Sandra Maischberger nahm am Dienstagabend die Lage in der Ukraine und die westliche Unterstützung des Landes in den Blick. Journalistin Dagmar Rosenfeld analysierte dabei drei Gewissheiten, die es in Deutschland nicht mehr gibt und benannte einen Streit, an dem die Ampel scheitern könnte. Gleichzeitig fand Wladimir Klitschko eindringliche Worte, als es um die Zukunft seiner Heimat ging.

Eine Kritik
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Zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Damit jährt sich auch die Forderung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) nach einer Zeitenwende. Hat Deutschland mittlerweile begriffen, was das bedeutet? – Nur eine der Fragen bei "Maischberger".

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Das ist das Thema bei "Maischberger"

Bei "Maischberger" ging es am Dienstagabend um die Lage in der Ukraine – sowohl in Bezug auf die westliche Unterstützung als auch um die Stimmung an der Front. Sandra Maischberger wollte wissen: Wie siegesgewiss sind die Ukrainer noch? Ein weiteres Thema der Sendung war der Zustand der Ampel-Regierung. Hier wollte die Moderatorin angesichts von Blockaden statt Einigung wissen: Hat die Regierung noch gemeinsame Ziele?

Das sind die Gäste

  • Wladimir Klitschko: "Wir brauchen den Marschflugkörper Taurus, wir brauchen Munition. Europas Zukunft entscheidet sich in der Ukraine", so der ehemalige Box-Weltmeister. Von Worten zu Taten sei es ein langer Weg. Wenn die Ukraine die Unterstützung nicht bekomme, wisse man nicht, was im nächsten Jahr sei. "Reden wir dann über die Ukraine in der Vergangenheit?", fragte Klitschko. "Wenn wir fallen, werden wir nicht die letzten in Europa sein", sagte er.
  • Marco Buschmann (FDP): "Der Bundeskanzler hat begründet, worin er das Problem sieht. Das kann eine Brücke sein", sagte der Justizminister über Taurus-Lieferungen. Die Soldaten in der Ukraine seien willig, viel zu lernen. "Wenn es darum geht, den Einsatz deutscher Soldaten zu vermeiden, was ein veritables Argument ist, ist das eine Brücke, die Ukraine auch mit diesem System zu unterstützen", sagte er. Die Bundesregierung müsse alles dafür tun, dass die Ukraine den Krieg gewinnt.
  • Theo Koll: "Das Maß an Veränderung, das uns bevorsteht, ist uns noch nicht klar und das ist uns auch noch nicht in dem Ausmaß kommuniziert worden", so der Journalist und Moderator. Er sei immer ein Fan der Schuldenbremse gewesen, würde das Festhalten an ihr nun aber nicht mehr vertreten. Es sei brandgefährlich, jetzt im sozialen Bereich zu kürzen – und das sei nötig, wenn man das Budget halten wolle.
  • Dagmar Rosenfeld: Die Chefredakteurin der "Welt am Sonntag" sagte, lange habe es in Deutschland drei Gewissheiten gegeben, nämlich: Sicherheit, wirtschaftliches Wachstum und einen Staat, der sozial auffängt. "Jetzt geht es um Landesverteidigung und Deutschland ist nicht in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Wirtschaftliches Wachstum haben wir nicht mehr", so Rosenfeld. Die finanziellen Mittel des Staates seien aufgebraucht. "Jetzt ist nichts mehr da, womit gestützt werden kann", sagte sie.
  • Julie Kurz: Die ARD-Hauptstadtkorrespondentin befand: "Der Kanzler hat selbst von einer Zeitenwende gesprochen, aber man hat nicht das Gefühl, dass er sie lebt oder vorlebt." Es werde nicht klar genug kommuniziert, dass es um eine existenzielle Krise gehe. Die Ampel-Partner würden sich derzeit alle von der Regierung distanzieren und so tun, als hätten sie mit den Regierungsergebnissen nichts zu tun. "Das ist ein schwieriges Zeichen", befand Kurz.

Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"

Kluge Analyse von Rosenfeld. Sie sprach über die Aussage des französischen Präsidenten Macron, Bodentruppen in der Ukraine nicht auszuschließen. "Ich finde es so fahrlässig, was da gestern in Paris passiert ist", kritisierte Rosenfeld. Das Momentum, wo Europa eigentlich hätte Einigkeit zeigen können, sei verpasst worden. "Gerade jetzt, wo die Amerikaner zu einem Ausfall werden, weil die Republikaner die Unterstützung der Ukraine zu einem innenpolitischen Wahlkampfthema gemacht haben". Es wäre wichtig gewesen, diese Lücke durch ein gemeinsames Auftreten zu füllen. "Das spielt gerade Putin in die Hände, wenn auf offener Bühne dieser Dissens besteht", war sich Rosenfeld sicher.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Maischberger kam auf ein Zitat des Kanzleramtsministers Wolfgang Schmidt zu sprechen, der das Kanzleramt als "paartherapeutische Einrichtung" bezeichnet hatte. Koll kommentierte das relativ gelassen: "Ich war wahrscheinlich zu lange in Großbritannien." Dort habe auch Prinzessin Diana einst im Fernsehinterview gesagt: "We were three in this marriage and it was fairly crowded." (zu Deutsch: "Wir waren zu dritt in dieser Ehe und es war ziemlich voll.")

Rosenfeld hingegen war deutlich kritischer: "In diesem ganzen Satz des Kanzleramtschefs steckt eine solche Absurdität drin, es ist der Beleg dafür, dass die Ampel offenbar mit sich selbst beschäftigt ist." Das sei ein fatales Signal, das nach außen gesendet werde. "Dass man gar nicht zum Machen kommt, weil man interne Auseinandersetzungen therapiert", sagte sie. Koll beschwichtigte erneut: "Wir haben die erste Dreier-Konstellation im Bund. Das ist eine Herausforderung." Das dürfe man nicht vergessen.

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So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Maischberger gelang eine solide Sendung, der es jedoch an Debatte mangelte. Sie stellte bissige Fragen, wollte etwa von Wladimir Klitschko wissen, was er entgegne, wenn man ihm vorwerfe, dass er selbst nicht an der Front ist. Gut gesetzt war auch die Frage an Klitschko: "Lassen Sie das gelten?", nachdem Maischberger die Bedenken des Kanzlers bei Taurus-Lieferungen erläutert hatte. Dafür hätte die Moderatorin dann aber rhetorisch anmutende Fragen wie "Hat Deutschland begriffen, was Zeitenwende heißt?" streichen dürfen und lieber noch etwas mehr auf die streitbaren Fragen setzen dürfen.

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Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"

Mitnehmen konnte man einige Ergebnisse aus der Sendung. Zum einen bekräftigte Klitschko, wie angewiesen die Ukraine auf westliche Hilfe ist, sagte aber auch, die Ukraine brauche keine Soldaten. Zu den Bedenken bei Waffenlieferungen beschwichtigte er: "Wir verstehen: Wenn wir es falsch einsetzen, werden wir es nicht mehr bekommen."

Ein weiteres wichtiges Ergebnis betraf den Zustand der Ampel. Während Rosenfeld in Bezug auf die Haushaltsverhandlungen 2025 meinte: "Das ist das Momentum, wo die Ampel auseinanderbrechen könnte, weil man nicht übereinkommt in der künftigen Finanzierung und Planung", sagte Koll: "Wenn ich wetten müsste, würde ich sagen, die Koalition bleibt zusammen, einfach weil sie alle drei zu viel zu verlieren haben."

Verwendete Quellen

  • ARD: Sendung "maischberger " vom 27.02.2024
Richard Grenell, Angela Merkel

Ex-US-Botschafter gibt Merkel Mitschuld an Ukraine-Krieg

Der frühere US-Botschafter Richard Grenell hat in einem Interview der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Mitschuld am Ukraine-Krieg gegeben. Hätte sie auf Donald Trump gehört, gäbe es den Krieg nicht. (Bildcredit: Wochit/Getty Images)
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