Die U19 des FC Bayern München steht im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft, die U17 wurde ebenfalls Erster in ihrer Staffel. Trotz dieser Zwischenerfolge liegt vor den Bayern noch ein weiter Weg zurück in die nationale Spitze der Jugendausbildung.

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Es gibt eine Liste im deutschen Fußball, da können Waldhof Mannheim, die Stuttgarter Kickers und die Großmacht Hertha Zehlendorf fast in einem Atemzug mit dem FC Bayern München genannt werden.

Viele sind besser als der FC Bayern

Seit 1969 wird die Deutsche Meisterschaft der A-Junioren ausgespielt und seitdem haben sich unter anderem besagte Vereine in die Siegerliste eingetragen.

Waldhof, die Kickers, Hertha Zehlendorf und die Bayern eben auch. Dreimal hat der FCB allerdings erst gewonnen, das letzte Mal vor 15 Jahren.

Mit den Erfolgen der Profis konnten die U-19-Junioren in den letzten Jahren nicht mehr mithalten. Die Bayern rutschten ab im nationalen Ranking der Top-Ausbilder.

Der VfB Stuttgart, Hertha BSC, Schalke 04, der VfL Wolfsburg, Borussia Dortmund, 1899 Hoffenheim und neuerdings auch RB Leipzig sind an den Bayern nur so vorbeigerauscht, einige mehr, andere weniger schnell.

Die Bayern sind in der Jugendarbeit längst nicht mehr state of the art, wie Karl-Heinz Rummenigge es wohl ausdrücken würde. So sie es denn jemals waren.

In der wichtigsten Jugendspielklasse wurden die Titel zuletzt an den Bayern vorbeivergeben.

Und die zweite Mannschaft des Rekordmeisters dümpelt nun schon seit mehreren Jahren in den Niederungen der vierten Liga.

Die Gunst der Stunde genutzt

Das Umdenken in der Führungsetage der Bayern war überfällig, ebenso wie der Bau des neuen Nachwuchsleistungszentrums außerhalb der Stadt.

Der Gewinn der süddeutschen Meisterschaft als Zwischenschritt auf dem Weg zum möglichen deutschen Meistertitel der U 19 wurde deshalb mit Wohlwollen goutiert, das Halbfinale gegen Schalke (Hinspiel heute um 16:00 Uhr, live bei Sport 1) ist die Wiederauflage des Endspiels vor fünf Jahren. Damals siegte Königsblau mit 2:1.

Die Bayern haben sich in der schweren Südstaffel der regulären Saison immerhin gegen die zuletzt bärenstarken Hoffenheimer, gegen Mainz, den VfB und den aufstrebenden FC Augsburg durchgesetzt.

Und auch die B-Jugend der Münchner holte sich in dieser Saison den süddeutschen Titel. Erste Schritte sind das, mehr aber auch nicht.

Stuttgart hatte bei den A-Junioren einen der schwächsten Jahrgänge seit langem, Hoffenheim immer noch mit den Nachwehen des Nagelsmann-Abgangs in den Profibereich zu tun.

Probleme dieser Art löst man nicht im Handumdrehen, und wenn dann die Bayern einen etwas stärkeren Jahrgang haben, nutzen sie die Gunst der Stunde.

Die schwächste Punkteausbeute eines süddeutschen Meisters seit Einführung der Staffel ist vielleicht ein Indiz, das bei der Einordnung hilft.

Bei den Bayern ist es doppelt schwer

Auch deshalb ist in Münchens Nachwuchsarbeit noch längst nicht wieder alles in Ordnung. Und ob es die U 19 überhaupt bis ins Endspiel und dann zum Titel schafft, ist auch fraglich.

Die Bayern haben gute Spieler in ihren Reihen. Kapitän und Außenverteidiger Matthias Stingl, die Mittelfeldspieler Niklas Tarnat oder Adrian Fein sowie Angreifer Manuel Wintzheimer, mit 14 Toren der beste Torschütze der Mannschaft.

Ob es die Talente dann aber tatsächlich bis zu den Profis zu schaffen, steht gerade in München völlig in den Sternen.

Die Bayern bilden einen Sonderfall im Vergleich zur Konkurrenz. Zwar sind die Profi-Kader in Dortmund, auf Schalke oder in Wolfsburg auch bestens bestückt, die Breite der Spitze aber nicht so enorm.

Das heißt, es kann sich an diesen Standorten vielleicht noch eher ein Talent aus dem eigenen Stall entwickeln als bei den Bayern.

Die Zeiten, als 16, 17 Hochkaräter im Profi-Kader des FCB standen und Spieler aus der zweiten Mannschaft oder der A-Jugend auf der Bank saßen, sind vorbei.

Die Profis unterhalten zwei Spitzenteams in einem, selbst die 1b-Mannschaft hätte es in dieser Saison wohl unter die besten fünf Mannschaften der Bundesliga geschafft.

Da ist es nahezu unmöglich, als junger Spieler dauerhaft Fuß zu fassen. Zuletzt war dieses Kunststück David Alaba gelungen.

Doch das liegt bereits sechs Jahre zurück.


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