• Für die Strategen aus der EU ist es ein Déjà-vu.
  • Treten russische Söldner nach Syrien und Libyen nun auch im westafrikanischen Mali auf den Plan?
  • Deutschland und Frankreich drohen mit Konsequenzen.

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Nach Berichten über Verhandlungen von Malis Militärjunta mit russischen Söldnertruppen stellt Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) den Bundeswehr-Einsatz in dem westafrikanischen Krisenland in Frage.

"Sollte sich die Zusammenarbeit von Mali mit russischen Söldnergruppen bestätigen, stellt das die Grundlagen des Mandats der Bundeswehr in Frage", erklärte die Ministerin am Mittwoch im Onlinedienst Twitter. Gemeinsam mit dem Bundestag müssten dann Konsequenzen gezogen werden.

"Wenn Malis Regierung mit Russland solche Vereinbarungen trifft, widerspricht das allem, was Deutschland, Frankreich, die EU und die UN in Mali seit acht Jahren leisten", erklärte Kramp-Karrenbauer weiter.

Russland weist Behauptung zu Verhandlungen mit Malis Militärjunta zurück

Russland wies zurück, dass es Verhandlungen über eine militärische Präsenz in Mali gebe: "Es gibt dort keinen Vertreter der russischen Armee, und es gibt keine offiziellen Verhandlungen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau.

Die malischen Behörden räumten indessen ein, dass Gespräche mit der russischen Gruppe geführt würden, dass aber "noch nichts unterschrieben ist".

Die russische Söldnergruppe Wagner ist berüchtigt für ihre Einsätze, unter anderem in Syrien und in der Zentralafrikanischen Republik. Moskau bestreitet regelmäßig jegliche offizielle Verbindung zu den Einheiten.

Frankreich drohte mit Truppenabzug

Frankreich, das mit besonders vielen Truppen in Mali präsent ist, hatte am Vortag einen Abzug seiner Soldaten angedroht, sollte es zu einer Zusammenarbeit von Malis Militärjunta mit der privaten russischen Söldnertruppe Wagner kommen.

Eine Zusammenarbeit der regierenden Militärs in Bamako mit privaten Söldnern des russischen Wagner-Unternehmens sei "absolut unvereinbar mit unserer Präsenz", sagte der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian.

Aus französischen Kreisen hieß es, die Junta prüfe die Möglichkeit eines Vertrags mit der Gruppe Wagner über die Entsendung von tausend russischen Paramilitärs, um die malischen Streitkräfte auszubilden.

Militärexperten in Berlin erwarten keinen Abzug aus Mali

Zunächst - so erwarten es Militärexperten in Berlin - werden Paris, Berlin und ihre Partner also versuchen, der mit einem Militärputsch an die Macht gekommenen malischen Führung Daumenschrauben anzulegen und sie von der Kooperation mit Russland abzubringen.

Ein Abzug aus Mali steht demnach noch nicht auf dem Programm. Er wäre nach Afghanistan eine weitere bittere Niederlage.

UN-Mission Minusma soll den Friedensprozess in Mali unterstützen

Die Bundeswehr ist in Mali an zwei internationalen Einsätzen beteiligt. Dies ist zum einen die EU-Ausbildungsmission EUTM, für die Deutschland bis zu 600 Soldatinnen und Soldaten entsendet.

Zum anderen gibt es seit 2013 die UN-Mission Minusma zur Stabilisierung vor allem des durch islamistische Rebellen bedrohten Nordens des Landes, an der maximal 1.100 deutsche Soldatinnen und Soldaten teilnehmen dürfen. Insgesamt sind derzeit etwa 1.200 Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten in Mali stationiert.

Die Beteiligung an Minusma gilt als gefährlichster Auslandseinsatz der Bundeswehr. Im Juni waren zwölf deutsche Armeeangehörige und drei weitere UN-Soldaten bei einem Selbstmordanschlag verletzt worden.

Im Mai 2021 und August 2020 hatte es Militärputsche in dem Land gegeben. Tausende Soldaten und Zivilisten wurden in der Krisenregion in den vergangenen Jahren getötet, Hunderttausende mussten aus ihrer Heimat fliehen. (afp/dpa/ari)


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