Wie wichtig diese Tage unmittelbar nach dem aus Dortmunder Sicht dramatischen Saisonfinale sind, kann heute kaum jemand ermessen. Vielmehr wird es mit Beginn der neuen Saison so sein, dass man zurückblickt auf diese Zeit, in der die Weichen gestellt werden für eine hoffentlich erfolgreichere Zukunft.

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Nach dem Debakel gegen Mainz, der verpassten Meisterschaft, hatten sich die Dortmunder Protagonisten schnell verzogen. Der eine sofort, wie Kapitän Marco Reus, andere etwas später. Edin Terzic nutzte die Gelegenheit noch im Stadion, sich von den Fans zu verabschieden und zugleich eine Botschaft an die Südtribüne zu senden: Das hier ist noch nicht zu Ende!

Nach und nach tröpfelten dann in den letzten Tagen Stellungnahmen der Spieler ein, von Mats Hummels, Reus, Marius Wolf, Jude Bellingham, Sebastien Haller und ein paar anderen. Mit dem Abstand von ein paar Tagen hat auch der Letzte begriffen, dass aktuell eine besonders sensible Zeit ist für die nahe Zukunft des Klubs. Dass nun mehr denn je Zusammenhalt gefragt ist und auch ein gewisser Trotz.

Hans-Joachim Watzke: "Komme langsam darüber hinweg"

Es ist wichtig, nach einer derart großen Enttäuschung nicht einfach auseinanderzugehen, sondern Geschlossenheit und Zuversicht zu demonstrieren. Also machten sich die Dortmunder Verantwortlichen nach der großen Saison-Analyse am Dienstag auf und mühten sich nach Kräften, dem auch gerecht zu werden.

"Drei richtig beschissene Tage" habe Hans-Joachim Watzke hinter sich gebracht. Das sagte der Geschäftsführer am Mittwochabend am Rande des Europa-League-Finales bei "RTL". "Ich habe nicht geweint, aber ich habe sehr viele Leute in meinem Umfeld weinen sehen", sagte Watzke. "Ich heule eher mal bei einem Spielfilm."

Die Phase der Trauer ist beim 63-Jährigen aber offenbar auch schon abgeschlossen. "So langsam komme ich darüber hinweg", so Watzke weiter, der sich nun nur noch mit der Zukunft beschäftigen will. In erster Linie denke er dabei an den Kader.

"Der ein oder andere wird uns vielleicht verlassen, das müssen wir gut lösen", sagte Watzke, der versuchen will, den Kader "zu ergänzen". Nur so kann der Angriff auf den Titel in der kommenden Saison gelingen – denn nur das kann das Ziel sein nach einer beinahe meisterlichen 40-Punkte-Rückrunde. "Wir werden definitiv nächstes Jahr angreifen!"

Veränderungen in der Hierarchie

Dafür wird sich die Mannschaft nicht nur personell, sondern auch in ihrer Hierarchie neu formieren müssen. Sehr wahrscheinlich ist der Abgang von Jude Bellingham, zugleich auch dritter Kapitän. Diese Stelle wird mindestens neu zu besetzen sein, womöglich wird es sogar eine Neubesetzung für Noch-Kapitän Reus geben.

"Wie das Saisonziel ist auch die Kapitänsfrage grundsätzlich immer ein Thema der Vorbereitung", deutete Sportchef Sebastian Kehl in einem Interview mit der "Bild" an. Dazu dürfte auch Bewegung in den Mannschaftsrat kommen.

"Wir haben im Rahmen der Vertragsverlängerungen von Mats Hummels und Marco Reus schon betont, dass es uns wichtig ist, gemeinsam daran zu arbeiten, die nachfolgenden Generationen sukzessive stärker in die Verantwortung zu nehmen", sagte Kehl. Niklas Süle dürfte einer der Kandidaten sein, die schon bald noch mehr Verantwortung übernehmen sollen, aber auch Keeper Gregor Kobel.

Und noch ein paar andere, wie Kehl betonte: "Gregor Kobel, Niklas Süle, Nico Schlotterbeck, Sebastien Haller und Julian Brandt haben gezeigt, dass sie eine Mannschaft mit führen können. Dem werden wir Rechnung tragen. Ich habe sehr großes Vertrauen auch in diese Jungs."

Sebastian Kehl: "Die Chance kommt wieder"

Und auch in den gesamten Klub samt seinem Anhang. "Was mir in dieser Woche ganz wichtig ist zu betonen: Wie unsere Fans das Team inmitten ihres eigenen Schmerzes am Samstag wieder aufgebaut haben, das war unfassbar. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Das waren ikonische Bilder, die um die Welt gingen und uns Mut gemacht haben für die Zukunft."

Sebastian Kehl hat verstanden, was aktuell am wichtigsten ist. Und dass eine Aufbruch- und Jetzt-erst-recht-Stimmung nicht mit dem ersten Spieltag der neuen Saison erzeugt wird. Sondern in der Stunde der großen Niederlage. Denn in einem ist Kehl felsenfest überzeugt: "Die Chance auf den Titel wird wiederkommen. Ganz sicher!"

Verwendete Quellen:

  • rtl.de: Watzke nach "beschissenen" BVB-Tagen: Werden angreifen
  • bild.de: Kehl sagt "Bewegung" bei Bellingham voraus
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