Was soll das überhaupt heißen, Leben, Tod, Ekstase? Klingt wie eine Einkaufsliste: Butter, Milch, Zucker - Dinge des täglichen Bedarfs. Oder muss man sich das vorstellen wie einen Wunschzettel? Die Aufforderung zu einem intensiveren Leben?
Den Mann, der ein Buch mit diesem Titel geschrieben hat, sehen wir zu Beginn des "Tatort" in einer verwunschenen alten Villa auf dem Boden sitzen. Doktor Adrian Goser (Martin Wuttke) scheint ein Guru zu sein, er hat eine Schar Jünger um sich versammelt und kündigt bei Kerzenlicht das Ziel des Abends an: "Wir bereiten uns auf eine Reise zum Ursprung vor. Zu uns selbst. Nicht mehr denken, nur noch fühlen. Loslassen."
Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Am Ende des Abends sind alle bis auf Goser tot. Wegen der Substanz, die er ihnen in die Champagnerkelche getröpfelt hat ("schmeckt so besser"), bei der es sich allerdings nur um eine Bewusstseinserweitertende Droge handeln sollte, und nicht um ein tödliches Gift. Aber da sind die Grenzen bekanntlich fließend.
"Tatort" zwischen Guru und Junkie
Entsprechend müssen Kommissarin
Der Therapeut, der nach zu vielen Selbstversuchen auf einer flauschigen Wolke ständiger Realitätsverkennung durchs Leben zu schweben scheint, ist natürlich Hauptverdächtiger. Empörend ungerührt sitzt Adrian Goser in Untersuchungshaft und begegnet allen Fragen nur mit psychedelischem Psychogeschwurbel und der Analyse von Arnold-Schwarzenegger-Filmen.
Psychedelischer "Tatort" – Die Kommissare und der Todes-Trip
Also nehmen ihn Janneke und Brix mit zurück in seine Villa: Vielleicht lassen sich die Geschehnisse bei einer Tatortbegehung rekonstruieren. Vielleicht erkennt Goser, was er angerichtet hat und gesteht? Doch der Mann halluziniert still vor sich hin und will von Brix vergnügt wissen, welcher Schwarzenegger-Film sein liebster sei.
Dann aber fällt ein Schuss, und jemand verriegelt alle Zugänge des Hauses. Und jetzt, am helllichten Tag, beginnt ein Horrortrip, der viel von einem Drogentrip in die dunkelsten Ecken der Seele hat. Ist Adrian Goser vielleicht doch unschuldiges Opfer eines Racheaktes? Kamen seine Methoden nicht bei allen so gut an, wie er behauptet?
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Zwischen Abschreckung und Entertainment
Es ist einfach, sich über den neuen "Tatort" aus Frankfurt lustig zu machen. Viel New-Age-Gesäusel, viel Getanze im verzückten Drogenrausch. Sehr wenig solide Polizeiarbeit. Aber es ist gleichzeitig schwer zu ignorieren, wie brillant Regisseur und Drehbuchautor Nikias Chryssos (mit Co-Autor Michael Comtess) diesen psychedelischen Krimihorrortrip einerseits ins Absurde überhöht und zugleich todernst nimmt: Inszeniert ist "Leben Tod Ekstase" mit einer Sorgfalt und Begeisterung fürs Detail, die man als Filmfan gar nicht anders kann als zu bewundern.
Das beginnt mit dem Vorspann, der die Namen der Beteiligten in einer Schrift vorstellt, die an alte Schauerromane erinnert. Das geht mit den Farben weiter, die mal berauschend schillern, mal unheimliche Dunkelheit betonen. Die atmosphärische Villa mit ihren vielen Treppen und Winkeln und Erkern spielt selbst eine Hauptrolle - wie es sich für eine Horrorstory gehört, in der ein harmloses Heim für die Eingeschlossenen zum Spukschloss wird.
Und dann ist da natürlich Martin Wuttke, der tief in die Theaterkiste greifen und aus sich herausholen darf, was ihn auf der Bühne zum Star gemacht hat. Sein Doktor Goser ist ein vielleicht wahnsinniger, vielleicht aber auch nur gefährlich naiver Doktor Frankenstein, der plötzlich fürchten muss, dass seine Methoden Monster kreiert haben könnten. Mal lachhaft, mal unheimlich, und manchmal einfach nur bemitleidenswert schlurft er durch sein Haus und hat er nichts mehr vom stolzen Herrn einer fortschrittlichen Heilanstalt. Eher wirkt er wie der Insasse seiner eigenen Psychiatrie – oder Psychose.
Mit diesem eher lebensuntüchtigen Exzentriker in einem lebensgefährlichen Haus eingeschlossen, müssen Brix und Janneke gewissermaßen eine Doppelfunktion erfüllen, und die Darsteller Margarita Broich und Wolfram Koch tun das mit dem üblichen gelassenen Vergnügen: Für Goser werden die professionellen Kriminalbeamten fast zu Elternfiguren; Anna Janneke ist die nachsichtig-verständnisvolle Mutter, in deren Schoss man sich verängstigt fallen lassen kann, und Paul Brix der strenge, aber starke Vater, der von "verdammten Freaks" wie Goser wenig hält und der ihm trotzdem den Schutz vor der feindlichen Welt nicht verwehrt.
Nur Verfechter der Psycholyse und Freunde halluzinogener Psychopharmaka werden an "Leben Tod Ekstase" keine Freude haben – da ist die Haltung des Films ziemlich eindeutig. Drogen sind so ziemlich das Letzte, worauf man nach diesem "Tatort" Lust hat. Sogar das Bier, bei dem sich Brix und Janneke in Fannys Kneipe schließlich erholen dürfen, leuchtet geradezu gefährlich gelb.
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