Franziska Simon und Jürgen Schmidt züchten Pintos. Auf ihrem Hof in Niedersachsen haben sie sechs Hengste – dabei machen sie das Ganze nur als Hobby in ihrer Freizeit. Was die beiden daran reizt und was das besondere an ihren Pinto-Pferden ist, darüber haben sie mit pferde.de gesprochen.

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Was sie an Schecken begeistert? "Sie haben einen Wiedererkennungswert. Es gibt keine zwei, die gleich aussehen", sagt Franziska Simon. Ihr Partner Jürgen Schmidt nickt zustimmend. Die beiden müssen es wissen, immerhin züchten sie seit mehr als 15 Jahren Schecken. Pintos um genau zu sein. Pinto ist ein Sammelbegriff für gescheckte Pferde, da gibt es viele Unterschiede – auch bei Franziska und Jürgen auf dem Hof. Hannoveraner, Oldenburger, Oldenburger Springpferd, jetzt auch Ponys – die Pintozucht ist eine Farbzucht, keine Rassezucht. Auch hier gibt es natürlich festgelegte Zuchtziele und Zuchtbücher, die von den Verbänden geregelt werden.

Einer der größten Pinto-Hengsthalter in Deutschland

Sechs Hengste haben Franziska und Jürgen auf ihrem "Zuchthof zum Hexenberg" in Ganderkesee in Niedersachsen stehen. "Damit sind wir wohl einer der größten Pinto-Hengsthalter in Deutschland", sagt Jürgen.

Dabei machen die beiden das Ganze nur als Hobby. Züchten, das ist ihre Leidenschaft, ihre Passion, wie sie betonen. "Wir verdienen damit kein Geld, im Gegenteil." Das geht nur mit viel Arbeitseinsatz, großer Hingabe und jeder Menge Unterstützung. Immerhin haben beide einen Vollzeitjob. Jürgen ist Hufschmied, Franziska ist Industriemechanikerin und arbeitet in einer Firma, die Türbeschläge und Leuchten herstellt. Fast jede Minute ihrer Freizeit verbringen beide im Stall. "Unser Herz gehört einfach der bunten Pferdezucht", sagt Franziska.

Im Stall haben sich die beiden auch kenngelernt. Das war 2002. Franziska war eine "klassische Ponyumsteigerin". Sie ritt ihr erstes Großpferd Smeagol, im Springen kamen die beiden über E-Niveau jedoch nicht hinaus. "Er hatte einen so großen Galopp, das war schwierig für mich. Ich habe also jemanden gesucht, der ihn springt", erzählt Franziska. Als Jürgen, der mal zu Besuch auf dem Hof war, Smeagol ausprobierte, passte es sofort. "Ich hatte Spaß ihn zu reiten und bin dann auch mit ihm zum Turnier gefahren", erinnert sich Jürgen.

Mit Pinto Sunny Boy fing alles an

Bereits vor Franziska hatte Jürgen Sunny Boy kennengelernt. Er sprang den gekörten Pinto-Hengst auf Turnieren. Und obwohl er vorher kein ausgesprochener Fan von Schecken war, hatte dieser es ihm angetan. "Sunny Boy ist ganz kopfklar. Im Grunde von jedermann zu bedienen, ein Pferd für Amateure mit einem tollen Charakter", schwärmt Jürgen von seinem ältesten Deckhengst. 2007 übernahm er den Hengst, der mittlerweile 25 Jahre alt ist und fünf gekörte Söhne hat.

Mit Sunny Boy fing alles an. 2008 starteten Franziska und Jürgen ihre Zucht. Seither hatten sie jedes Jahr mindestens ein Fohlen. Im nächsten Jahr werden es fünf sein. Im Oktober 2012 zogen die beiden mit den zwölf Pferden, die sie mittlerweile hatten, auf den eigenen Hof, ihren "Zuchthof zum Hexenberg". "Wir waren bis dahin Einsteller, wollten aber unsere Pferde endlich so halten, wie wir es gut finden", betont Franziska, die ihr Faible für bunte Pferde als Teenager entdeckt hat. Amelie hieß die Scheckstute, die sie damals geritten ist.

Alexa S wurde in Verden Siegerfohlen

Heute haben Sie etwa 20 Pinto-Pferde auf ihrem Hof stehen. Ein paar Rentner sind dabei und natürlich der neueste Zuwachs. Drei Scheck-Fohlen springen vergnügt über die Weiden am Hof. Eines ist das Stutfohlen Alexa S von Chess M aus der Verbandsprämienstute Amarie (Balou de Rouet x Astek x Priamos xx). Es ist beim Norddeutschen ZfdP-Fohlen- und Stutenchampionat in Verden Siegerfohlen Deutsches Pferd springbetont geworden.

Züchter: „Ein gutes Pferd kennt keine Farbe.“
Züchter: „Ein gutes Pferd kennt keine Farbe.“ © Foto: Mirjam Rüscher

Die Fohlen werden jeden Tag per Hand rein und rausgebracht. Sie sind so gar nicht kontaktscheu, sondern sehr menschenbezogen. Am Halfter führen? Kein Problem, das lernen bei Franziska und Jürgen alle Fohlen gleich am Anfang. Die beiden Hobbyzüchter haben viel zu erzählen. Sie erinnern sich an jedes Fohlen, jede Stute, die Hengste sowieso. Sie berichten von aufregenden Geburten, Erfolgen, Zuchtschauen, Auszeichnungen, Körungen, anderen besonderen Erlebnissen. Mehr als 20 eigene Fohlen hatten die beiden bisher.

Und dann gibt es natürlich zahlreiche Nachkommen ihrer Hengste, von denen sie die meisten noch immer im Blick haben. 56 Nachkommen hat Sunny Boy mittlerweile, Sunny Boy Junior hat 15. Ihr Hengst Sun Weltino wurde bei den Mecklenburger Körtagen in Redefin 2023 Reservesieger.

Schecken sind vermehrt wieder auf Turnieren zu sehen

Franziska und Jürgen sprechen mit ihren Pferden deutschlandweit Kunden an. "Dadurch, dass Schecken vor allem in Deutschland lange Zeit stiefmütterlich behandelt wurden, ist die Szene nicht so groß", betont Jürgen. Da kennt man sich untereinander. Und das gilt nicht nur in Deutschland. Franziska und Jürgen waren auch schon zu Hengstkörungen in Österreich, den Niederlanden und Dänemark, sie sind mit anderen Hengsthaltern, anderen Ställen und Züchtern vernetzt.

Früher hätte es viele Schecken gegeben, aber das habe man extra rausgezüchtet, weiß Jürgen. "Es gab Zeiten, da war man mit Schecken, mit Pintos in der Reiterszene als Zirkusdirektor verschrien", sagt Jürgen. Das sei heute wieder etwas anders. Schecken sind mittlerweile immer wieder auf Turnieren zu sehen, in der Dressur, im Springen. Vor ein paar Jahren wurde der gescheckte Galopper Silvery Moon auf der Rennbahn zum Publikumsliebling.

Qualitätsvolle und rittige Sportpferde

Das bestätigen Züchter wie Franziska und Jürgen. Er betont: "Ein gutes Pferd kennt keine Farbe. Wir können mit unseren Pferden wirklich qualitätsvolle und charakterlich gute Pferde züchten." Qualitätsvolle und rittige Sportpferde, gepaart mit einem braven und menschenbezogenen Charakter – natürlich als Schecken –, das ist das Zuchtziel der beiden.

Und dass sie das beherrschen, beweisen die beiden immer wieder, wenn sie ihre Fohlen und Hengste irgendwo vorstellen. Gerade erst haben sie wieder eine eigene Nachzuchtschau auf ihrem Hof veranstaltet, bei der die Nachkommen ihrer Hengste vorgestellt werden.

Die Veranstaltung der Schau auf dem eigenen Hof ist viel Aufwand für die beiden, noch mehr als sie ohnehin schon neben ihren Vollzeitjob in die Pferde investieren. Doch die Werbung für ihre Zuchterfolge ist notwendig und wird so sehr ernstgenommen. "Wir müssen schon ans nächste Jahr denken und überlegen, wie wir unsere Hengste bewerben wollen. Die Fotos, die bei solchen Veranstaltungen entstehen, können wir dann gleich fürs Marketing mitbenutzen", erklärt Jürgen. Eine familiäre Atmosphäre herrscht auf dem Hof der beiden. Viele bekannte Gesichter kommen zu den Veranstaltungen, es gibt Bratwurst und Kuchen, so wie man es auch von den kleinen Turnieren kennt.

Jedes Fohlen gehört zur Familie

Franziska und Jürgen haben zu jedem ihrer Pferde eine Beziehung, jedes Fohlen gehört zur Familie. "Am Anfang habe ich immer noch geweint, wenn wir eins verkauft haben", sagt Franziska. Aber ohne geht es natürlich nicht. Es sei immer eine sehr schwere Entscheidung, welche sie behalten, welche sie verkaufen. "Züchten heißt immer auch in Generationen zu denken", betont Jürgen. Welche Eigenschaften will man haben? In welche Richtung soll sich die Blutlinie entwickeln? Daher spielt das Zuchtziel natürlich immer eine Rolle bei der Frage: behalten oder verkaufen?

Bei Fia Contendra war das nie die Frage. Die Stute ist Franziskas absolutes Lieblingspferd, von Anfang an. Die Tochter von Contendro I und einer Mutter von Quickstep I wurde als Fohlen prämiert und ist Franziskas liebstes Reitpferd.

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Jürgens Lieblingspferd? Gibt es nicht. Er mag alle, sagt er. Nach einer kurzen Pause klingt er dann aber doch ganz anders, wenn er sagt: "Amaries Fohlen, die ist ein echter Kracher." Stolz und Begeisterung sind in seiner Stimme zu hören, wenn er über das Stutfohlen Alexa S spricht. Schon jetzt ist es ein weiteres hervorragendes Beispiel für das, was die Zucht am Hexenberg ausmacht: Ein qualitätsvolles Pferd mit einem braven menschenbezogenen Charakter.  © Pferde.de