Fast alle Bundesländer schließen ihre Schulen, Kindergärten und Kitas wegen der Coronavirus-Krise. Ab kommender Woche sollen die Einrichtungen nicht mehr öffnen. Sie bleiben in den meisten Fällen bis Mitte April zu. Sachsen, Brandenburg und Hessen gehen einen Sonderweg.
Wegen der Coronavirus-Krise schließen fast alle Bundesländer ab kommender Woche vorübergehend ihre Kindergärten, Schulen und Kitas. In Bayern bleiben beispielsweise die Einrichtungen bis zum Ende der Osterferien zu.
Auch in Berlin stellen Schulen und Kitas von nächster Woche an stufenweise ihren Betrieb ein, sagte der Regierende Bürgermeister
Übersicht, wie lange Kindergärten, Schulen und Kitas in den einzelnen Bundesländern schließen:
- Baden-Württemberg: 17. März bis 19. April
- Bayern: 16. März bis 19. April
- Berlin: sukzessive ab 16. März bis 19. April
- Brandenburg: 18. März bis 19. April (Unterricht ausgesetzt, Schulen bleiben aber offen)
- Bremen: 16. März bis 14. April
- Hamburg: 16. März bis 29. März
- Hessen: 16. März bis 19. April (Unterricht ausgesetzt, Schulen bleiben aber offen)
- Mecklenburg-Vorpommern: 16. März bis 20. April
- Niedersachsen: 16. März bis 19. April (Abiturjahrgänge bis 14. April)
- Nordrhein-Westfalen: spätestens ab 18. März bis 19. April
- Rheinland-Pfalz: 16. März bis 19. April
- Saarland: 16. März bis 26. April
- Sachsen: ab 16. März (Unterricht ausgesetzt, Schulen und Kitas bleiben offen)
- Sachsen-Anhalt: 16. März bis 13. April
- Schleswig-Holstein: 16. März bis 19. April
- Thüringen: 17. März bis 19. April
Ausnahmeregelungen in Sachsen, Brandenburg und Hessen
Sachsen will am Montag zunächst die Schulpflicht aussetzen; Lehrer, Schüler und Eltern sollen auf diese Weise Zeit bekommen, sich auf Schulschließungen vorzubereiten. Die sächsischen Kitas bleiben bis auf Weiteres geöffnet. "Eine Entscheidung, ab wann Schulen und Kitas bis zum 17. April komplett geschlossen werden, werde im Laufe der kommenden Woche getroffen", heißt es von Sachsens Kultusministerium.
Brandenburg setzt den regulären Schulunterricht von Mittwoch an vorerst aus. Der Schulbesuch ist damit weiter möglich, aber nicht mehr verpflichtend. Eine ähnliche Regelung gibt es in Hessen ab Montag.
Millionen Kinder bleiben zu Hause
Millionen Eltern in Deutschland müssen sich nun Gedanken machen, wie sie die Betreuung ihrer Kinder sicherstellen.
In Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt - einschließlich Berufsschulen - rund 43.000 Schulen mit 11 Millionen Schülern und 820.000 Lehrern.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey verwies auf die Probleme, die flächendeckende Schulschließungen mit sich bringen. Ein solcher Schritt würde Eltern betreffen, die dann in Kliniken, in der Pflege oder Arztpraxen fehlen würden, sagte die SPD-Politikerin der "Rhein-Neckar-Zeitung". "Häufig springen die Großeltern bei der Betreuung ein. Damit würden die Älteren gerade aber umso mehr gefährdet."
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) betrachtet die Entwicklung mit Sorge. Klar sei, dass die Schließungen eine große Belastung für die Familien seien, sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur. Auf der anderen Seite sei ein Ausgleich des entfallenen Unterrichts nur schwer möglich. "Die Schulen in Deutschland sind nicht flächendeckend darauf vorbereitet, Fernunterricht zu erteilen."
Notfallplan für die Betreuung bestimmter Kinder
Bayern kündigte einen Notfallplan für die Betreuung bestimmter Kinder an. "Wir werden eine Betreuung sicherstellen für Eltern, die in systemkritischem Berufen tätig sind", sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Der Freistaat erlässt zugleich weitreichende Auflagen für den Besuch von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen. Die bayerische Kommunalwahl am Sonntag soll aber stattfinden.
Bayerns Ministerpräsident Söder hatte bereits am Donnerstag in Berlin erklärt, dass landesweite Schulschließungen in Bayern notwendig werden könnten, um Situationen wie in Italien zu verhindern. Im Freistaat wurden (Stand Donnerstag) mindestens 500 Menschen positiv auf Sars-CoV-2 getestet. In Italien sind die Schulen schon länger landesweit geschlossen, auch in Frankreich wurde dies am Donnerstag angeordnet.
Besuche von Alten- und Pflegeheimen untersagt
Bayern und Nordrhein-Westfalen untersagen Der Freistaat Bayern untersagt zudem weitgehend den Besuch von Alten- und Pflegeheimen. Besuche seien nur in dringenden Ausnahmefällen möglich, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Der bayerische Ministerpräsident Söder wies zudem darauf hin, dass die Betreuung von Kindern nicht bei Großeltern organisiert werden sollte.
"Da es keine Medikamente gibt, sind wir darauf angewiesen, andere Maßnahmen zu ergreifen, um die Ausbreitung zu verlangsamen", sagte Söder. "Das Problem ist: Für viele wird diese Krankheit keine Folgen haben, für einige wenige jedoch massive."
Folgt die Gastronomie?
Eine weitere Maßnahme neben Schulschließungen und der Absage von sämtlichen Veranstaltungen könnte eine vorübergehende Schließung von Restaurants, Bars und anderen Lokalen sein.
Dies scheint für die Stadt München unmittelbar bevor zu stehen. Wie die "Münchner Abendzeitung" berichtet, habe es bereits am Mittwoch ein vertrauliches Treffen zwischen Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und den Münchner Wirten gegeben.
Dabei ging es neben den herben Umsatzeinbußen, mit denen die Wirte bereits jetzt zu kämpfen haben, auch um die immer wahrscheinlichere Option, alle Cafés, Restaurants, Clubs und Bars in der Stadt über einen begrenzten Zeitraum zu schließen.
Die "AZ" zitiert Quellen, wonach es sich um eine "sehr zeitnahe" Maßnahme handeln und die "zunächst für zwei Wochen" gelten solle.
Am Freitag um 12:00 Uhr soll es über derartige Schritte Klarheit geben. Dann soll es laut "AZ" eine weitere Pressekonferenz geben.
Die bayerische Kommunalwahl wird trotz Corona am Sonntag stattfinden. (dpa/ska/mf)
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