Wenn jemand im Dortmunder Kader weiß, wie man deutscher Meister wird, dann ist das Niklas Süle. Wohl auch deshalb gibt sich der Nationalspieler im Endspurt der Saison betont entspannt.

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Mats Hummels kennt das Gefühl, Emre Can kann sich vielleicht auch noch vage daran erinnern. Der Gewinn der deutschen Meisterschaft ist ein einschneidendes Erlebnis. Das berichten jedenfalls diejenigen, denen dieses große Glück schon zuteilwurde.

Can hat mit dem FC Bayern vor zehn Jahren den Titel geholt, es war die fantastische Triple-Saison des Rekordmeisters. Hummels hat mit den Bayern drei und mit dem BVB zwei Meisterschaften eingefahren. Die letzte, damals noch mit den Bayern, ist fast vier Jahre her.

Dortmunds Vorzeige-Titelgarant ist deshalb nicht unbedingt Weltmeister Hummels, sondern der emsige Sammler Niklas Süle. Der hatte in den letzten fünf Jahren fünfmal die Schale in Händen, seine letzte titellose Saison brachte Süle noch mit der TSG Hoffenheim zu. Das war 2017.

Niklas Süle: "...so performt man am besten"

Nun mag das als überschaubar spektakuläres Kunststück gelten als Mitglied des Münchener Ensembles. An den nackten Tatsachen ändert das aber nichts. Wenn jemand beim BVB – außer Mats Hummels – weiß, wie man deutscher Meister wird, dann ist das Niklas Süle.

Da traf es sich zwei Spieltage vor Schluss und bei nur einem Punkt Rückstand auf die Tabellenspitze gut, dass der BVB seinen Spieler nach dem öffentlichen Training am Dienstag bei einer Medienrunde platzierte. "Ein Grund, warum ich zu Borussia Dortmund gekommen bin, war, dass ich das erleben wollte, was ich jetzt fühle", plauderte Süle drauflos.

"Ich habe eine unglaubliche Vorfreude, hier Erfolg zu haben. Es war eine sehr turbulente Saison. Wir haben uns selbst erarbeitet, in diese Situation zu kommen. Auch wenn wir Spiele hatten, in denen wir etwas liegen lassen haben, sind wir zwei Spieltage vor Ende der Saison in der Lage, noch die Meisterschaft zu gewinnen. Das ist sehr positiver Druck, so performt man am besten."

Großspurige Ankündigung bewahrheitet sich

Und wie das geht, zeigt Süle in diesem Kalenderjahr so eindrucksvoll wie selten zuvor. Als Teil der Dortmunder Innenverteidigung hat der BVB mit Süle in der Startelf seit der Winterpause nur ein Bundesligaspiel verloren. Jenes beim 2:4 in München. Und mit Süle in der Startelf darüber hinaus in diesen restlichen zwölf Partien nur acht Gegentore kassiert.

Während Hummels lange "nur" die Option als Ergänzungsspieler war und Nico Schlotterbeck sich in der Endphase der Saison verletzt hat und nun seinerseits etwas außen vor ist, war Süle stets die große Konstante des Dortmunder Verteidigungsblocks. Auch in jener Phase der Hinserie, als es weder für ihn noch für die Mannschaft besonders gut lief.

Umso überraschender mutete Süles Ankündigung im Januar an, mit dem FC Bayern noch um die Vergabe des deutschen Meisterschaftstitels streiten zu wollen. Trotz damals neun Punkten Rückstand.

"Die Tabellensituation ist nur eine vorläufige. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass der BVB einmal neun Punkte vor den Bayern stand und am Ende doch die Bayern Meister geworden sind", sagte Süle damals und erntete allenfalls ein müdes Lächeln. Vier Monate später lächelt niemand mehr über Süles kühnen Optimismus, am wenigsten der FC Bayern.

Noch fehlt die Krönung mit dem BVB

Seine Mannschaft sieht Süle auch deshalb und aufgrund der Verfolgerrolle vielleicht sogar einen Tick im Vorteil. "Wir haben gute Laune und arbeiten hart für den Titel. Wir wollen die Saison krönen. Es werden schwierige Spiele in Augsburg und gegen Mainz. Dennoch gehen wir davon aus, dass wir in beiden Spielen alles an den Tag legen, um Deutscher Meister zu werden."

Nun zählten nicht mehr nur das sportliche Können, sondern auch eine gewisse Lockerheit auf den letzten Metern der Saison. "Wir sind die stärkste Mannschaft der Rückrunde, wir hatten einen unglaublichen Lauf, haben uns das hart erarbeitet und viel dafür getan, uns in diese Position zu bringen. Warum jetzt irgendwas anders machen? Seit fünf, sechs, sieben Wochen sind es schon gefühlt Finalspiele. Wer die besseren Nerven hat, wird den Titel verdient nach 34 Spielen holen."

Und wenn das am Ende Borussia Dortmund ist? "Noch habe ich nichts geholt mit Dortmund. Ich bin sehr froh, hier zu sein, weil es ein geiler Klub ist und ich mich hier sehr wohlfühle. Aber man spielt Fußball auch für den Erfolg und wir sind noch mittendrin", so Süle, der sich für die Tage nach dem letzten Spieltag am 28. Mai zumindest nichts Konkretes vorgenommen hat.

"Ich habe noch nichts geplant, in der Hoffnung, dass etwas Großes auf uns wartet und wir von mir aus auch an den Bierkönig gehen. Wie ich gehört habe, wird das ja hier sehr stark gefeiert. Falls ich das erleben darf, würde ich mich natürlich sehr freuen und bin dann natürlich auch einer, der vorneweg gehen möchte..."

Verwendete Quellen:

  • bvb.de: Niklas Süle: "Wir wollen die Saison krönen"
  • stern.de: Trotz 9 Punkten Rückstand: Süle glaubt weiter an BVB-Meisterschaft
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