- Bei einem Online-Gipfeltreffen mahnen 40 Staats- und Regierungschefs zur Eile.
- Joe Biden bringt die USA im Kampf gegen die Erderwärmung auf die globalen Bühne zurück.
- Brasilien will die illegale Abholzung im Amazonasgebiet bis 2030 beenden.
Mit einem neuen Klimaschutzziel für 2030 und einem internationalen Gipfel haben sich die USA im Kampf gegen die Erderwärmung auf der globalen Bühne zurückgemeldet. Bei einem Online-Treffen mit 40 Staats- und Regierungschefs im Weißen Haus rief US-Präsident
Mit dem neuen Klimaziel erfüllen die USA eine Vorgabe des Pariser Klimavertrags, in den Biden das Land am ersten Tag im Amt zurückgeführt hatte. Sein Vorgänger
Erde hat sich schon jetzt um 1,2 Grad erhitzt
Der von Biden ausgerichtete zweitägige Online-Klimagipfel gilt als wichtige Vorbereitung für Glasgow. Experten sind sich einig, dass sich bis 2030 weltweit viel mehr tun muss, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Schon jetzt hat sich die Erde um rund 1,2 Grad erhitzt, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.
Biden rief zu einem gemeinsamen Kraftakt auf und sieht insbesondere die größten Volkswirtschaften in der Pflicht. "Die Zeichen sind unübersehbar. Die Wissenschaft ist nicht zu leugnen. Die Kosten des Nichtstuns werden immer höher", mahnte er. Biden appellierte an die Industriestaaten, Geld für den Klimaschutz zu mobilisieren, und kündigte selbst mehr US-Hilfen für Entwicklungsländer an.
UN-Generalsekretär António Guterres forderte eine globale Koalition für Treibhausgas-Neutralität. Teilnehmen müsse "jedes Land, jede Region, jede Stadt, jedes Unternehmen und jede Branche". Es brauche Steuern auf den Ausstoß von CO2, Kohle und Öl dürften nicht mehr subventioniert werden, das Verbrennen von Kohle müsse in den Industrieländern bis 2030 auslaufen. "Wir sehen ständig steigende Meeresspiegel, sengende Temperaturen, verheerende tropische Wirbelstürme und epische Waldbrände", mahnte Guterres. "Wir stehen am Rande des Abgrunds."
Biden holt Russland und China an den Gipfel-Tisch
Angesichts der dramatischen Lage holte Biden auch die wichtigen Akteure Russland und China mit an den Gipfel-Tisch - trotz großer Spannungen mit beiden Ländern mit Blick auf diverse andere Themen.
Chinas Staatschef Xi Jinping sagte zu, mit der internationalen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten, um die Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. Xi versprach eine Verringerung des Kohleverbrauchs seines Landes von 2025 an und eine strenge Kontrolle der Kohlekraftwerke. China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde sowie der größte Kohleverbraucher und Kohlendioxidproduzent - damit kommt ihm im Kampf gegen die Erderwärmung wie den USA eine zentrale Rolle zu. Während die Regierung wiederholt die Klimaziele bekräftigt, bemängeln Kritiker einen weiteren Ausbau der Kohleenergie auf lokaler Ebene und einen Zuwachs der Kohleförderung.
Auch Kremlchef
Kehrtwende: Bolsonaro verspricht Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel
Der international unter Druck geratene brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro hat Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel und zum Erhalt des Amazonasgebiets versprochen. Brasilien werde die illegale Abholzung bis 2030 beenden, sagte Bolsonaro beim virtuellen Klimagipfel auf Einladung von US-Präsident Joe Biden am Donnerstag. Damit würde es seine Emissionen bis zu diesem Datum um 50 Prozent verringern.
Bolsonaro forderte aber für die "Umweltdienste", die Brasilien dem Planeten leiste, eine "gerechte Entlohnung". Brasilien besteht für Anstrengungen beim Regenwaldschutz auf finanzielle Mittel vorab, die USA wollen zuerst Ergebnisse sehen. Umweltminister Ricardo Salles hatte als Preis dafür, die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet in einem Jahr um 40 Prozent zu reduzieren, zuletzt eine Milliarde Dollar genannt.
Das südamerikanische Land verfügt mit einem Anteil in der Größe Westeuropas über einen großen Teil des Amazonasgebiets, das als CO2-Speicher gilt. Brasilien hat somit eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz.
EU verpflichtet sich zur Senkung der Treibhausgase um 55 Prozent
Die Europäische Union hatte sich am Tag vor dem Klimagipfel offiziell zu einer Senkung der Treibhausgase um mindestens 55 Prozent bis 2030 und eine Wirtschaft ohne neue Klimalasten bis 2050 verpflichtet. Referenzjahr ist hier 1990. Die unterschiedlichen Ausgangspunkte - 1990 und 2005 - machen die Ziele schwer vergleichbar. Nach Lesart der EU entspricht ein US-Ziel von minus 50 Prozent gegenüber 2005 einer Reduktion von 43 Prozent im Vergleich zu 1990.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) versprach, Deutschland werde seinen Beitrag leisten, um das EU-Ziel erreichen zu können. Sie begrüßte das neue Klimaziel der USA. Dies sei ein klares Bekenntnis im Kampf gegen die Erderwärmung und ein wichtiges Signal an die Weltgemeinschaft.
Jenseits der blanken Zahlen geht es aber um das politische Signal: Mit dem Gipfel will Biden nicht nur die Dringlichkeit des Klimaschutzes unterstreichen - sondern auch, dass die USA nach vier Jahren Trump wieder zurück am internationalen Verhandlungstisch sind. Er will die USA wieder zum Vorreiter beim Klimaschutz machen, hat den Kampf gegen die Erderwärmung zur Priorität erklärt und wirbt - vor allem als Botschaft im Inland - mit den wirtschaftlichen Chancen des Klimaschutzes. Die Energiewende, der Ausbau von Elektromobilität und Infrastrukturmaßnahmen könnten Millionen gut bezahlter Jobs bringen.
Anlässlich des US-Klimagipfels rufen die Aktivisten von Fridays for Future für diesen Freitag zu weltweiten Protestaktionen auf - auch in Deutschland. Unter dem Motto "No more empty promises" ("keine leeren Versprechungen mehr") fordern sie mehr Einsatz für den Klimaschutz. (dpa/fra) © dpa
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