Seit fast zwei Jahren wehrt die Ukraine nun schon den russischen Angriffskrieg ab. Dabei hängt das Schicksal des Landes auch von Entscheidungen im fernen Washington ab. Ein Überblick über die derzeitige Lage und ein Ausblick auf den Tag.
Neue Milliardenhilfen der USA für die von Russland angegriffene Ukraine sind trotz Zustimmung im Senat weiter in der Schwebe. In der zweiten Kammer des US-Parlaments, dem Repräsentantenhaus, droht eine Blockade - auch wenn US-Präsident Joe Biden die Republikaner eindringlich aufrief, sich der Verabschiedung von Ukraine-Hilfen nicht länger in den Weg zu stellen. Die republikanischen Abgeordneten in der Kammer müssten sich entscheiden, ob sie für Freiheit einträten oder für Tyrannei, sagte Biden im Weißen Haus in Washington. Sie müssten sich entscheiden, ob sie an der Seite der Ukraine stünden oder an der Seite des russischen Präsidenten Wladimir Putin - an der Seite Amerikas oder an der Seite des früheren US-Präsidenten Donald Trump. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj appellierte an die Abgeordneten zuzustimmen.
In der Nacht zu Mittwoch herrschte in der östlichen Hälfte der Ukraine erneut Luftalarm. Es drohe die Gefahr, dass Russland Raketen schieße, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Die Ukraine wehrt sich seit fast zwei Jahren gegen eine russische Invasion und ist dabei auf ausländische Hilfe angewiesen. Am Mittwoch ist der 721. Tag des Krieges.
Zustimmung im Senat ist nur die erste Hürde
Der US-Senat hatte am Dienstag nach monatelangem Gezerre ein milliardenschweres Hilfspaket für die von Russland angegriffene Ukraine gebilligt. Es geht um 60 Milliarden US-Dollar (knapp 56 Milliarden Euro), der Großteil davon für militärische Unterstützung. Dieser Entwurf geht nun an die andere Parlamentskammer, das Repräsentantenhaus. Ob das Paket dort durchkommt, ist höchst fraglich. Im Repräsentantenhaus haben die Republikaner eine knappe Mehrheit, und Abgeordnete vom rechten Rand der Partei stemmen sich - angespornt von
Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, hat bereits erkennen lassen, dass er den Entwurf erst gar nicht zur Abstimmung stellen lassen könnte.
Wolodymyr Selenskyj: Es geht um unser aller Sicherheit
Der ukrainische Präsident Selenskyj warb um die Zustimmung im Repräsentantenhaus, weil die Hilfe auch den USA selber helfe. "Sie wird sich für unsere gemeinsame Sicherheit auszahlen", sagte er. Es gehe in dem Konflikt nicht nur um die Ukraine, sondern um alle Länder, deren Unabhängigkeit durch Russland bedroht werden könnte. Kremlchef
Die USA gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine. Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 hat Bidens Regierung militärische Hilfe in Höhe von mehr als 44 Milliarden US-Dollar (rund 41 Milliarden Euro) bereitgestellt oder zugesagt. Seit Ende Dezember wartet Kiew aber vergeblich auf neue finanzielle Zusagen und weitere Waffen und Munition aus den USA.
Marschflugkörper greift Odessa an
Vor einer möglichen Angriffswelle in der Nacht feuerte das russische Militär schon am Dienstagnachmittag einen Marschflugkörper auf die ukrainische Hafenstadt Odessa ab. Ein russischer Kampfjet habe den Marschflugkörper vom Typ Ch-59 über dem Schwarzen Meer in Richtung der Stadt abgefeuert, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Das Geschoss sei abgefangen worden. Allerdings hätten abstürzende Teile der Waffe zwei Gebäude beschädigt. Verletzte habe es nicht gegeben.
Der ukrainische Generalstab teilte mit, an der etwa 100 Kilometer langen Front im Osten und Süden habe es am Dienstag 52 Gefechte gegeben. Diese Militärangaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Ukrainische Beobachter berichten aber, dass die Lage in der seit Monaten umkämpften Stadt Awdijiwka immer schwieriger wird. Durch das Vordringen russischer Kräfte drohen die Verteidiger eingekesselt zu werden.
Bundestagsvize: Krieg in der Ukraine darf nicht vergessen werden
Bundestagsvizepräsidentin
Die Entschlossenheit der Ukrainer sei zu spüren. "Es gibt eine völlige Klarheit darüber: Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen", sagte Göring-Eckardt. Es gebe zwar auch Anzeichen von Erschöpfung, aber die Abgabe von ukrainischen Territorien sei unmöglich. "Alle wissen, dann wird Putin seinen Krieg weiterführen, und er wird es als Aufforderung betrachten, weiter anzugreifen", betonte sie. Das dringendste Problem sei weiter die Frage der Munition. In allen Gesprächen sei diese Frage noch vor dem Thema Wiederaufbau thematisiert worden. "Es geht um Munition, es geht um Luftabwehr. Es geht auch um die Reparatur der Geräte, die da sind", sagte die Grünen-Politikerin.
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CDU-Außenpolitiker fordert mehr Waffen für die Ukraine
Angesichts des Munitionsmangels der ukrainischen Armee macht der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen den EU-Regierungen und Bundeskanzler Olaf Scholz persönlich schwere Vorwürfe. Die militärische Unterlegenheit der Ukraine gegenüber den russischen Angreifern, auch bei Munition, sei keine Überraschung, sagte er im Podcast des Bild-Vizechefs Paul Ronzheimer. "Und das ist ein schweres moralisches, politisches, historisches Versagen der europäischen Führungen und auch der deutschen Bundesregierung und des deutschen Bundeskanzlers, der genau diese Politik, die zu diesem Ergebnis führt, ja gewollt hat."
Mit Blick auf Scholz sagte Röttgen: "Er hätte es ändern können. Auch andere hätten es ändern können." Wenn man Munition nicht nachproduziere, dann fehle sie. Röttgen kritisierte auch die Weigerung des Kanzlers, der Ukraine deutsche Marschflugkörper vom Typ Taurus zur Verfügung zu stellen: "Der Bundeskanzler verhindert immer noch bis zur Stunde, dass die Ukrainer diesen Marschflugkörper bekommen, der in der Lage ist, Munitionsvorräte, Waffen der Russen auf ukrainischem Territorium aus weiter Entfernung zu zerstören."
Das wird am Mittwoch wichtig
In Brüssel trifft sich die internationale Kontaktgruppe zur Koordinierung von Waffenhilfen für die Ukraine, das sogenannte Ramstein-Format. Das Treffen wird vor Beratungen der Nato-Verteidigungsminister am Donnerstag organisiert. (ff/dpa)
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