He’s coming home: Am Sonntagabend hat Matthias Opdenhövel seinen Einstand als neuer Moderator von "Schlag den Star" gefeiert. Ein besonderer Einstand, hatte es doch zuvor reichlich Unruhe um seinen Vorgänger gegeben. Unruhe, die sich bald legen wird, denn Opdenhövel machte seine Sache erwartungsgemäß gut – trotz etwas Gegenwind. Denn erst musste ein Promi verletzungsbedingt passen, dann machte auch noch ein Spiel Probleme.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

"Um eins klarzustellen: Ich gebe diese wundervolle Sendung nicht freiwillig ab. Ich habe es heute erst erfahren, nachdem mein Management beim ProSieben-Chef angerufen hatte, was denn an Gerüchten stimmen würde, dass ich nicht mehr Schlag den Star moderieren darf." Man konnte eine Menge Wut und Kränkung aus den Zeilen lesen, die TV-Moderator Elton am 10. April dieses Jahres über seinen Rauswurf bei ProSiebens Samstagabendunterhaltungsschlachtschiff "Schlag den Star" bei Instagram gepostet hat.

Markus Babbel (l.) gegen Mehmet Scholl - doch dann musste Scholl ausgewechselt werden. © Seven.One / Steffen Z. Wolff

Er sei sprachlos, dass ProSiebens Geschäftsführer Hannes Hiller ihn nicht einmal für ein klärendes Gespräch angerufen habe und werde sich nun "ein paar Bierchen reinkippen". Man mag für Eltons impulsive Reaktion Verständnis haben, hatte er sich doch über die Jahre zu einem der Sender-Gesichter hochgearbeitet. Gleichzeitig kann man natürlich fragen, wie professionell es ist, seinem Frust über einen ehemaligen Auftraggeber derart emotional und in der Öffentlichkeit Raum zu geben.

An ProSiebens Entscheidung hat Eltons Post jedenfalls nichts geändert und so übernimmt am Sonntagabend mit Matthias Opdenhövel Eltons Nachfolger die Show, der gleichzeitig auch sein Vorgänger war. Denn von 2006 bis 2011 betreute Opdenhövel als Moderator "Schlag den Raab", also so etwas wie den Prototypen von "Schlag den Star", und 2010 dann "Schlag den Star" selbst. Nun also ist Opdenhövel zurück, doch kann er auch an alte Zeiten anknüpfen?

The Show must go on – auch bei "Schlag den Star"

"N' Abend zusammen", begrüßt Opdenhövel unauffällig die Zuschauer und es wirkt tatsächlich so, als sei er nie weg gewesen. Vielleicht ja, weil Opdenhövel ein routinierter Profi ist, vielleicht aber auch, weil er die Causa Elton mit keinem Wort erwähnt, noch nicht einmal ein Gruß- oder Dankeswort an seinen Vorgänger richtet. Ist das unangemessen? Wahrscheinlich nicht. Was sollte Opdenhövel auch sagen, schließlich ist der Fall erstens eine Sache zwischen Elton und ProSieben und zweitens wahrscheinlich komplexer, als es Opdenhövel mit ein paar Worten hätte wiedergeben können.

Also heißt es am Sonntagabend "The Show must go on" und dafür muss man die persönliche Ebene von Opdenhövel und Elton verlassen und fragen: Was ändert sich denn für den Zuschauer? Erst einmal nicht so richtig viel, denn außer bei der Moderation gibt es keine Änderung – zumindest fast keine. Zwei Promis treten in maximal 15 Spielen gegeneinander an, wer am Ende mehr Punkte geholt hat, gewinnt 100.000 Euro.

Eine kleine Änderung gibt es aber doch, denn diesmal läuft "Schlag den Star" ausnahmsweise nicht an einem Sams-, sondern an einem Sonntag. Warum, erklärt Matthias Opdenhövel dem Zuschauer: "Wir wollten doch gestern Abend alle Champions-League-Finale gucken." Eine gute Entscheidung, denn vermutlich wären nicht nur weniger Zuschauer vor dem Fernseher gewesen, sondern auch weniger Kandidaten im Studio. Für die neueste Ausgabe hatte ProSieben nämlich mit Mehmet Scholl und Markus Babbel zwei ehemalige Fußball-Profis eingeladen, die sich das Champions-League-Finale sicher auch nicht hätten entgehen lassen.

Mehmet Scholl mit Knieproblemen ausgewechselt

Für Opdenhövel hätte es kaum bessere Gäste für seinen Einstand geben können. Zum einen, weil der Sportmoderator mit den beiden Kandidaten gleich genügend Gesprächsstoff hat, zum anderen, weil er mit ihnen nicht alleine für Unterhaltung sorgen muss. Markus Babbel war noch nie um ein klares Wort verlegen und Mehmet Scholl ist ohnehin für seine lockeren Sprüche bekannt – und liefert wieder. Zum Beispiel, als Opdenhövel bei einem Spiel nach den Namen von Fußball-Maskottchen sucht und bei Eintracht Frankfurts Maskottchen fragt: "Wie nennt man einen Adler?" Scholls Antwort: "Horst."

Es sollte Scholls Humor-Höhepunkt werden, aber nicht, weil dem Scholl die Witze ausgehen, sondern den Witzen der Scholl. Der ehemalige Mittelfeldspieler des FC Bayern schlich nämlich bereits zu Beginn die Showtreppe herunter, musste sich sogar am Geländer festhalten. "Ich hab übertrieben und das rechte Knie hat sich verabschiedet", berichtet Scholl über seine Vorbereitung. Die ersten drei Spiele kann Scholl noch mitmachen. Als es dann zum Wettrennen mit zwei Mini-Autos kommt, muss Scholl passen.

"Wir haben jedes Mal bei 'Schlag den Star' einen Ersatzmann oder eine Ersatzfrau dabei", erklärt Ron Ringguth später und für dieses Mal hatte sich ProSieben nach Scholl und Babbel einen dritten Europameister von 1996 gesichert: Thomas Helmer. Punkte hat Scholl seinem Ersatzmann nicht hinterlassen und so muss sich Helmer erst einmal in die Show einarbeiten. Das gelingt ihm, aus einem Rückstand macht er einen Vorsprung und hält die Show spannend. Zumindest so spannend, wie man eine fast sechsstündige Show eben halten kann. Das Kuriose: Bei Spiel neun, Pickleball, ereilt auch Markus Babbel das Verletzungspech. Plötzlich fährt es ihm in den Oberschenkel, so dass er das Spiel abschenken muss. Die Show kann er aber immerhin noch beenden.

"Schlag den Star": Einstand mit zwei Gewinnern

Und Matthias Opdenhövel? Nun kann man natürlich darüber streiten, welcher Moderationstil besser zur Show passt. Opdenhövel ist wahrscheinlich der offensiverer und lautere Moderator, Elton hingegen versprühte bisweilen einen eher geduckteren und auch bräsigeren Esprit. Dafür mag Elton der kompatiblere Moderator sein, so dass es spannend wird, wenn Sportmoderator Opdenhövel keine Fußballer begrüßt, sondern vielleicht zwei Influencer. Dass er auch so einen Fall wegmoderiert, ist wahrscheinlich. Ob er das mit dem gleichen Enthusiasmus wie am Sonntagabend macht, wird man sehen.

Für seine Einstandsausgabe kann man aber erst einmal festhalten, dass Opdenhövel seine Sache gut gemacht hat. Einfach, weil er das getan hat, was er kann: Spannung aufbauen und, wenn nötig, herbei reden, aufs Regelwerk achten ohne Lehrer-Attitüde, Zwischenplaudereien einstreuen und routiniert Situationen wegmoderieren, wenn es mal hakt. Zum Beispiel, als Babbel und Helmer aus kleinen Magneten je eine Kette bilden sollen, aber zu wenig Magnete bereitgestellt wurden. Da packt Opdenhövel kurzerhand selbst mit an. Problem erkannt, Problem gelöst.

Opdenhövel hilft seinem Team und sein Team ihm. Denn das hat zuvor eine Reihe origineller Spiele vorbereitet, die ihm ein wenig Unterhaltungsdruck nehmen. Dass die Show mit fast sechs Stunden nach wie vor zu lang ist, um durchgängig gute Unterhaltung zu liefern, ist indes nicht Opdenhövels Schuld. Am Ende dürfen Markus Babbel mit 100.000 Euro und Matthias Opdenhövel mit dem Wissen ins Bett gehen, einen gelungenen Einstand gegeben zu haben.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.