Die Verschwörungstheoretiker übernehmen den “Kampf der Realitystars”. Ihr Opfer: Andrej Mangold. Da platzt sogar dem sonst so kontrollierten Ex-Bachelor der muskulöse Kragen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Es gibt in der sechsten Folge von "Kampf der Realitystars" gleich zu Beginn eine kleine Szene, die sehr gut den aktuellen Geisteszustand der Öffentlichkeits-Junkies beschreibt. Im Mittelpunkt Kader Loth und ihr gerade noch Vertrauter Gino Bormann. "Ich bin wirklich enttäuscht von dir", sagt sie zu ihm. Worum kann es da nur gehen? Wurden Gefühle verletzt? Schlüpper vertauscht?

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Nein, Grund des lautstarken Zwists ist eine Gabel. Richtig, eine Gabel. Keine besondere, nicht der Lieblingsdreizack von Marie Antoinette, auch nicht der Schnitzelspachtel des Wendlers, bevor er dem Wahnsinn anheim fiel, eine ganz handelsübliche Gabel. Kader Loth ließ sie fallen, Gino Bormann stieg hinein. Das reicht bei RTL2 schon zur besten Sendezeit.

Das perfekte Stichwort für Neuzugang Alessia Herren, die Tochter des mittlerweile verstorbenen Willi Herren, der sich im letzten Jahr durch den "Kampf der Realitystars" quälte. Offensichtlich ihre einzige Teilnahmeberechtigung an der Show. Ihre Mathe-Kenntnisse können es zumindest nicht sein. Ihre Selbstbeschreibung in drei Worten: "Ehrlich, loyal, lustig, offen."

Nichts ist so fragil wie die Gefühle eines Mannes in der zweiten Pubertät

Ob Neuzugang Nummer zwei erfolgreicher im Kopfrechnen ist, gilt zu bezweifeln. Sie wird eingeleitet mit einer Fragerunde: Von wem glauben die Zuschauer, dass sie am prominentesten ist? Die richtige Antwort: Silvia Wollny, die Frau, die ihren zweifelhaften Bekanntheitsgrad vor allem der kreativ-schaurigen Namensgebung ihrer zwei bis zwölf Kinder verdankt. Cosimo, der sich selbst vorne sieht, ist frustriert: "Die kann nicht mal tanzen, die Frau! Das tut mich schon sehr verletzten!" Nichts ist so fragil wie die Gefühle eines Mannes in der zweiten Pubertät.

Zurück zu Alessia Herren, die einen weiteren eindrucksvollen Beweis für die Qualität des deutschen Schulsystems liefert. Sie liest die Aufgabenstellung des nächsten Spiels vor: "Oh nee, da steht irgendeine Sprache." Nun ja, das ist seit der Erfindung der Keilschrift die Grundvoraussetzung für diese Art der Kommunikation. "Liberte, Agalite?" Nun ja, fast. Nochmal bitte! "Was ist das?", fragt Alessia.

Nur der wichtigste französische Satz der letzten 200 Jahre, aber das muss man natürlich nicht wissen. "Tschem … Habt ihr das verstanden ihr alle?" Nein, aber die Sendung versteht auch keiner, irgendwie passt das. Nur soviel: Für jede falsche Antwort wird später eine Kandidatin Sendezeit verlieren.

Loona schaltet in den Verschwörungsmodus

Die sechste Folge von "Kampf der Realitystars" ist diesmal sowieso die große Show der eingebildeten Männerfeindschaften. Ex-Bachelor Andrej Mangold freundet sich mit Jenefer Riili an, sehr zum Argwohn ihres bisherigen Best-Mucki-Friend-Forever Chris Broy. Der sieht sich schon wieder nur an Position zwei für die abgelegten Liebschaften des Bachelors.

One-Hit-Wonder Loona heizt die Situation zusätzlich an. Sie will gesehen haben, wie Mangold auf dem Weg zum Klo Riili Zettel zugesteckt hat. Glücklicherweise konnten wir einen Blick darauf werfen. Moment, hier der Inhalt: "Ey Jenni, findest du ‘Bailando’ eigentlich auch so scheiße?"

Die Influencerin ist auf jeden Fall wegen der Anschuldigungen entsetzt. Sie fordert von der Produktion hier und jetzt den Video-Beweis ihrer Unschuld. In der Bundesliga gibt es den schließlich auch! Die hat aber deutlich mehr Budget. Und selbst bei "Kampf der Realitystars" will sich niemand durch 24 Stunden Toiletten-Ödnis-Material arbeiten.

"Kampf der Realiltystars": Der Bachelor auf der Anklagebank

Für Andrej Mangold ist die mit der Teilnahme an dieser Show selbstgewählte Tortur aber noch nicht vorbei. Mit kristallklaren Querdenker-Fakten geht der Rest der Meute auf ihn los. Chris Broy erhebt die Stimme: "Wenn du hier jemand wehtust, der mir guttut, haben wir beide ein ganz großes Problem." Er glaubt nämlich, Mangold versuche alle Leute für sich zu gewinnen, die ihm nah stehen. Um, ähm, ja, warum eigentlich? Ihm die Sonnenbrille zu klauen, die diese schönen schweinchenrosa Flecken um seine Augen herum macht?

Mangold zumindest reicht es. "Mir geht's richtig auf den Sack. Ich bin hier straight, ich bin hier ehrlich, ich bin einfach wie ich bin", ruft er. Später allein vor der Kamera beginnt er zu weinen. Wer hätte das gedacht, Image-Wechsel geschafft. Die anschließende Therapie muss er allerdings selbst zahlen.

Die könnte Loona auch gut gebrauchen, denn auf einmal ist sie als Verschwörungstheoretikerin Nummer eins in der Beliebtheitsskala ganz nach unten gerutscht. Das bekommt sie gleich zu spüren. Da war doch noch etwas - ach ja, einer der Kandidaten verliert für das miserable Spiel Sendezeit. Die Mitbewohner wählen wenig überraschend Loona aus, die für den Rest der Sendung unscharf erscheint, mit verfremdeter Stimme. Karma is a bitch. Das sollte die Eurodance-Esoterikerin von "Kampf der Realitystars" eigentlich am besten wissen.

Loona wird zur Strafe gepixelt

Da bleibt ihr eigentlich nur eine Chance: Sie muss das letzte Spiel gewinnen und sich so vor der dem Rausschmiss retten. Zuerst wird sich gewogen. Cosimo Citiolo versucht noch kurzfristig Gewicht zu verlieren - und pupst Jenni Riili ins Gesicht. Die Frau hat es auch nicht leicht. Erst imaginierte Komplizin des Bachelors, jetzt im Fahrtwind des Stressers vom Neckar. Der reagiert gelassen: "Was keine Miete zahlt, muss raus." Ein Gentleman flatuliert und schweigt.

Damit das Niveau nicht aus Versehen steigt, kommt das passende Spiel dazu. Die Reality-Stars müssen durch Flüssigkeiten ihr Gewicht erhöhen. Claudia Obert nutzt die Gelegenheit, eine Schampus-Flasche zu exen, Gino Bormann reibt sich mit Ketchup ein. Kader Loth hat das Spiel offensichtlich nicht verstanden, sie gießt das Wasser über sich statt in sich. Was letzten Endes egal ist, es gewinnt wie immer Andrej Mangold.

Der eingeölte Riese setzt zum Supergau der Muskelmassen an

Zeit für den Showdown vor Moderations-Azubi Cathy Hummels. Pünktlich dazu wird Loona entpixelt und beginnt zu heulen. Können wir den Filter nicht wieder einschalten? Gleich für alle? Offensichtlich nicht, Chris Broy lädt bei der Stimmabgabe bereits seinen Aggressions-Akku: "Schmeiß rein, ich mach gleich hier mal eine fette Ansage. Weil das geht mir alles tierisch auf den Sack", poltert er los.

Oha! Kommt sie nun also endlich, die große Eruption des stillen eingeölten Riesen? Er setzt an: "So." Ein vielversprechender Auftakt. Dann faselt er etwas von In-sich-gekehrt-sein, er denke oft an seine schwangere Freundin und dass doch alles cool sei mit Andrej. Schweigend gefiel er uns allen besser.

Raus sind trotzdem weder Loona noch Chris Broy. Stattdessen trifft es JJ Rühle, die den Unterhaltungswert eines zu lange gekochten Risottos besitzt. Ihr folgt Laura Morante, die damit die fade Paar-Episode beim "Kampf der Realitystars" beendet. Zumindest geht sie mit Stil: "Für mich persönlich sind hier schon viele Ratten und Schlangen", stänkert sie. Vielleicht kommt in der nächsten Woche endlich der Kammerjäger.

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