Eine enttäuschende Weltmeisterschaft, der Trainerwechsel beim FC Bayern und schlechte Ergebnisse in der Bundesliga: All das führte mit dazu, dass Jamal Musiala erstmals eine schwierige Phase durchlebt. Trainer Thomas Tuchel ist davon nicht überrascht.

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Er ist das vermutlich größte Talent im deutschen Fußball. Jamal Musiala ist technisch stark, kaum vom Ball zu trennen, hat die Fähigkeit zum tödlichen Pass und ist eiskalt im Abschluss. Zuletzt allerdings kamen genau diese Fähigkeiten seltener zur Geltung. Der 20-Jährige ist zwar noch immer der beste Torjäger (11 Bundesliga-Tore) und Vorlagengeber (10 Torvorbereitungen) seiner Mannschaft. In den vergangenen 16 Pflichtspielen des FC Bayern gelangen ihm allerdings nur noch zwei Tore und drei Vorlagen.

In den acht Pflichtspielen unter Trainer Thomas Tuchel traf er überhaupt nicht mehr und hat lediglich einen Treffer vorbereitet – und zwar beim 1:0 gegen den SC Freiburg am 8. April. Der Trainerwechsel tat ihm bislang eher nicht gut. Hat er dadurch etwa seine Leichtigkeit verloren?

"Das ist eine normale Entwicklung für einen noch jungen Spieler mit einem extrem hohen Potenzial", sagt Trainer Thomas Tuchel bei einer Pressekonferenz des FCB und fügt hinzu: "Es ist eine normale Entwicklung, wenn es in der Mannschaft nicht läuft und insgesamt ein bisschen hakt. Dann hakt es bei ihm mit."

Nach der Weltmeisterschaft ging die Leichtigkeit verloren

Tatsächlich verläuft die Formkurve von Musiala parallel zu der Leistungskurve seiner Mannschaften. In der Hinrunde, als der FC Bayern noch die Bundesliga und Champions League dominierte, trumpfte Musiala mit seiner Effektivität auf.

Bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar zählte er zwar zu den auffälligsten Akteuren der DFB-Auswahl, war aber nicht effektiv und bekam in den drei Spielen lediglich eine Torvorlage zustande. Das Vorrunden-Aus mit der deutschen Nationalmannschaft war der erste große Rückschlag seiner Karriere.

Seitdem läuft es weder beim FC Bayern noch bei Musiala selbst richtig rund. Tuchel bleibt entspannt: "Das Wichtigste neben seinem Talent, das unbestritten vorhanden ist, ist sein Wille und seine Einstellung. Jamal ist jeden Tag hier, um da herauszufinden und sich selber herauszuziehen. Das ist eine besondere Einstellung."

Tuchel bezeichnet es daher als Geschenk und Privileg, mit Musiala zusammenzuarbeiten: "Er will da raus, tut alles dafür, ist super professionell und sehr selbstkritisch." Grundsätzlich könne man nicht erwarten, dass ein junger Fußballspieler dauerhaft die Mannschaft trägt: "Das hat er über viele Wochen getan, das wissen wir auch. Und das wird auch wiederkommen."

"Die Klarheit im Spiel fehlt"

Doch wo genau liegt überhaupt das Problem von Musiala? Tuchel stellt fest, "dass die Entscheidungen nicht mehr so auf den Punkt sitzen, dass die Dribblings manchmal etwas unsauber sind, ein zweiter oder dritter Gedanke dazukommt und die Klarheit in seinem Spiel ein bisschen fehlt."

Der Trainer hofft, dass die Leichtigkeit, die aus Musiala einen Top-Spieler des FC Bayern gemacht hat, ihn schlussendlich durch diese Formkrise helfen wird: "Das Allerwichtigste ist, dass er gar nicht groß nach Entschuldigungen oder Ausflüchten sucht. Das ist total klar. Er versucht jeden Tag im Training, seine Leichtigkeit zurückzufinden. Wir helfen ihm dabei."

Der rasante Aufstieg von Musiala

Die Karriere von Musiala verlief rasant. Erst im Juni 2020 gab er sein Bundesliga-Debüt für den FC Bayern. Ein Jahr später spielte er bei der Europameisterschaft bereits für die deutsche Nationalmannschaft. Im Dienst des FC Bayern gelangen dem offensiven Mittelfeldspieler bislang in 121 Pflichtspielen 30 Tore und 20 Vorlagen.

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Sein Marktwert wird auf über 100 Millionen Euro geschätzt. Dies ist innerhalb der Bundesliga der zweithöchste Wert nach Jude Bellingham von Borussia Dortmund (120 Millionen Euro). Rund 2,8 Millionen Fans folgen ihm auf Instagram. Erst Mitte April wurde zudem bekannt, dass Musiala zusammen mit seinem Vereinskollegen Thomas Müller zum Werbegesicht des Lebensmitteleinzelhändlers REWE wird.

Nun aber gilt es erst einmal, auf dem Fußballplatz wieder zur alten Form zurückzufinden. Möglicherweise bereits am Samstagabend beim Bundesligaspiel gegen den SV Werder Bremen (18:30 Uhr).

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