären musste. "Wenn Bayern München in Saarbrücken verliert, dann haben wir einiges falsch gemacht", sagte er damals gegenüber der ARD. "Es ist ein brutaler Schlag für uns, dass wir jedes Jahr in der 2. Pokal-Runde ausscheiden. Das ist alles andere als unser Anspruch."

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Das Pokalfinale in Berlin ist das Ziel – wieder einmal

Sportdirektor Christoph Freund, der seit September 2023 im Amt ist, hofft auf ein Ende der Pokal-Misere: "Ich habe noch nicht so eine lange Pokalgeschichte mit dem FC Bayern. Letzte Saison war das Ausscheiden in Saarbrücken sehr überraschend und eine Enttäuschung. Aber wir schauen nach vorne. Unser großes Ziel ist es, dass wir in diesem Jahr nach Berlin kommen. Im Pokal kann immer alles passieren. Darum müssen wir morgen bereit sein."

Vincent Kompany hat nicht vor, die Pokal-Pleiten der vergangenen Jahre noch einmal gegenüber der Mannschaft zu thematisieren. "Keine Sekunde, die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern", sagte der Trainer, der bei den Pokal-Pleiten noch nicht in München in der Verantwortung stand, bei der Pressekonferenz am Dienstag. "Es geht darum, was wir morgen bringen. Darauf liegt unser ganzer Fokus. Ich habe unglaublich viel Vertrauen in die Mannschaft."

Müller & Co. dürften jedenfalls alles daransetzen, dass sich der Pokalfluch nicht gegen Mainz fortsetzt.

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