Mit Eric Dier hat der FC Bayern in diesem Winter bislang nur einen Spieler verpflichtet, obwohl die Bosse deutlich mehr geplant hatten. Vieles läuft nicht nach Plan. Erinnerungen an die letzte Transferperiode werden wach.

Mehr News zum FC Bayern München

Reden Klub-Verantwortliche über mögliche Ab- und vor allem Neuzugänge, verlieren sie sich oft in Floskeln. Meist bleibt es nebulös und vage. Genau das Gegenteil davon lieferte allerdings Christoph Freund, Sportdirektor des FC Bayern, am Mittwochabend.

Freund erteilt Trippier-Transfer Absage

Das Thema "sei erledigt", erklärte Freund vor dem Bundesliga-Nachholspiel der Münchner gegen Union Berlin (1:0) gegenüber Sky, als er auf einen potenziellen Transfer von Kieran Trippier angesprochen wurde. "Wir haben schon immer gesagt: Wir müssen schauen, dass es für alle Seiten passt. Das war bei Trippier nicht der Fall", erklärte Bayerns Sportdirektor weiter.

Freund und die Bayern streichen einen Wunschspieler also in aller Öffentlichkeit von der Liste. Ein Vorgehen mit Seltenheitswert.

Berichten zufolge soll der deutsche Rekordmeister mit einem verbesserten Angebot für den Rechtsverteidiger bei Newcastle United abgeblitzt sein. Die kolportierten 15 Millionen Euro Ablöse für den 33-Jährigen waren den Engländern offensichtlich zu wenig.

Eric Dier ist der bislang einzige Winter-Transfer des FC Bayern

Es bleibt also vorerst bei einem Winter-Neuzugang für den FC Bayern: Eric Dier wechselte Mitte Januar nach München. Der Kumpel von Harry Kane, der von Tottenham kam, wurde verpflichtet, um die dünn besetzte Abwehr zu verstärken.

Wie prekär die Lage in der bayerischen Defensive ist, zeigt ein Blick aufs aktuell verfügbare Personal: Noussair Mazraoui und Minjae Kim weilen derzeit noch beim Afrika-Cup, respektive der Asien-Meisterschaft. Läuft für Marokko bzw. Südkorea alles nach Plan, kehren die beiden Spieler erst Mitte Februar wieder nach München zurück.

Weitere Fußball-News gibt's in unserem WhatsApp-Kanal. Klicken Sie auf "Abonnieren", um keine Updates zu verpassen.

Personalsorgen: Upamecano und Laimer fallen verletzt aus

Zu allem Überfluss verletzte sich Stamm-Innenverteidiger Dayot Upamecano im Spiel gegen Union und musste zur Halbzeit ausgewechselt werden. "Es ist eine Faserverletzung der Oberschenkel-Rückseite", erklärte Trainer Thomas Tuchel nach der Partie. Der Franzose wird für mehrere Wochen fehlen.

Und auch Konrad Laimer, der zuletzt als Rechtsverteidiger auflief, fällt vorerst aus. Der Österreicher verließ die Arena am Abend humpelnd. Laut "Sky" hat sich der 26-Jährige einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen, auch die Sehne sei betroffen. Dem Bericht zufolge fällt Laimer bis zu sechs Wochen aus. Eine offizielle Diagnose seitens des FC Bayern gibt es allerdings noch nicht.

Lesen Sie auch

Tuchel über Verletzungen: "Das ist ein bisschen wie verhext"

Die Personaldecke bei den Münchnern wird dünner und dünner, und das vor allem in der ohnehin schon eher spärlich besetzten Defensive. Eine Tatsache, die auch Tuchel nicht verborgen bleibt. Vor allem auf den Verteidigerpositionen habe man immer wieder Probleme, erklärte Tuchel am Mittwoch - und schob hinterher: "Wir sind nicht vom Glück verfolgt. (…) Das ist ein bisschen wie verhext."

Dier, als Ergänzungsspieler geholt, wurde nach der Upamecano-Verletzung ins kalte Wasser geworfen, machte seine Sache bei seinem Debüt aber ordentlich. Tuchel war zufrieden, man habe auf Anhieb seine Präsenz, sein Selbstvertrauen und auch seine Erfahrung gespürt, sagte der Bayern-Coach.

Die aktuelle Situation zeigt dennoch: Dem FC Bayern fehlen Abwehrspieler. Abwehrspieler, die eigentlich im Winter kommen sollten. Doch bis auf Dier ist bislang nichts Zählbares passiert. Trotz der aktuellen Situation werde man "nicht in Panik verfallen", stellte Tuchel klar und ergänzte: "Wir werden unsere Strategie nicht wegen einer Muskelverletzung über den Haufen werfen."

Das Transferfenster hat noch eine Woche geöffnet

Den Bossen um Sportdirektor Freund läuft indes trotzdem die Zeit davon. Das Transferfenster im Winter hat noch eine Woche geöffnet, bis zum Abend des 1. Februar können Spieler ge- und verkauft werden. Für die Münchner wird es ein Wettlauf gegen die Zeit, denn mindestens ein weiterer Spieler soll noch kommen, um für Entlastung beim Personal zu sorgen.

FC-Bayern-Wunschspieler Joao Palhinha.
Der Wechsel von Joao Palhinha zum FC Bayern platzte im Sommer in letzter Sekunde. (Archivbild) © IMAGO/Javier Garcia/Shutterstock

Transfers, die kurz vor knapp getätigt werden? Da werden Erinnerungen an das letzte Transferfenster im Sommer wach. Denn damals lief gegen Ende überhaupt nichts mehr wie geplant.

Die Verantwortlichen wollten Tuchels Wunsch nach einem defensiven Mittelfeldspieler doch noch erfüllen, als Kandidat wurde Joao Palhinha vom FC Fulham auserkoren. Alle Seiten waren sich eigentlich bereits über einen Wechsel einig, der Portugiese hatte sogar schon den obligatorischen Medizincheck in München absolviert und war auf dem Vereinsgelände an der Säbener Straße. Doch der Deal platzte in letzter Sekunde. Weil Fulham keinen Ersatz für Palhinha fand, verweigerte der Verein doch noch die Freigabe. Tuchel stand kurzerhand ohne seinen Wunschspieler da.

Bayern erlebte im Sommer ein Transfer-Desaster

Da die Bemühungen der gebildeten, mehrköpfigen Transfer-Taskforce auf der Palhinha-Verpflichtung lagen, wurden Gespräche mit anderen Spielern wie Armel Bella-Kotchap (FC Southampton) und Trevoh Chalobah (FC Chelsea) nicht mehr so intensiv verfolgt wie vielleicht zuvor. Auch hier kam es zu keinen Einigungen mehr.

Der letzte Tag des Transferfensters wurde für die Münchner damit zum Desaster. Ein Desaster, das sich nun, nur wenige Monate später, möglicherweise wiederholt?

Nordi Mukiele: Einigt sich Bayern noch mit PSG?

Ein Spieler, der bei den Bayern aktuell noch hoch im Kurs steht, ist Nordi Mukiele von Paris-Saint Germain. Beim ehemaligen Leipziger verhält es sich ähnlich wie bei Trippier: Mit der Spielerseite ist man sich eigentlich einig, einzig an den Modalitäten mit dem abgebenden Verein hakt es. Beim Franzosen ging es deshalb zuletzt eher schleppend voran, auch weil Freunds Fokus schließlich bei Trippier lag.

Nun könnten die Mukiele-Verhandlungen aber wieder an Fahrt aufnehmen. Zu einem Transfer des 26-Jährigen wollte sich Freund am Mittwochabend übrigens nicht konkret äußern. Einen möglichen Wechsel "würde ich nicht ausschließen", sagte Freund lediglich recht kryptisch gegenüber der "Bild". Ein bisschen nebulös blieb es trotz der Trippier-Ansage dann also doch.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.