Thomas Meuniers Abschied hinterlässt beim BVB eine Lücke, die sich auf den ersten Blick schnell zu schließen scheint. Ein ganz neuer Konkurrenzkampf ist programmiert – mit völlig offenem Ausgang.

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"Wir haben jetzt noch deutlich mehr Optionen als in der letzten Woche, es kommen Gott sei Dank viele Spieler zurück. Wir haben jetzt wieder sehr viele Möglichkeiten, auf viele Dinge zu reagieren." Das hat Edin Terzic am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg gesagt und schon angedeutet, dass sich einiges verändern wird in der Dortmunder Startelf.

Das ernüchternde Remis in Heidenheim wirkt immer noch nach, die vielen inhaltlichen Fehler wollten Terzic und sein Trainerteam unter der Woche in den Trainingseinheiten aufarbeiten und nun gegen Freiburg mit verändertem Personal auch im Wettkampf umgesetzt sehen.

In allen Mannschaftsteilen könnte es Veränderungen geben, das Trainerteam muss in einigen Fällen noch abwägen. Nur auf der Position des rechten Außenverteidigers steht die personelle Korrektur definitiv schon fest. Der doch sehr überraschende Abgang von Thomas Meunier zu Trabzonspor in die Türkei erfordert zumindest eine Übergangslösung - und eröffnet auf Sicht vielleicht wieder einen internen Konkurrenzkampf um diese zuletzt ohnehin sehr umkämpfte Planstelle.

Eine Position, viele Kandidaten

In den 75 Pflichtspielen seiner zweiten Amtszeit als Cheftrainer bei der Borussia hat Edin Terzic fünf Spieler auf der Position des rechten Außenverteidigers oder, bei einer Dreierketten-Grundordnung, als rechter Schienenspieler eingesetzt. Meunier, Marius Wolf, Julian Ryerson, Niklas Süle und der mittlerweile zum VfL Bochum gewechselte Felix Passlack teilten sich die Aufgabe zu unterschiedlichen Teilen auf.

Rein statistisch war Wolf der Vielspieler, hatte mit 30 Startelfeinsätzen auf der Position die mit Abstand meisten in den vergangenen rund anderthalb Jahren. Gefolgt von Meunier (20), dann Ryerson (14), Süle (10) und Passlack, dessen einziger Einsatz in einem bedeutungslosen Champions-League-Spiel gegen Kopenhagen erfasst ist.

Die nackten Zahlen sind das eine und auch ein bisschen überraschend: Dem angeblich wenig wertgeschätzten Meunier fiel tatsächlich eine tragende Rolle zu. Zu Beginn von Terzic‘ zweiter Amtszeit war es der Belgier, der klar gesetzt war und 13 Spiele fast am Stück absolvierte. Dann kamen die Verletzungen: Erst ein Jochbeinbruch, dann zwei Muskelfaserrisse und dazwischen auch noch Rückenprobleme. Insgesamt 32 Spiele verpasst er deshalb zuletzt.

Und verlor seinen Stammplatz. Zunächst an Wolf, der als Allrounder die Gunst der Stunde nutzte und sich als gelernter Offensivspieler auf der neuen Position schnell in den Vordergrund spielte. Und im vergangenen Winter dann selbst Konkurrenz bekam durch die Verpflichtung von Ryerson.

Die Verletzungen von Wolf und Ryerson zum Ende der Hinserie spülten dann plötzlich wieder Meunier in die erste Elf, der immerhin die vergangenen sieben Spiele absolvierte. Und jetzt eine Lücke hinterlässt, die zumindest quantitativ schnell zu schließen sein müsste.

Terzic bieten sich genug Möglichkeiten

"Es ist eine außergewöhnliche Situation, dass man in eine Saison geht mit vier gelernten Rechtsverteidigern. Mit Thomas Meunier, Julian Ryerson, Mateu Morey und Marius Wolf haben wir vier Spieler", sagte Terzic und nahm dann Meunier für die Zukunft auf die Rechnung. "Es gibt, glaube ich, keine Mannschaft der Welt, die mit drei Rechtsverteidigern in einen Spieltag geht. Das bedeutet, dass zwei regelmäßig nicht zum Einsatz kommen."

Terzic verdeutlichte noch einmal das üppige Angebot, dass sich ihm auf dieser Position immer noch bietet und ließ offen, wer in Zukunft seine erste Wahl sein wird.

"Jetzt hat Thomas uns verlassen und das bedeutet, dass jetzt Mateu Morey, der auch zwei Jahre kein Pflichtspiel mehr für uns gemacht hat, wieder näher heranrückt. Bei Marius Wolf, der in der Vorbereitung ein paar Tage ausgefallen ist und sich wieder herankämpfen musste, eröffnet sich die Möglichkeit. Und uns freut, dass Julian Ryerson die komplette Woche schmerzfrei mit uns trainieren konnte. Da haben wir weiterhin viele Möglichkeiten, sind sehr zufrieden."

Erste Alternative ist Marius Wolf

Die besten Karten auf einen Einsatz in den kommenden Spielen dürfte wohl Wolf haben: Der ist nach seiner Erkrankung während des Trainingslagers längst wieder spielfit und hat seine Tauglichkeit und Wettkampfhärte oft genug bewiesen. "Marius hat sechs der neun Tage im Trainingslager verpasst, darunter die beiden Testspiele. Deshalb hat Thomas gespielt und wir haben die ersten drei Spiele gewonnen. Da musste sich Marius etwas gedulden", Terzic.

"Jetzt ist die Situation anders, weil Thomas uns verlassen hat. Marius hat das jetzt im Training gut angenommen und arbeitet daran, dass er seine Chance bekommt und auch wahrnimmt. Da sind wir auf einem guten Weg."

Schafft Morey den Sprung?

Auf dem wähnt der Trainer auch den notorischen Pechvogel Morey. "Bei Mateu ist es so, dass er jetzt wieder häufiger im Kader war, das ist extrem wichtig für uns. Er ist jetzt schon so viele Jahre bei uns und die Hälfte der Zeit hat er uns beim Fußballspielen zugeschaut. Wir haben diese Phase jetzt genutzt, um ihn wieder näher an uns heranzuziehen, im Trainings- und im Spielbetrieb: Dass er mit uns reist, dass er wieder das Gefühl hat, Teil dieser Gruppe zu sein."

Für einen paar Minuten Einsatzzeit bei den Profis hat es aber immer noch nicht gereicht, auch das ist ein Teil der Wahrheit. Trotzdem glaubt Terzic weiter an den hochbegabten Spieler, der rein fußballerisch am meisten Potenzial mitbringt. "Er ist ein toller Junge, den wir sehr gerne bei uns haben. Hat auch schon Einsätze gehabt bei der U23 und in den Testspielen. Er ist nah dran und wir hoffen, dass er gesund bleiben kann."

Wolf und Morey sind die ersten Alternativen in den kommenden Spielen. Die besten Chancen auf ein dauerhaftes Engagement rechts hinten in der Abwehr dürfte aber Julian Ryerson haben, sobald der wieder fit ist. Wobei: Die Auswahl ist ja immer noch groß. Und Veränderungen jederzeit möglich. Das hat die Vergangenheit gezeigt.

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