Borussia Dortmunds Entwicklung schreitet offenbar weiter voran, gute Ergebnisse und inhaltliche Fortschritte werden unterfüttert von einem fast vollen Kader. Der BVB hat seine Hausaufgaben gemacht - die richtungweisenden Wochen stehen aber erst noch an.

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Zu den vielen guten Nachrichten und positiven Eindrücken vom Freitagabend kamen im Laufe des Wochenendes noch ein paar weitere dazu, die letzte in der Nacht von Sonntag auf Montag: Sébastien Haller dürfte mit einer guten Portion Selbstvertrauen im Gepäck bald wieder in Dortmund landen, der Mittelstürmer hat mit der Elfenbeinküste nicht nur den Titel beim Afrika Cup geholt, sondern im Finale auch das entscheidende Tor zum 2:1-Sieg der Gastgeber erzielt.

Haller war ja eines der vielen Dortmunder Sorgenkinder der Hinserie. Mit seinen Toren und dem Erfolg bei der kontinentalen Meisterschaft in seiner Heimat darf sich die Borussia in wenigen Tagen nicht nur auf die Rückkehr eines stolzen Titelträgers freuen - sondern auch auf eine weitere Alternative für den Angriff.

Die Voraussetzungen für Sébastien Haller beim BVB schienen jedenfalls nie besser als jetzt.

Dortmunder Aufholjagd

Was für den Angreifer gilt, muss nach diesem Wochenende auch für die gesamte Dortmunder Mannschaft gelten. Der BVB hat nicht nur das Heimspiel gegen den SC Freiburg souverän und in der Höhe vollkommen verdient mit 3:0 gewonnen. Er hat dabei auch in vielen Ansätzen einen Fußball gezeigt, den man von dieser Mannschaft lange vermisst hat und der zumindest als Grundlage dienen muss für die kommenden Wochen und Monate.

Und der BVB hat davon profitiert, dass sich die Konkurrenz immer noch wankelmütig genug zeigt, um weiter Boden gutzumachen. Weder Leipzig noch Eintracht Frankfurt konnten vermeintlich leichte Aufgaben meistern, den anderen Verfolger Freiburg hat die Borussia sich selbst vom Leib gehalten. Und die Bayern - sollten die Dortmunder tatsächlich sogar noch ein bisschen weiter nach oben schielen - haben das Spitzenspiel in Leverkusen sang- und klanglos verloren.

Die Dortmunder Aufholjagd geht nach dem Zwischentief in Heidenheim in der Vorwoche weiter. Aus sieben Punkten Rückstand auf den VfB Stuttgart sind nach der Winterpause drei geworden. Aus sechs Punkten Rückstand auf Leipzig nun sogar drei Zähler Vorsprung. Und der Abstand auf die Verfolger Frankfurt und Freiburg hat sich im Rennen um die Champions-League-Plätze von drei auf acht (Frankfurt) beziehungsweise zwölf Punkte (Freiburg) vergrößert.

BVB erfüllt seine Pflicht

Damit hat Borussia Dortmund seine Pflicht in den ersten fünf Spielen des neuen Kalenderjahres fast maximal erfüllt. Denn auch das gehört zur Wahrheit: Der Spielplan hat einer verunsicherten und wenig gefestigten Mannschaft so sehr in die Karten gespielt wie keiner anderen der Top-Mannschaften der Liga. Oder anders formuliert: Die Aufholjagd war alternativlos, wenig überraschend und darf nun auch kein Grund für überbordende Euphorie sein.

Mit einer Punkteausbeute im ordentlichen zweistelligen Bereich war bei Spielen gegen Darmstadt, Köln, Bochum, Heidenheim und zuletzt gegen den Lieblingsgegner Freiburg dann doch zu rechnen. Und nebenbei blieb gegen diese eher schwachen oder formschwachen Kontrahenten auch genug Raum für inhaltliche Verbesserungen.

So allmählich zeichnet sich ein Bild dessen ab, was das neu zusammengestellte Trainerteam sich vorstellt, wie der BVB Fußball spielen will. Das ist immer noch nicht ausgereift und wird erst in den kommenden Wochen härteren Tests unterzogen. Aber es ist ein Anfang, der nun sukzessive ausgebaut werden muss und dafür dringend auch das entsprechende Personal benötigt.

Was zur letzten, vielleicht sogar wichtigsten positiven Komponente führt: Gregor Kobel, Julian Ryerson, Emre Can und Marco Reus kehrten gegen Freiburg nach ihren Verletzungen oder Erkrankungen wieder zurück in die Startelf, bei Julian Brandt, Karim Adeyemi und Jadon Sancho reichte es immerhin für eine Kadernominierung. Auch sie waren zuletzt nicht einsatzfähig gewesen.

Konkurrenzkampf im Kader

Im Angriff harmonierten die Torschützen Niklas Füllkrug und Donyell Malen wie im einen oder anderen Spiel vor der Winterpause. Sie bekommen schon bald Konkurrenz in Person von Haller. Das wiederum dürfte Trainer Edin Terzic freuen und vor allen Dingen den Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft so hoch wie möglich halten - auch und ganz speziell in den Trainingseinheiten. Denn nur mit einem vollen Kader lassen sich inhaltliche Komponenten einschleifen, bleibt der Druck unter den Spielern groß genug.

Die ersten paar Wochen der Rückserie sind für Borussia Dortmund also fast komplett nach Plan gelaufen. Die Mannschaft hat die günstigen Voraussetzungen genutzt und sich selbst auf den richtigen Weg gebracht, einzelne Spieler überzeugen zudem individuell.

Die Basis scheint gelegt für die anstrengenden Wochen, die nun auf die Mannschaft warten. Das nächste Spiel gegen die besonders formschwachen und seit sechs Spielen sieglosen Wolfsburger kann noch als Übergang gesehen werden. Mit dem Hinspiel in der Champions League beim PSV Eindhoven beginnt für den BVB aber der heiße Frühling. Erst dann wird sich zeigen, wie viel der aktuelle Aufwärtstrend wirklich wert ist.

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