Der Kandidatenschwund bei "Promi Big Brother" nimmt langsam Fahrt auf. Nach Hotline-Enkeltrick-Ikone Daniel Kreibich (Gesundheit), Heike Maurer (Zuschauer-Rauswurf) hat am Freitag noch Mimi Gwozdz freiwillig die Koffer gepackt. Vielleicht wollte sie auch nur ein paar Tage die Zeit totschlagen, bis endlich ihr "Playboy"-Cover an den Kiosken liegt – offiziell aber ging es um zu wenig Schlafplätze und zu viel Streit auf zu engem Raum. Und es stimmt: Jedes Tiny House wirkt gegen die streichholzgroßen Viererbetten auf der Raumstation wie der Buckingham Palace.

Eine Kolumne
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Mimi weg – und 24 Stunden später wird ihr gleich der nächste Kandidat folgen. Das jedenfalls pfeifen die Spatzen (Jochen Schropp und Marlene Lufen) seit Tagen von den Dächern (Studiopult). Wenn das stimmt, verliert #PromiBB dieses Jahr schneller sein Personal, als Armin Laschet sich von Elon Musk auslachen lassen kann.

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Unverständlicher als der Fettnäpfchen-Tango des Kanzlerkandidaten von der Union ist eigentlich nur noch das sexuelle Mobbing der Big-Planet-Entourage gegenüber Payton Ramolla. Nach Nippel-Abklebe-Erpressung und Ex-Freunde-Check durch die Bildungsdilemma-Posterboys Danny Liedtke und Eric Sindermann greift am Samstag Porno-Aussteigerin Melanie Müller in die schlüpfrigen Fremdscham-Olympischen-Spiele ein.

"Promi Big Brother": Sextalk für Raumfahrerinnen

Als Feingeist der Staffel, der nicht müde wird aufzuzählen, was alles unter seinem Niveau ist, hat sie selbstredend einige intellektuelle Leckerbissen für die Akademiker unter den Zuschauern im Repertoire. Beispielsweise diese ungefragt erstellte wissenschaftliche Analyse des Sexlebens von Payton: "Ich habe die Theorie, dass du noch nie richtig ordentlich gekommen bist." Enttäuscht, dass Payton nun, anders als erhofft, doch nicht damit beginnt, Whirpool-Buddy Danny und der Nation zu beichten, wie "richtig ordentlich" sie schon "gekommen" ist, beschäftigt sich Mallorca-Melli mit der Frage, wie wild es eigentlich bei ihr zugegangen ist, als sie 21 Jahre alt war. So alt, wie Payton heute.

Aus den eigenen sexuellen Tagebüchern zitieren, da ist natürlich auch Pascal Kappés sofort ganz vorne mit dabei: "Da war ich so sexbesessen. Da habe ich gerammelt wie ein Hamster. Wie eine Nähmaschine!" Koitus-Kappes und Masturbations-Melli sind aber noch ganz anderen Neueinträgen im Guinnessbuch der Fremdschamrekorde auf der Spur und verbringen Großteile des Abends damit, sich über das Orgasmus-Portfolio einer Frau auszutauschen. Wollust-Wunderkind Melli kennt die Top 3: "Äußerlich, innerlich, Arsch". Klingt ein bisschen wie die Memoiren von Jennifer Lopez, ist aber Melanie Müllers Ejakulations-Echolot.

Als Profi-Anglerin merkt Babs Kijewski natürlich sofort, dass Pascal Kappés, Melanie und Danny da im Trüben fischen und ergänzt: "Es gibt auch noch den mentalen Orgasmus." Was genau das sein soll, wird nicht eindeutig geklärt. Vielleicht, wenn man während eines Trash-TV-Formats mal drei Tage lang nichts von Danni Büchner hören muss.

Flucht aus Sextalk-City

Noch mehr zitternde Knie als ein Orgasmus während einer Teilnahme bei "Promi Big Brother" macht eigentlich nur noch die Nominierung. Zum Glück für die Beischlaf-Abstinenzler ist es am Samstag so weit. Das sorgt natürlich für blankliegende Nerven. Paco unterstellt Rafi Rachek, er wäre ein Psycho und alle anderen unfähig, ordentlich einzukaufen. Die Einzige, die sich in der Raumkapsel trotz Nominierungs-Gefahr besser fühlt als auf dem Luxus-Planeten ist Payton. Sie ist zwar aus dem kulinarischen Paradies geflogen, dafür aber auch ihren unsäglichen Sextalk-Fanclub los. Payton hat ihren Platz auf dem Big Planet verloren, weil sie mit Pascal die Challenge am Vortag an die Wand gefahren hat.

Eric hat es da schlimmer erwischt. Er ist seinen Planeti-Status los, weil die Zuschauer ihn abgestraft haben. Langsam dämmert es also sogar Tinder-Terminator Sindermann, dass die Zuschauer ihn "eventuell scheiße finden". Wird der Beischlaf-Berserker unter Whirlpool-Entzug womöglich einsichtig? Das käme unerwartet. Unerwarteter wäre nur noch eine nicht mit rassistischen Ekelhaftigkeiten gespickte Rede von "Bernd" Höcke.

Viel Zeit für ausgiebige Reue bleibt ihm aber nicht, denn in einem vollkommen undurchsichtigen Spiel schickt Big Brother irgendwie alle Kandidaten entweder in die Game-Arena oder in die Raumstation. Um den verwaisten Big Planet wieder mit etwas D-Promi-Spirit zu befüllen, darf Papis Loveday mit Spielpartnerin Danni als Gewinner der Hunger-Games für Vollzeit-TV-Wracks direkt in den Luxusbereich umziehen und anschließend drei weitere Kandidaten als Mitbewohner wählen.

Er entscheidet sich für Jörg Draeger, Paco Steinbeck und Gitta Saxx. Das Playmate des Jahrhunderts freut sich besonders über das lukullische Update zu den tagelangen Pasta-mit-Ketchup-Orgien in der Raumkapsel. Als Erfinderin der weltberühmten Gitta-Pommes liegt es ihr quasi im Blut, besonderen Wert auf gesunde Ernährung zu legen.

Niemals geht man so ganz – außer halt Rafi

Zur Feier des Tages hat Big Brother für die Exit-Wahl extra den Nominierungs-Modus modifiziert. Normalerweise nominieren alle Insassen die zur Abwahl stehenden Kandidaten und die Zuschauer wählen dann einen davon raus. Heute wählen die Zuschauer zunächst 5 aus den 15 Trash-TV-Astronauten und lediglich die nominieren dann die Exit-Kandidaten. Dieser Modus ist für alle Beteiligten eine intellektuelle Herausforderung. Außer PBB-Streber Jochen Schropp scheint niemand so richtig zu durchblicken, wer jetzt wen nominiert und warum. Danni Büchner nominiert Gitta Saxx, weil sie "zu hübsch und zu nett ist" und setzt damit mal wieder ein absolutes Highlight auf der "Was denkt sich Danni Büscher"-Skala der Trash-TV-Kopfschüttelmomente.

Dabei sollte diese Entscheidung gar nicht so ganz überraschend sein. Immerhin isst Danni Büscher auch keine Schokolade, "weil die so gut schmeckt", hört keine Musik von Coldplay, "weil die zu gut klingt" und trägt keine Kleidung aus Kaschmir, "weil der zu angenehm auf der Haut ist". Damit ist aber natürlich noch nicht Schluss im Absurditäten-Kabinett Büchner.

Nachdem Gitta vollkommen fassungslos und traurig über ihre Nominierung ist und vermutet, Uwe hätte ihr diese Nominierung eingebrockt, beginnt Danni Büchner mit mütterlicher Inbrunst, Gitta Saxx zu trösten. Eben jene Mitkandidatin, die sie einige Minuten zuvor überhaupt erst auf die Abschussliste gesetzt hatte. Das ist ein bisschen so, wie bei der Bundestagswahl sein Kreuz bei der AfD zu machen und dann anschließend Hans-Georg Maaßen zu trösten, warum er kein Direktmandat gewinnen konnte.

Manche Menschen sind so dumm, darüber könnte ich ganze Büchner schreiben

Da implodieren natürlich die Social-Media-Kommentarspalten. Das hat aber auch etwas Gutes. Gerade waren Zuschauer und Raumfahrer noch gleichsam verwirrt, weil wirklich niemand die Nominierungs-Regeln so richtig begriffen hatte, doch plötzlich ist das alles vergessen: Danni hat wieder eine Perle der Unzurechnungsfähigkeit aus der Danni-Büchner-Wundertüte des Wahnsinns gezaubert. Trotz totaler Konfusion über die Nominierungs-Modalitäten sind am Ende irgendwie Gitta und Rafi im finalen Shoot-out um den Live-Exit des Wochenendes. Und was soll ich sagen: Das Sofort-Ticket aus dem Orbit des "Promi Big Brother"-Universums vergeben die Zuschauer an Rafi Rachek. Also, jedenfalls die Zuschauer, die bereit sind, für ihren Hass auf den selbsternannten Verschwörungs-Aufdecker Rafi 50 Cent pro Anruf zu investieren.

So richtig konnte ihm die Mehrheit der Zuschauer nicht verzeihen, dass er die ersten Tage der gemeinsamen Weltraum-Odyssee für hochbegabte Ex-Promis weitestgehend ausschließlich dafür nutzte, Melanie Müller zu diffamieren und den 75 Jahre alten Jörg Draeger anzubrüllen. Seine einzige verbliebene Verbündete Ina Aogo ist schockiert und liegt dem neu-blondierten All-Aussteiger minutenlang in den Armen. Der nimmt ihr noch schnell das Versprechen ab, auf jeden Fall durchzuhalten und nicht freiwillig auszusteigen – und entschwindet dann recht wortkarg für immer aus dem Köln-Ossendorfer D-Promi Firmament der Sat.1-Trash-TV-Galaxie. Wie Ina diesen Verlust verarbeitet und welche Glanzlichter der Selbstdemontage Danni Büchner noch in petto hat, das berichte ich am Montag. Bis dann!

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