Die 2. Liga geht in die entscheidende Phase, es geht um den Aufstieg in die Bundesliga und damit verbunden um viel Geld. Wer darf am Ende jubeln? Der Aufstiegs-Check.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Manuel Behlert sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Vier Spieltage sind in der 2. Bundesliga noch zu absolvieren. Die Saison 2023/24 war intensiv, geprägt von sehr unterschiedlichen Dynamiken und einigen enttäuschenden Traditionsklubs. Dass Schalke 04 und Hertha BSC nie im Kampf um die Plätze ganz vorn mitwirken konnten, war so nicht absehbar.

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Jetzt zeigt sich, welche Mannschaften am Ende den Aufstieg ins Oberhaus wirklich schaffen können. Wie ist die aktuelle Lage? Wir machen vor den letzten vier Spielen den Check:

Holstein Kiel (Platz 1, 61 Punkte): So gut wie durch

Nach 30 Spieltagen sieht alles danach aus, als würde es in der neuen Saison wieder einen Debütanten in der Bundesliga geben, Teilnehmer Nummer 58 also. Und das ist Holstein Kiel. In den vergangenen Jahren spielten die Störche häufiger oben mit, für den ganz großen Wurf reichte es allerdings nicht. 2024 soll alles anders werden und die Form der letzten Wochen untermauert die Ambitionen des Klubs aus dem Norden. Sechsmal nacheinander konnte die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp zuletzt gewinnen und schob sich so auf den ersten Platz.

Kurios: Bei vielen relevanten Statistiken führen die Störche nicht. Sie haben weder die meisten Tore, noch die meisten Schüsse, auch nicht den meisten Ballbesitz oder die beste Zweikampfquote. Die Mischung im Team stimmt einfach, sodass in den richtigen Momenten die Treffer erzielt werden, Rückschläge keine großen Auswirkungen haben und jeder für jeden läuft und kämpft.

So stellt Kiel beispielsweise die zweitbeste Abwehr der Liga, hat starke zehn Spiele auswärts gewonnen. Alleine aufgrund des Vorsprungs und der Form gilt der Aufstieg schon fast als sicher, auch wenn das in Kiel niemand so sagen würde. Gegen Kaiserslautern und Wiesbaden sollen nun die nötigen Punkte eingefahren werden, damit es am vorletzten Spieltag gegen Düsseldorf schon die große Party geben kann. Die Aufstiegschancen sind in jedem Fall riesig.

FC St. Pauli (Platz 2, 60 Punkte): Aufstieg im Derby?

Was Holstein Kiel aktuell ist, das war der FC St. Pauli im Verlauf der Saison sehr lange, nämlich das heißeste Team der Liga. Die Elf von Trainer Fabian Hürzeler, der trotz Charmeoffensiven aus der Bundesliga seinen Vertrag verlängert hat, spielt, da sind sich viele Experten einig, den schönsten und kontrolliertesten Fußball in der 2. Bundesliga. Allerdings gab es zuletzt zwei Niederlagen aus den letzten drei Spielen, der erste Platz ist futsch. Der Sieg in Hannover am vergangenen Wochenende war also doppelt wichtig.

Mit nur vier Niederlagen im Gepäck hat St. Pauli die wenigsten Pleiten aller Teams in der Liga. Die Mannschaft wirkt sehr ausgeglichen, hat viele Spieler, die Tore erzielen können, aber auch einen überragenden und verlässlichen Mann: Marcel Hartel, der schon 16 Tore erzielte und Führungsspieler ist.

Die Mischung aus individueller Klasse und mannschaftlicher Geschlossenheit macht St. Pauli zu einem Topteam der Liga. Und die Hürzeler-Elf träumt in dieser Saison noch von einem ganz bestimmten Erlebnis: Wenn die Konkurrenz mitspielt, dann kann das Team ausgerechnet im Stadtderby im Volksparkstadion gegen den HSV den Aufstieg perfekt machen. Das wäre eine Demütigung für den ehemaligen "Bundesliga-Dino".

Fortuna Düsseldorf (Platz 3, 55 Punkte): Formanstieg zur richtigen Zeit

Die Saison von Fortuna Düsseldorf verlief nicht immer reibungslos. Die Mannschaft schaffte es zwar ins Halbfinale des DFB-Pokals, startete mit guten 13 Punkten aus sechs Spielen in die Saison und war lange oben dabei.

Doch nach der Winterpause lief plötzlich gar nichts mehr. Die ersten fünf Ligaspiele im Kalenderjahr 2024 wurden nicht gewonnen, dabei ging auch ein Spiel gegen Mitkonkurrent St. Pauli verloren. Doch die Elf von Trainer Daniel Thioune arbeitete sich in die Saison und steigerte sich.

Seit Anfang Februar wurde kein Spiel in der 2. Liga mehr verloren. Und genau wie Holstein Kiel gewann Düsseldorf zuletzt sechsmal in Folge. In diesen sechs Spielen kassierte die Mannschaft, die lange für ihre wilden, unkontrollierten Auftritte bekannt war, nur ein einziges Gegentor.

Der Formanstieg der letzten Wochen kam genau zur richtigen Zeit, Düsseldorf sprang nicht nur auf den dritten Platz, sondern setzte sich auch noch vom HSV ab. Momentan sieht es gut aus, was die Relegation angeht, auch wenn gerade die beiden Auswärtsspiele auf Schalke und in Kiel knackig werden könnten.

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Hamburger SV (Platz 4, 49 Punkte): Es hilft nur noch ein Wunder

Beim Hamburger SV ist es in dieser Saison wieder einmal die gleiche leidvolle Geschichte wie in den vergangenen Jahren. Der Kader wurde im Sommer auf der ein oder anderen Position verstärkt, die Euphorie war groß, der Saisonstart mit zwei Heimsiegen gegen Schalke (5:3) und Hertha (3:0) ein Spektakel.

Doch mit zunehmender Dauer der Saison nahmen auch die Unzulänglichkeiten zu. Fehlende Anpassungen von Tim Walter, fehlende Konstanz der Schlüsselspieler, Verletzungen, individuelle Fehler und Chancenwucher sorgten für immer größere Probleme.

Der HSV feuerte deswegen in dieser Saison die Patrone ab, die man zuvor stecken ließ: Der Trainer musste gehen, Steffen Baumgart kam. Der Motivator sollte dem Team wieder Flügel verleihen. Acht Spiele später hat der HSV nur elf Punkte mehr auf dem Konto als vorher. Der Effekt ist verpufft.

Es wird aktuell alles hinterfragt, auch für den kommenden Sommer. Und klar ist: Der HSV muss alle vier Spiele gewinnen. Und selbst dann geht es nur um Platz drei. Das scheint aktuell alles andere als wahrscheinlich zu sein.

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Der Hamburger SV kann den Aufstieg in die Bundesliga schon fast wieder abhaken. Die Mannschaft von Steffen Baumgart verlor gegen Angstgegner Holstein Kiel und braucht ein kleines Wunder, um noch den Relegationsplatz zu erreichen. Im Mittelpunkt des Topspiels stand ein Ex-Hamburger.
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