Konzernchef Mark Zuckerberg schwenkt nach dem Wahlsieg voll auf den Kurs von Donald Trump ein. Faktenchecks auf den beliebten Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram soll es zukünftig nicht mehr geben. Grünen-Spitzenkandidat Habeck und SPD-Generalsekretär Matthias Miersch kritisieren die Meta-Pläne.
Drastische Kehrtwende beim Internetkonzern Meta: Zwei Monate nach der US-Präsidentschaftswahl hat das Unternehmen die Beendigung seines Faktencheck-Programms in den USA angekündigt. Der in Kalifornien ansässige Konzern werde seine Richtlinien zur Moderation von Inhalten deutlich überarbeiten und sein Programm zur Überprüfung von Fakten durch Dritte beenden, erklärte Meta-Chef Mark Zuckerberg am Dienstag. "Wir werden die Faktenprüfer abschaffen."
Meta-Änderung: Community-Notes statt Faktenchecker
Ähnlich wie beim Onlinedienst X solle beginnend mit den USA nun ein System der "Community-Notes" eingeführt werden, bei dem Nutzer unter einem Beitrag, Foto oder Video einordnenden Kontext hinzufügen können, erklärte
Zuckerberg kritisierte auch die KI hinter dem Faktenchecker. Diese würde zu viele Fehler machen und zu viele "harmlose Beiträge" herausfiltern. Die Filter würden jetzt nur noch auf "illegale und besonders schwerwiegende" Beiträge scharf gestellt. Die KI hat besonders oft Probleme bei der Erkennung von Ironie oder Zitaten von anderen. Zuckerberg ergänzt: "Selbst, wenn unsere Systeme nur ein Prozent der Beiträge zensieren, betrifft das Millionen Menschen."
Aber nicht nur die KI filtert Beiträge heraus. Meist arbeiten Journalisten als Faktenchecker. Sie sollen Beiträge beurteilen und Falschaussagen herausfiltern. Dies soll dazu führen, dass solche Beiträge weniger Menschen ausgespielt werden, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Für Konservative wurden dabei jedoch viel zu häufig harmlose Posts zensiert, anstatt politische Lügen einzudämmen. Zuckerberg dazu: "Ein Programm, das informieren sollte, wurde zu oft ein Werkzeug der Zensur."
Damit kehre Meta zu seinen Wurzeln als Netzwerk der "freien Rede" zurück, so Zuckerbergs Erklärung für die Änderung. Das "Hässliche" gehöre nun mal zur freien Meinungsäußerung. Auf der Plattform Bluesky kommentierte Netzaktivist Markus Beckedahl: "Rechter Hass wird jetzt noch mehr toleriert."
Zuckerberg schwenkt nach Trumps Wahlsieg um
Die US-Präsidentschaftswahl vom 5. November, die der Republikaner
Die Ankündigung des Meta-Chefs liegt auf einer Linie mit der Kritik, die viele Republikaner und der Trump-Vertraute und X-Eigentümer
Zuckerberg kündigte ferner an, dass Meta-Websites, einschließlich Facebook und Instagram, ihre Inhaltsrichtlinien demnächst "vereinfachen" würden. Sie würden "eine Reihe von Beschränkungen zu Themen wie Einwanderung und Geschlecht abschaffen", die "einfach nicht zum Mainstream-Diskurs passen".
Zuckerberg kritisierte auch die Europäische Union, "die eine ständig wachsende Zahl von Gesetzen" habe, "welche die Zensur institutionalisieren und es schwierig machen, dort etwas Innovatives aufzubauen". Damit bezog sich der Meta-Chef auf Gesetze, die Meta und andere große Plattformen dazu verpflichten, die Standards für die Moderation von Inhalten in Europa einzuhalten – oder andernfalls Geldstrafen zu riskieren. Um weitere Zensur seitens der EU verhindern zu können, wolle Meta und Zuckerberg jetzt enger mit Trump zusammenarbeiten.
Nach Trumps Wahlsieg hatte sich Zuckerberg darum bemüht, sein Verhältnis zum künftigen US-Präsidenten zu verbessern. Unter anderem spendete er eine Million Dollar für die Vereidigungszeremonie am 20. Januar in Washington. Ende November traf er sich mit Trump zum Abendessen in dessen Privatanwesen in Florida.
"Nicht begrüßenswert": Habeck kritisiert Meta-Pläne
Grünen-Spitzenkandidat und Vizekanzler
Miersch nennt Meta-Pläne "brandgefährlich"
SPD-Generalsekretär
Miersch forderte eine Prüfung von Konsequenzen auf europäischer Ebene. "Europa hat mit dem Digital Services Act klare Regeln geschaffen, doch angesichts solcher Entwicklungen müssen wir genau prüfen, ob diese Regeln ausreichen", sagte der SPD-Generalsekretär. Er erwarte von der EU-Kommission eine scharfe Überwachung der Einhaltung geltender Regeln. "Plattformen wie Meta oder X dürfen sich ihrer Verantwortung nicht entziehen. Wir brauchen einen digitalen Raum, der Respekt, Fakten und Demokratie schützt."
Trumps Getreue steigen bei Meta in wichtigen Positionen ein
Der Rechtspopulist hatte Meta und Zuckerberg in den vergangenen Jahren mehrmals scharf kritisiert und dem Unternehmen vorgeworfen, gegenüber Konservativen voreingenommen zu sein. Nach der Erstürmung des Kapitols in Washington am 6. Januar 2021 durch fanatische Trump-Anhänger hatte Facebook Trumps Konto gesperrt, dieses Anfang 2023 allerdings wiederhergestellt.
In einer weiteren Geste in Richtung Trump hatte Zuckerberg in der vergangenen Woche den Republikaner Joel Kaplan zum neuen Politikchef bei Meta gemacht. Dieser erklärte, zu viele harmlose Inhalte seien "zensiert" worden, "zu viele Menschen finden sich zu Unrecht im 'Facebook-Gefängnis' wieder". Der bisherige Ansatz zur Inhaltsmoderation sei "zu weit gegangen".
Zuckerberg berief überdies den Chef der Ultimate Fighting Championship (UFC), Dana White, einen engen Verbündeten Trumps, in den Meta-Vorstand. Ferner will er die Vertrauens- und Sicherheitsteams vom liberalen Kalifornien ins konservative Texas verlegen. "Das wird uns helfen, Vertrauen aufzubauen, um diese Arbeit an Orten zu tun, wo es weniger Bedenken wegen der Voreingenommenheit unserer Teams gibt", sagte Zuckerberg.
Vorerst keine Änderung in Deutschland
Die Nachrichtenagentur AFP, die Deutsche Presseagentur (dpa) sowie das Rechercheprojekt Correctiv arbeiteten mit dem Faktencheck-Programm des Onlinedienstes Facebook von Meta zusammen. Dabei bezahlt Facebook die Verwendung von Faktenchecks von rund 80 Organisationen weltweit auf seiner Plattform sowie in den Diensten WhatsApp und Instagram. Da die Änderung zunächst nur in den USA gelten soll, sind die europäischen Faktenchecker vorerst wohl nicht betroffen.
Der Onlinedienst X setzt bei der Überprüfung von Fakten auf die Nutzer und deren Anmerkungen zu den veröffentlichten Inhalten. Das System der "kollektiven Anmerkungen" stelle eine Methode bereit, "mit der Leute auf X gemeinsam hilfreiche Anmerkungen für möglicherweise irreführende Posts verfassen", heißt es in der Anleitung des Onlinedienstes. (the)
Verwendete Quellen
- Material von AFP und dpa
- SZ: Zuckerberg schwenkt voll auf Trumps Linie ein
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