• Die Bundesregierung schlägt vor, das sogenannte Containern in Zukunft unter bestimmten Bedingungen straffrei zu machen.
  • Auch 79 Prozent der Deutschen sind der Meinung: Wer entsorgte Lebensmittel aus einem Abfallcontainer nimmt, sollte dafür nicht bestraft werden.
  • Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey.

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Die Nudelsoße ist erst seit zwei Tagen abgelaufen und liegt im Mülleimer neben dem Supermarkt-Parkplatz. Aber darf man sie einfach mitnehmen und essen? Wer entsorgte Lebensmittel aus dem Abfallcontainer eines Supermarktes herausholt, begeht in Deutschland Diebstahl und macht sich damit strafbar. Die Strafen für das sogenannte Containern sind höchst umstritten – schließlich landen der Bundesregierung zufolge in Deutschland pro Jahr rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Ein Teil davon wäre noch genießbar.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) wollen gegensteuern: Sie planen zwar keine Gesetzesänderung, haben den Justizministerien der Bundesländer aber vorgeschlagen, dass das Containern in Zukunft straffrei bleiben soll. Wenn die "Täterinnen und Täter" dabei keinen Hausfriedensbruch oder keine Sachbeschädigung begehen, sollten Strafverfahren eingestellt werden, so der Vorschlag.

Besonders die Älteren sind für die Straffreiheit

In der Bevölkerung stößt der Vorschlag generell auf große Zustimmung. "Sollte Containern (also die Entwendung von entsorgten Lebensmitteln aus gewerblichen Müllcontainern) straffrei sein?" Diese Frage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag unserer Redaktion gestellt und im Zeitraum vom 14. Oktober 2022 bis 12. Januar 2023 die Antworten von 10.011 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgewertet.

Das Ergebnis der repräsentativen Umfrage: 79 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass es für das Containern künftig keine Strafen mehr geben sollte. 14 Prozent sind gegen die Straffreiheit, sieben Prozent können sich nicht entscheiden.

Ob Jung oder Alt, Frau oder Mann, geringe oder hohe Kaufkraft: Überall gibt es eine deutliche Mehrheit für das Containern ohne Strafe. Auffällig ist, dass vor allem die Älteren dafür sind: 83 Prozent der Menschen über 65 sprechen sich für die Straffreiheit des Containerns aus. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist der entsprechende Anteil mit 70 Prozent deutlich geringer.

Höchste Zustimmung bei Anhängern von Grünen, SPD und Linken

Bei vielen gesellschaftlichen Themen sind die Wählerinnen und Wähler der im Bundestag vertretenen Parteien sehr unterschiedlicher Richtung. In dieser Frage ist das aber kaum der Fall: Auch in den verschiedenen Anhängerschaften sind die Mehrheiten eindeutig.

Am größten ist die Zustimmung zur Straffreiheit des Containerns unter den Wählerinnen und Wählern von Grünen (92 Prozent), SPD und Linken (jeweils 87 Prozent). Am geringsten ist der Anteil mit 69 Prozent bei CDU/CSU. Die Werte bei den Anhängerinnen und Anhänger von FDP und AfD liegen dazwischen.

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • Bundesministerium für Ernähung und Landwirtschaft: Lebensmittelverschwendung
  • Bundesministerium für Ernähung und Landwirtschaft: Buschmann und Özdemir werben für Änderungen bei den Richtlinien zum Verfahrensrecht beim Containern
Informationen zur Methode: Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey die Antworten von 10.011 Teilnehmerinnen und Teilnehmern berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Der Befragungszeitraum war der 14. Oktober 2022 bis 12. Januar 2023.
Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
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