In knapp vier Monaten wählen die USA einen neuen Präsidenten. Erstmals in der Geschichte trafen dieselben Kontrahenten wie vier Jahre zuvor aufeinander: Republikaner Donald Trump und der demokratische Präsident Joe Biden. Dabei machte der Amtsinhaber keine gute Figur.
Es sind noch knapp vier Monate, bis in den USA am 5. November gewählt wird. Aus diesem Anlass trafen
Einen Handschlag gab es zur Begrüßung nicht, stattdessen ging es direkt ans Eingemachte. Auch, wenn die Kontrahenten dieselben waren wie vor vier Jahren: Einige Regeln hatten sich grundlegend geändert. So durfte beispielsweise jeder Kandidat pro Frage zwei Minuten lang antworten, die Gegenrede war auf maximal eine Minute beschränkt. Das Mikrofon des anderen wurde währenddessen abgeschaltet.
Neue Regeln fürs TV-Duell
Vier Jahre zuvor hatten sich Biden und Trump einen chaotischen Schlagabtausch mit Schrei-Duellen geliefert – das sollte diesmal verhindert werden. Das geschah zwar durchaus erfolgreich, kostete die Debatte aber auch Tempo: Jeder Kandidat musste mit seinen Punkten warten, bis der andere zu Ende referiert hatte. Manche Argumente lagen dann eben schon zwei Minuten zurück.
Einstieg bot der Themenkomplex Wirtschaft, der die Amerikanerinnen und Amerikaner nach aktuellen Umfragen in Form von gestiegenen Preisen und Inflation am meisten umtreibt. Trump äußerte scharfe Kritik: "Die Inflation frisst unser Land und bringt uns um." Wenig überraschend war ihm kein Superlativ zu gering.
Donald Trump und Joe Biden: Gegenseitige Vorwürfe
"Das war die schlechteste Regierung in der Geschichte unseres Landes" und "Wir haben die Pandemie besser überlebt als jedes andere Land", behauptete der 78-Jährige. Er habe Biden eine "unglaublich tolle Situation" übergeben. Neben Vorwürfen kamen wenig Politikvorschläge mit Substanz. Einzig für die Einführung von Strafzöllen plädierte er vehement: "China wird uns irgendwann besitzen", warnte der Ex-Präsident.
Biden war damit beschäftigt, seine Worte zu finden. Er verteidigte seine Bilanz und wies auf geschaffene Arbeitsplätze hin. Die Einführung von Strafzöllen würde den Durchschnittsamerikaner etwa 2.500 Dollar pro Jahr zusätzlich kosten, warnte er. "Trump hat nur Steuererleichterungen für die Reichsten getroffen", so seine Kritik. Sein Wunsch: In Zukunft sollten Menschen, die mehr als 400.000 Dollar im Jahr verdienen, ein Prozent abgeben müssen.
Die US-Wirtschaft steht derzeit eigentlich nicht schlecht da: Im vergangenen Jahr wuchs sie mit 2,4 Prozent stärker als die Volkswirtschaften aller anderen Industriestaaten, die Inflation war zuletzt rückläufig.
Einen Fehler machten beide immer wieder
Etwas überraschend leiteten die Moderatoren Jake Tapper und Dana Bash, die eher als zurückhaltende Stichwortgeber auftraten, dann zum Thema Abtreibung über. In einer Umfrage von Beginn des Jahres hatten dies nur fünf Prozent als wichtigstes Thema angegeben. Trump erinnerte daran, dass er die Entscheidung über ein Recht auf Abtreibung vom Bund an die Bundesstaaten zurückgegeben hatte: "Das Land kommt in dieser Frage zusammen", meinte Trump. Biden hingegen versprach, das Urteil "Roe vs. Vade" wieder in Kraft zu setzen, welches 2022 nach fast 50 Jahren Streit gekippt wurde.
Weiter ging es mit dem Thema Migration. Dabei wurde ein Fehler besonders anschaulich, den beide Kandidaten immer und immer wieder machten: Sie betonten ihre eigenen Leistungen der Vergangenheit oder redeten die des anderen klein, anstatt Pläne für die Zukunft zu präsentieren. Die Antwort auf die Frage "Was tue ich in der kommenden Amtszeit, um den Alltag der Amerikaner zu verbessern?" blieben beide Kandidaten ihren Wählerinnen und Wählern an vielen Stellen schuldig.
Streit in Sachen Migration
Biden erinnerte: "Als Trump Präsident war, waren wir in einer Situation, wo Babys von ihren Müttern getrennt wurden, wo sie in Käfige eingesperrt worden sind, wo Familien zerrissen worden sind. Das ist nicht der richtige Weg." Man brauche mehr Grenzpolizei und mehr Plätze für Asylsuchende. Die Strategie, vor dem zu warnen, was eine weitere Präsidentschaft von Trump bringen möge, ging nicht auf – weil Biden sie nicht mit seinem eigenen Entwurf abglich.
Trump warf ihm vor: "Er macht die Türen auf, Terroristen strömen in unser Land." Die eigenen Bürger würden "umgebracht", die eigenen Veteranen würden "auf der Straße krepieren". Biden wollte das so nicht stehen lassen: "Alles, was er sagt, ist eine Lüge", stellte er klar. Bei den Veteranen habe man beispielsweise die Versicherungssituation deutlich verbessert.
Trump verspricht Ende von Ukraine-Krieg
Besonders große Worte kamen von Trump, als es um die Außenpolitik ging. Er war sich in Bezug auf den Ukraine-Krieg sicher: "Wenn wir einen anderen Präsidenten hätten – einen, der geachtet wird durch Putin – dann wäre der erstmal gar nicht einmarschiert in der Ukraine." Die Amerikaner hätten sich in Afghanistan unheimlich blamiert, es sei "der peinlichste Moment in der amerikanischen Geschichte" gewesen.
Trump dazu: "Als Putin das sah, hat er sich gedacht, dann gehen wir mal rein". Ebenso hätte sich die Hamas unter seiner Präsidentschaft nie getraut, Israel zu überfallen. Unter Biden würde "die Welt in die Luft fliegen". Biden schiebe 200 Milliarden Euro und mehr in die Ukraine rüber, er wiederum werde dafür sorgen, dass der Krieg aufhört. "Direkt nach meiner Wahl, noch bevor ich ins Amt eingeführt werde, ich krieg das hin", versprach er.
Biden setzt auf Stärke der Allianz
Biden konnte wieder nur reagieren: "Ich habe noch nie so viel Quatsch gehört. Glauben Sie, dass er dann aufhört? Was passiert mit Polen, Belarus, den anderen Nato-Staaten?" Während Trump in Sachen Naher Osten und Ukraine erinnerte: "Es liegt ein Ozean zwischen uns" und "Wir zahlen wieder alles", setzte Biden auf die Stärke der Allianz und sprach vor einer "massiven Bedrohung für den Weltfrieden". Niemals sei ein Krieg in Europa auf Europa beschränkt geblieben.
In Sachen Außenpolitik wurden die unterschiedlichen Narrative von Amerika noch einmal besonders deutlich: "Alle Alliierten vertrauen uns", meinte Biden, während Trump sich sicher war: "In der ganzen Welt beachtet und respektiert uns kein Mensch mehr. Wir stehen da wie ein Land der Dritten Welt."
Eine Frage kam dreimal
Das Thema Klimakrise wurde nur am Rande behandelt. "Ich möchte einwandfrei sauberes Wasser und saubere Luft", forderte Trump. Sein Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen habe mit der "Plünderung der USA" Schluss gemacht. Es sei Geld "verschleudert" worden. Biden verpasste es, dagegen zu halten, sondern reagierte in dem Muster, das sich durch das ganze Duell zog: "Trump hat nichts getan."
Eine Frage stellten die Moderatoren gleich dreimal: Ob Trump das Wahlergebnis anerkennen werde. Nach mehrfachem Ausweichen sagte der: "Eine faire, legale, gute Wahl – natürlich". Damit hielt er sich jedoch die Hintertür offen, die Wahl erneut als "illegal" oder "unfair" zu bezeichnen. Auch Biden kommentierte: "Ich habe meine Zweifel."
Biden kämpft mit Zahlen, Wörtern und seiner Stimme
Insgesamt trug keiner der beiden einen klaren Sieg davon. Biden gelang es nicht, das Rennen in eine neue Richtung zu lenken. Stattdessen hatte der Amtsinhaber mit Wörtern, mit Zahlen und vor allem mit seiner Stimme zu kämpfen. Auffällig auch die langen Pausen, die er immer wieder während seiner Sätze einstreute.
Persönliche Attacken sparten sich die Kandidaten weitgehend. Biden erinnerte nur einmal: "Er ist ein verurteilter Straftäter" und "Sie hatten Sex mit einem Pornostar, während Ihre Frau schwanger war". Trump brachte daraufhin Bidens Sohn Hunter ins Spiel.
Tatsächlich wirkte Trump deutlich agiler und redegewandter, Biden schien meist vorbereitete Argumente zu referieren, wirkte fahrig, teilweise in Gedanken versunken und abwesend. Mehrmals kam er ins Stocken, kam bei Aufzählungen durcheinander oder machte längere Pausen. Trump sei zwar drei Jahre jünger, dafür aber weniger kompetent, behauptete er. Der wiederum rühmte sich mit Tests, denen er sich unterzogen habe. "Ich bin so fit wie vor 25 Jahren", meinte Trump. Im Golf habe er zwei Clubmeisterschaften gewonnen.
Verwendete Quellen:
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