Deutscher Meister mit dem BVB? Nur Mats Hummels kennt dieses süße Gefühl. Der Routinier wird auch deshalb in der Endphase der Saison zum wichtigsten Spieler der Borussia.

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Am Donnerstag war es endlich so weit: Marco Reus hat seinen Vertrag bei Borussia Dortmund verlängert, der Kapitän wird dem BVB noch eine weitere Saison erhalten bleiben. Reus wird dann in seine zwölfte Saison als Profi bei der Borussia gehen und vielleicht bestreitet er diese ja dann als amtierender Meister.

Mats Hummels hat seinen Vertrag bei Borussia Dortmund noch nicht verlängert. Und der Verteidiger hält sich, anders als sein Mitspieler, der kaum einen Zweifel daran gelassen hatte, gerne noch ein Jahr dranzuhängen, mit öffentlichen Äußerungen oder der Andeutung einer Tendenz zu seiner Zukunft bewusst zurück.

Vielleicht ist es die Grandezza eines 34-Jährigen und die Gewissheit, ohnehin schon wahnsinnig viel erreicht zu haben in seiner Laufbahn, die ihn schweigen lässt. Mats Hummels jedenfalls scheint das alles nicht mehr nötig zu haben: die hektischen Debatten und die Aufgeregtheit des Geschäfts. Stattdessen weiß er wie kaum ein anderer bei der Borussia, worauf es jetzt, fünf Spieltage vor dem Ende der Saison, wirklich ankommt. Und konzentriert sich ausschließlich darauf.

Hummels kennt das Gefühl des Erfolgs

Kein Spieler im aktuellen Kader kennt das Gefühl, mit dem BVB deutscher Meister zu werden, außer Hummels und wenn man die Grenze etwa schwammiger halten will: Sportchef Sebastian Kehl. Der war in der goldenen Zeit vor zehn, elf, zwölf Jahren der Kapitän der Mannschaft und bekam vom damals noch etwas jugendlicheren Hummels die nötige Unterstützung. So ähnlich dürfte sich die Lage nun auch darstellen.

Hummels ist so etwas wie der verlängerte Arm hinein in die Mannschaft; in einen Kader mit vielen jungen Spielern, die aber das Gefühl der großen Triumphe kaum kennen. Niklas Süle und Emre Can waren mal mit den Bayern Meister, ein paar andere haben mit dem BVB den DFB-Pokal gewonnen; Donyell Malen und Sebastien Haller waren in der Eredivisie Meister, Thomas Meunier in Belgien und Frankreich und Karim Adeyemi bei Red Bull Salzburg.

Es ist eine vergleichsweise kurze Liste des Erfolgs, der Hummels alleine mit sechs Meisterschaften und drei Pokalsiegen annähernd gleich viel entgegensetzen kann. Oder anders formuliert: Wenn einer aus der Mannschaft weiß, wie man als Nicht-Bayern-Spieler deutscher Meister wird, dann ist es Mats Hummels.

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Wichtig auf und abseits des Platzes

In den letzten Wochen der Saison rückt der Routinier fast wie aufs Stichwort wieder in eine wichtige Position. Wobei: Wichtig war Hummels die ganze Zeit für seine Mannschaft. Auch als Ergänzungsspieler, wenn er draußen mit zusehen musste, wie seine Mitspieler in der Rückserie von Sieg zu Sieg eilten, wie sich Nico Schlotterbeck und Niklas Süle die beiden Planstellen in der Innenverteidigung untereinander aufteilten und er, der Weltmeister, nur noch die zweite Wahl war.

In diesen Phasen einer Saison zeigt sich dann oft der Charakter eines Spielers. Es gibt genug Beispiele dafür, wie dann plötzlich individuelle Interessen über jenen der Mannschaft stehen, wie sich altgediente Haudegen nicht einfach so abspeisen lassen wollen. Bei Hummels war und ist das offenbar anders.

Der hat seine Rolle immer als Vermittler und Vater der Kompanie gesehen und auch so ausgefüllt. Als integraler Bestandteil, der oft genug auch als Mahner auftritt und den Jüngeren den Weg weist. Zur Not auch mal mit der einen oder anderen scharf formulierten Kritik. Und der dann, wenn er auf dem Platz gefordert war, auch mit der entsprechenden eigenen Leistung vorangeht.

Jetzt oder nie

Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob das Stuttgart-Debakel vor knapp zwei Wochen mit Mats Hummels auf dem Platz hätte verhindert werden können. Dass es ohne ihn aber eine Halbzeit lang drunter und drüber ging, dass einzelne Spieler im Grunde machen durften, was sie wollen und sich die Hälfte der Mannschaft an keinen Plan mehr gehalten hatte: Das war offensichtlich.

Weil Kollege und Kontrahent Schlotterbeck derzeit verletzt ist, spielt Hummels wieder an der Seite von Süle in der Innenverteidigung. Mit Hummels auf dem Platz hat der BVB seitdem nur zwei Gegentore kassiert. Nun wird es in den letzten Spielen auch und ganz besonders auf den Routinier ankommen, die Mannschaft in der Spur zu halten und sie einzuschwören auf die Aufgaben und den Druck, der sich unweigerlich breit macht.

Dafür ist Hummels vor vier Jahren noch einmal zurück nach Dortmund gekommen. Jetzt ist die Gelegenheit da, sich mit einem dritten Meistertitel in Schwarz und Gelb praktisch unsterblich zu machen.

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