Olli Schulz ist einfach anders. Das belegte der Tausendsassa einmal mehr am Dienstagabend bei "Wer stiehlt mir die Show?". Die letzte Ausgabe des Formats im Ferienlager-Setting hatte er mit Pfadfinder-Montur, Lagerfeuer und Ravioli-Dosen als Gewinner verlassen. Es wurde geflucht wie bei den Kesselflickern, im Backstage-Bereich gesungen und am Rande des Feuers vielleicht Hochprozentiges aufgenommen. Schauspieler Fahri Yadrim meinte zumindest einmal mehr, den Betrunkenen geben zu müssen.

Eine Kritik
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Es kam ja den Zusehern durchaus gelegen, dass Joko Winterscheidt in der dritten "Wer stiehlt mir die Show?"-Folge das Heft von Oli Schulz aus der Hand genommen wurde. Sie lieben den Schulz einfach. "Mach was daraus!", meinte Joko in der vergangenen Woche zum Sieger, nachdem er selbst das Studio über den "Walk of Shame" hatte verlassen müssen. Olli Schulz machte etwas daraus.

Willkommen im Ferienlager

An seinem großen Tag trällert der moderierende Entertainer zur Begrüßung seinen Kontrahenten und Zusehern zunächst ein nostalgisches Liedchen. "Die Bühne war meine Sehnsucht, das Publikum mein Ziel", singt er aus einem überdimensionalen Bühnenfernseher, dem er lediglich entsteigt, um sich vom Publikum noch weiter tragen zu lassen. Buchstäblich, denn Schulz genoss das Crowdsurfing sichtlich.

"Es ist die große 'Olli-Schulz-Ferienshow‘. Ich lad euch ein ins 'Oli-Schulz-Sommercamp'. Wir bringen heute das Fernsehen als gemütliches Lagerfeuer zu euch nach Hause", lässt der vorübergehende "Wer stiehlt mir die Show?"-Moderator dann die Zuseher, die wohl großteils mächtig Bock auf Abwechslung zu Winterscheidts Moderation haben, wissen.

Pfadfinder-Setting im Studio? Warum nicht! Ein bisschen Cat Stevens an der Gitarre? Schmusen im Halbdunkel? Nur bitte keinen Alkohol, denn Wildcard-Kandidatin und Social-Media-Managerin Chiara ist auch dabei. Und die hat laut eigener Aussage noch nie einen getrunken, was in Deutschland schon mal einen Shitstorm nach sich ziehen kann und etwa Schauspieler Fahri Yardim, der neben Kollegin Nilam Farooq und natürlich Joko Winterscheidt gegen Schulz in den Ring stieg, sichtlich verstört. "Na dann wird’s Zeit!", so der Mime knapp zur gänzlich Trockenen.

Wer kennt schon "Olli Schulz"-Songs?

Die erste Aufgabe, die die Kandidaten an diesem Abend lösen müssen, ist alles andere als einfach: "Nenn einen Song von mir!", so die Herausforderung, die Schulz für sie parat hat. "Hau ab, Alter! Das weiß doch keiner", beklagt sich Yardim, ehe er dann doch mit "Hamburg" etwas auf sein digitales Täfelchen schreibt.

"Kann doch keiner überprüfen. Kennt keiner deine Songs", so der nächste Affront des Mimen gegen Schulz, der zunächst versucht, nicht wahnsinnig gekränkt rüberzukommen, dann aber angenehm niederträchtig kontert und von Yardim Näheres über dessen alte Projekte, von denen er ausging, dass sie ihm heute peinlich seien, wissen will – etwa Details zu seiner Rolle im Streifen "Winnetou – der Mythos" oder den Dreharbeiten für die Serie "Notruf Hafenkante".

"Ich hab immer alles mitgenommen, was ich bekommen habe", so Yardim, der sehr wohl überzuckerte, worauf Schulz aus ist. Das machst du immer noch backstage", wird Schulz jetzt tief. Immerhin: Joko und Chiara kennen den Track "Koks und Nutten".

Schulz: "Das bekommt sogar der Dümmste hin"

Die Spiele geraten am Dienstagabend sehr rasch zur Nebensache. Dass die Social-Media-Managerin mit der Wildcard weder weiß, wer hierzulande gegenwärtig Vizekanzler ist, noch "kolossal" korrekt schreiben kann ("kollusal"), erstaunt vielleicht den einen oder anderen Zuseher. Weniger überraschend: Olli Schulz labert ohne Punkt und Komma, also ob ihm direkt vor Anpfiff der Sendung noch eine hohe Dosis Marschierpulver in den Erker gerieselt wäre.

"Wir hauen nochmal ein bisschen drauf. Wir drücken hier noch ein bisschen auf die Tube. Wir geben nochmal ein bisschen mehr!", so Schulz mit sich überschlagender Stimme und natürlich rein natürlicher Redseligkeit einfach mal so Zwischendurch. Mit "Es ist das das einfachste Spiel. Das bekommt sogar der Dümmste hin" kann er erstmals auch mit Motivator-Kompetenzen überzeugen.

Pansexualität und Plumpsack im Anarcho-TV


Und da! Endlich ein paar Takte Stille. Auf Anweisung des Redseligen setzen sich in dessen Ferienlager überraschenderweise nun alle ans Lagerfeuer, um mal einfach für 30 Sekunden die Klappe zu halten und den zirpenden Grillen zu lauschen sowie dem Stockbrot beim Brutzeln zuzusehen. "Fahri, erzähl mal bisschen was von dir", beendet Schulz aber vorschnell den kontemplativen Part, während er nun sanft Gitarre zupft.

"Ich bin verliebt. Ich glaub, ich bin pansexuell, ich hab das Gefühl, ich liebe alles", antwortete Yardim einfach irgendetwas, bevor im Anarcho-TV auch noch Plumpsack gespielt wird. Der kurzen Fangspiel-Episode folgt dann aber schon der Abgang Nilam Farooqs, die sich zuvor nicht wahnsinnig in Szene setzen konnte.

Obwohl sie eine Stunde vorher keinen einzigen Song von ihm kannte, wird sie von Schulz lieblich verabschiedet. "Oli, du bist der Geilste. Twitter-Deutschland feiert dich, ich bin mir sicher", bedankt sich Farooq im Gegenzug. Für Winterscheidt gibt’s indes eine Dose Ravioli, die er im Finale gut brauchen könnte.

Sender piepst Schimpfwörter im Schimpfwörterspiel weg

Im Spiel "Wie du mir, so ich buchstabier" müssen die Kandidaten wieder einmal innerhalb von 20 Sekunden Begriffe mit Hilfe von Schimpfwörtern, richtig, buchstabieren. Dass ProSieben eine Show im Programm hat, die Games dieser Art offeriert, dann aber "böse Wörter" beinhart wegpiepst, schmeckt vielen auf Twitter nicht.

"Das mag zwar woke sein, macht bei einem Schimpfwortquiz aber nicht wirklich Sinn", moniert einer im Virtuellen. Um bei diesem Spiel Kesselflicker Fahri Yardim nicht übermächtig sein zu lassen, muss der Schauspieler mit Begriffen aus dem Bürobedarf antworten (witzig!), was durchaus ungut sein kann, wenn du 500 Schimpfwörter, aber nur drei bis vier Büroartikel kennst. Die Runde geht an Chiara.

Backstage-Konzert von Olli Schulz

Weil er ja "ein Mann des Volkes" sei, schnappt sich Schulz plötzlich einen Teil der Zuseher, um sie durch Studio und Backstage-Bereich zu führen. "Das sind Kisten hier. Habt ihr sowas schon mal gesehen? Ja, es sind einfach nur Kisten", lässt er die brav hinter ihm Trabenden wissen, die jetzt endlich auch erfahren, wer hinter den ProSieben-Kulissen bereits in welche Ecke gefurzt hat.

Sie dürfen sich dann auch noch über einen kleinen Backstage-Gig von Olli Schulz und Oasis` "Wonderwall" freuen. Auch Auszüge von Nenas "99 Luftballons" und "Boys don’t cry" von The Cure sowie am Ende der Führung noch ein bisschen Romantik gibt es: "Richtig schöne Augen hast du, Dicker!", schiebt Scholz einem jungen Mann aus der Gruppe rüber. "Du bist auf eine wirklich heilsame Art und Weise kaputt. Mit dem Gesicht so weit kommen", so Yardim daraufhin, der dafür Applaus erntet, was Schulz naturgemäß missfällt. "Ihr wisst, dass ich euch Fickern gerade das Studio gezeigt habe", beflegelt er sauer das Publikum.

Winterscheidt zu Schulz: "Hast uns wirklich abgeholt!"

Nach einem weiteren Aufenthalt am Lagerfeuer, in dem der Hals angeblich mit Selbstgebranntem gekärchert wird, scheint Yardim die eigene Idee für gut zu befinden, einen auf betrunken zu machen. "Ey, wollen wir nackt übers Feuer springen", so der Schauspieler bereits kurz nach dem ersten Schluck ostentativ lallend, ehe er in den Beichtstuhl zum inzwischen Pfarrersgewand tragenden Schulz muss, um dort im nächste Spiel die Lücken eines Promptertextes mit Sinnvollem zu füllen.

Die Wildcard-Kandidatin war da zu diesem Zeitpunkt bereits raus, weshalb es nur mehr zwischen Yardim und Winterscheidt um den Einzug ins Finale ging. Letzteren erheiterte die Beichtstuhlumgebung: "Das ist das kränkste Setting, das wir jemals hatten", so Winterscheidt, der bei der finalen Frage im Finale weiß, dass hinter dem Modetrend "Flanking" das Freilegen des Knöchels steckt, schließlich als Gewinner des Abends hervorgeht und sich somit von Schulz die Sendung zurückholt. "Du hast heute im emotionalen Sinne ein Lagerfeuer gemacht. Du hast uns wirklich abgeholt", streut er am Ende der Sendung Olli Schulz noch Rosen.

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